AboAbonnieren

Zahlen für NRWSo stark steigen die Preise für Strom und Gas zum Jahreswechsel

Lesezeit 4 Minuten

Auch die Rhein-Energie hat die Preise deutlich erhöht

Etliche Energieanbieter erhöhen zum Jahreswechsel die Preise. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Grundversorgern.

Die Erhöhung der Energiepreise ist für die Menschen in Nordrhein-Westfalen zum Jahreswechsel eher Regel als Ausnahme. 70 Prozent der insgesamt 123 Grundversorger für Strom erhöhen die Preise, wie die Verbraucherzentrale NRW ermittelt hat.

Energiekrise: Strompreise steigen im Schnitt um 44 Prozent

Der durchschnittliche Anstieg liegt dabei bei 44 Prozent. Die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen damit ab Januar in der Grundversorgung im Schnitt 46,4 Cent für eine Kilowattstunde Strom. Derzeit sind es 35,5 Cent. Die Mehrbelastung liegt bei einem Haushalt mit einem Verbrauch von 3000 Kilowattstunden 470 Euro im Jahr.

„In dieser Höhe sind die Preissteigerungen einmalig“, sagte Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW. Sieverding betont, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern dabei sehr hoch seien.

„Bei dem günstigsten Grundversorger zahlen Kundinnen und Kunden nur knapp 30 Cent pro Kilowattstunde, beim teuersten sind es circa 84 Cent pro Kilowattstunde.“ Zahlen anderer Stromanbieter und Tarife flossen nicht in die Auswertung ein. Bei der Kölner Rhein-Energie steigt der Strompreis in der Grundversorgung ab Januar 2023 auf 54,98 Cent. Das Unternehmen hatte das Anfang Dezember mit einem Anstieg der Beschaffungspreise in den vergangenen 15 Monaten um im Mittel 300 Prozent begründet.

Gaspreise steigen ebenfalls spürbar

Auch die Gaspreise legen zum Jahreswechsel deutlich zu, wenn auch weniger stark. Laut Verbraucherzentrale erhöhen 80 von 140 Gasgrundversorgern und damit 57 Prozent der Anbieter ihre Preise zum ersten Januar. Im Durchschnitt erhöhten sich die Gesamtkosten für einen Haushalt mit 20.000 Kilowattstunden im Jahr um 37 Prozent oder 830 Euro.

Der Durchschnittsarbeitspreis liege ab Januar bei 16,24 Cent pro Kilowattstunde (Dezember 2022: 14 Cent). Auch hier ist die Preisspanne sehr hoch: Der billigste NRW-Anbieter kommt auf acht, der teuerste auf 27 Cent. Bei der Rhein-Energie liegt der Arbeitspreis derzeit bei 17,13 Cent Cent pro Kilowattstunde.

Auch im Vergleich zur Vorkrisenzeit sind die Anstiege immens: „Viele Haushalte haben vor der Krise Gas für fünf bis sechs Cent bezogen“, so Sieverding. Die Aufgabe der Verbraucherzentrale liege in der derzeitigen Situation darin, „Transparenz reinzubringen“. Man habe durchaus Verständnis für die Situation der Grundversorger. Doch die großen Spannweiten wärfen Fragen auf.

Land gibt mehr Geld für Beratungsangebote

Von der Landesregierung bekommt die Verbraucherzentrale NRW nun mehr Geld, um ihre Beratungs- und Informationsangebote zu Energiethemen auszubauen. Wie Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen auf der gemeinsamen Pressekonferenz mitteilte, stellt das Land mit dem neuen Haushalt jeweils sieben Millionen Euro für 2023 und 2024 zur Verfügung.

Das seien rund 1,6 Millionen Euro jährlich mehr als bislang für Projektmaßnahmen im Energiebereich eingesetzt werden konnten. „Die Energiekrise hat uns nach wie vor fest im Griff“, sagte Gorißen. Die ab Januar angekündigten Energiepreiserhöhungen würden die Verbraucher zusätzlich belasten. Auch Mittelschichtshaushalte gerieten zunehmend unter Druck. „Nicht alle Verbraucherinnen und Verbraucher werden das stemmen können.“ Die Ministerin appellierte an Unternehmen, in diesem Winter ausnahmsweise von Energiepreissperren abzusehen.

Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW, stellte fest, die Energieunternehmen gingen sehr unterschiedlich mit der Problematik um. „In vielen Fällen wird das Thema kommunal sehr verantwortlich gehandhabt.“ Zuletzt hätten Zahlen kursiert, denen zufolge perspektivisch bis zu 15 Prozent der Haushalte ihre Rechnungen nicht mehr zahlen könnten. Nun müsse man schauen, wie sich die Situation nach Einführung der Preisbremse entwickle. Eine so hohe Zahl an Energiesperren „wäre aber auch gar nicht durchsetzbar“.

85.000 Anfragen zum Thema Energie

Bei der Verbraucherzentrale NRW sind 2022 rund 85.000 Verbraucheranfragen zum Thema Energiepreise eingegangen – eine Steigerung von 135 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden fast 20.000 Energiesparberatungen durchgeführt.

Auch bei der Kölner Beratungsstelle gehen viele Anfragen zum Thema ein. Viele Menschen vor Ort beschäftigt dabei vor allem die Frage, ob sie bei einer Preiserhöhung pauschal Widerspruch einlegen sollen. „Davon halten wir aber nichts“, sagt Diana Meschke, Leiterin der Kölner Beratungsstelle. Sie empfiehlt, Verträge bei einem begründeten Verdacht auf Unregelmäßigkeiten prüfen zu lassen. Die Verbraucherschützer gehen aber auch davon aus, dass die Menschen ihr Geld zurück bekommen, sollte das Kartellamt eine unrechtmäßige Preiserhöhung feststellen.