Essen – Sie gilt als größte Oldtimer-Messe der Welt: Bis Sonntag findet in der Messe Essen die Techno Classica statt. Mehr als 2700 historische Automobile aller Preisklassen stehen zum Verkauf, rund 1250 Aussteller präsentieren Oldtimer, Youngtimer und Zubehör, dazu sind mehr als 200 Clubs vertreten. Erwartet werden 180.000 Besucher. Die Begeisterung für Oldtimer ist noch immer groß, ihr Wert steigt aber nur noch leicht.
Der Markt
„Von Preisextremen ist momentan nicht viel zu spüren“, sagt Martin Heinze vom Bewertungsspezialisten Classic-Analytics. Unter anderem dämpften Befürchtungen die Oldtimer-Preise, wonach auch Autos mit H-Kennzeichen von Fahrverboten in Innenstädten betroffen sein könnten.
Laut Classic-Analytics werden mit Youngtimern ab einem Alter von 20 Jahren und Oldtimern ab 30 Jahren aber noch immer rund zehn Milliarden Euro pro Jahr umgesetzt. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft BBE Automotive gibt jeder Oldtimer-Besitzer im Schnitt 2800 Euro pro Jahr für Wartung und Pflege seines Autos aus.
Die Oldtimerpreise entwickelten sich zuletzt nur moderat aufwärts. Im Durchschnitt stiegen sie laut Oldtimer-Index, der die Preisentwicklung der 88 gängigsten Oldtimer abbildet, im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent – im langfristigen Vergleich relativ wenig. „Stellenweise gehen die Preise deutlich zurück“, so Martin Heinze. Alte Porsche 911 oder Mercedes W 113 (Pagode) etwa seien nun deutlich günstiger zu haben als noch in der Oldtimer-Boomphase 2015/2016.
Sportliche Autos der 1980er und 1990er Jahre stiegen hingegen im Wert, auch japanische Geländewagen wie der Toyota Land Cruiser oder Mitsubishi Pajero seien begehrt. Einzelne Modelle verzeichnen besonders gute Zuwachsraten. Im vergangenen Jahr stiegen die Preise für einen BMW 3,0 CSi (Baujahr 1971-1975) in gutem Zustand um satte 46,7 Prozent, gefolgt vom VW Käfer 1300 (1967-1973) mit 45,5 Prozent und dem Opel Kadett B (1965-1971) mit einem Plus von 23,6 Prozent.
Ein hohes Wertsteigerungspotenzial attestiert Gerd Heinemann von BBE Automotive vor allem Coupés, Sportwagen und Cabrios in gutem Zustand. Englische Fabrikate seien generell nur in sehr gutem Zustand wertstabil. Eine gute Rendite erzielten Fahrzeuge in der Preisklasse zwischen 40 000 und 60 000 Euro, so Heinemann. Denn Autos in diesem Segment seien hochwertig und von vielen Menschen bezahlbar.
Worauf Käufer achten sollten
Generell ratsam sei, eher ein teureres Fahrzeug mit guter Substanz zu kaufen als ein günstigeres mit Reparaturbedarf, so Jürgen Cüpper, Oldtimerexperte beim ADAC Nordrhein. Denn die Reparaturkosten seien ebenso gestiegen wie der Wert der Oldtimer. Wertsteigernd wirke sich ein möglichst originalgetreuer Zustand aus.
Vor dem Kauf sollten sich Interessenten auch die Pflege- und Wartungskosten sowie die Ersatzteilversorgung im Auge behalten. Ein teurer Unterhalt könne eine gute Wertentwicklung schnell auffressen, so der Experte. Ohne Freude am Fahrzeug ergebe aber der beste Oldtimer-Kauf keinen Sinn. Ein Auto, das nicht gefahren werde, nehme Schaden und verliere eher an Wert.
Die Messe
Das Auktionshaus Sotheby’s versteigert erstmals in Deutschland rund 230 Klassiker. Angeboten werden zum Teil hochpreisige Exoten, allen voran ein Mercedes 540 K Cabriolet A von 1937, der auf bis zu 2,4 Millionen Euro geschätzt wird. Aber auch etliche Youngtimer zwischen 15 000 und 20 000 Euro werden angeboten. Auf dem Ford-Stand steht in diesem Jahr der Ford Capri im Mittelpunkt, der vor 50 Jahren auf den Markt kam.
Mercedes-Benz zeigt einen originalen Scheunenfund eines 300 SL Flügeltürers von 1954 sowie mehrere Versionen des orangefarbenen Experimentalfahrzeugs C 111, das 1969 auf der IAA präsentiert wurde. VW erinnert an die Anfänge des Käfer-Cabrios vor 70 Jahren und in Halle 6 zeigen führende Citroën-Clubs wichtige Modelle seit Beginn der Produktion vor 100 Jahren – angefangen vom 10 HP Typ A von 1919 bis zur C 6-Limousine von 2006. Mit einem rundum restaurierten C 6 von 1929 ist auch eines der seltenen Citroën-Wagen aus Kölner Produktion zu sehen.
Öffnungszeiten
Geöffnet ist die Techno Classica am Donnerstag, 11. April, von 9 bis 18 Uhr, am Freitag, 12. April, von 9 Uhr bis 19 Uhr, am Samstag, 13. April, von 9 Uhr bis 18 Uhr und am Sonntag, 14. April, von 9 bis 18 Uhr. Eine Tageskarte kostet 25 Euro, Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren, Studenten und Schüler zahlen 20 Euro, Kinder und Jugendliche von acht bis 14 zahlen 12,50 Euro.