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Nach Kritik an WahlplakatenStröer weist Vorwürfe von sich und will Runden Tisch

Lesezeit 3 Minuten
Anti-Grünen-Plakate

Ein Anti-Grünen-Plakat in der Kölner Bahnstation Appellhofplatz

Köln – Der Kölner Werbevermarkter Ströer hat mit dem Aufruf zu einem Runden Tisch auf die Kritik an den umstrittenen Plakaten einer AfD-nahen Privatinitiative reagiert, die auf den Werbeflächen die Politik der Grünen angreift.

Das Unternehmen verweist darauf, nicht für die Inhalte der Wahlwerbung verantwortlich zu sein. „Wir möchten mit der Einladung zum Runden Tisch mit den im Bundestag vertretenen Parteien in einen Dialog treten und weitere Maßnahmen diskutieren: Welche Regeln sollen für politische Kommunikation und insbesondere Parteiwerbung im Außenwerbebereich in der Zukunft gelten? Es muss ein klares Regelwerk geben und das kann zum Beispiel bedeuten, dass wir politische Kommunikation oder Kampagnen nur noch von Parteien (und keinen anderen Firmen, Verlagen oder Organisationen/Initiativen) annehmen und dass nur die Kampagnen zum Aushang gebracht werden, die für die Argumente und Positionen der eigenen Partei werben, nicht aber gegen die politische Konkurrenz“, heißt es in der Erklärung wörtlich.

Zuspruch für Runden Tisch

Nach der vor einigen Wochen ausgehängten „bundestag-nazifrei.de“-Kampagne, die gegen die AfD platziert wurde, ist die ‚#GrünerMist‘-Kampagne gegen Die Grünen nun der zweite Fall in kurzer Zeit, in dem Mitarbeiter von Ströer und das Unternehmen selbst öffentlich vom jeweiligen politischen Widersacher angegriffen werden.

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Bereits einen Tag nach dem Vorschlag zum Runden Tisch gab es Zuspruch aus dem politischen Lager. „Die Resonanz ist sehr gut, die Reaktionen mehrerer Parteien bestätigten unseren Wunsch nach einer solchen Einrichtung, die zu klaren Regeln führt“, sagte am Mittwoch ein Sprecher von Ströer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. „Wir wollen aber keine Regeln vorschlagen, die Politik soll sie im Konsens erarbeiten“, so der Sprecher weiter.

Viele Bürgerinnen und Bürger sind gemeinhin der Meinung, Ströer habe Einflussmöglichkeiten auf die Gestaltung der Plakate oder deren Wortwahl. Ströer weist das von sich, und betont, dass man lediglich Plakate ablehnen könne, die gegen Recht und Gesetz verstießen.

Ströer hat Marktanteil von 60 Prozent

Hintergrund der Regelungen für Werbevermarkter ist nicht allein die Meinungsfreiheit in Deutschland, sondern auch die Besonderheiten des Marktes für Außenwerbung, also Plakate aller Art. Denn in vielen, den meisten Regionen Deutschlands gibt es nur wenige oder oft nur einen Anbieter für solche Werbeflächen. Es existieren also regionale oder lokale Monopole, die in Sachen möglichem Machtmissbrauch unter besonderer Beobachtung stehen. So erklären Branchenkenner das vorsichtige Vorgehen Ströers, der etwa in Bonn als einziger Anbieter antritt. Bundesweit hat das Unternehmen einen Marktanteil von mehr als 60 Prozent.

Wirtschaftlich sei der Markt mit Wahlwerbung für Ströer von nachrangiger Bedeutung. In Jahren mit Bundestagswahlen sorgen politische Kampagnen nach Angaben von Ströer-Co-Chef Christian Schmalzl für Umsätze von etwa fünf Millionen Euro, in Jahren mit mehreren Landtagswahlen für zwei bis 2,5 Millionen. Allein in den ersten sechs Monaten erreichte der Umsatz 685,9 (Vorjahreszeitraum: 632,4) Millionen Euro, das bereinigte Ebitda 180,2 (55,3) Millionen. Nach einem Verlust von 45,2 Millionen im Vorjahreszeitraum lag das Ergebnis jetzt bei 6,2 Millionen.