Ein Warnstreik hat am Montag bundesweit den Flugverkehr weitgehend stillstehen lassen. Die Kölner brauchen auch in den kommenden Tagen noch gute Nerven.
Gewerkschaft fordert mehr GeldVerdi legt den Flughafen Köln/Bonn komplett lahm

Streik am Flughafen Köln/Bonn.
Copyright: Arton Krasniqi
Die Terminals 1 und 2 des Flughafens Köln/Bonn wirkten am Montag gespenstisch. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Auf den Gängen waren nur vereinzelt Handwerker oder Flughafenmitarbeiter zu sehen. Auch Geschäfte und Gastronomiebetriebe blieben verwaist.
Gegen Mittag waren bereits 152 von 172 geplanten Flügen gestrichen, wie ein Sprecher des Flughafens Köln/Bonn mitteile. Auf den Info-Tafeln des Airports war „cancelled“ das häufigste Wort. „20.000 Passagiere können wegen des Streiks nicht fliegen“, so der Sprecher weiter. Ob die 20 verbliebenen Maschinen noch zum Einsatz kamen, war am Abend unklar. Experten zufolge dürften sie aber Köln/Bonn ohne Passagiere verlassen haben. Auch der Frachtflugverkehr war eingeschränkt. Der Flughafensprecher bezifferte die Einnahmeausfälle durch den Streiktag auf „mehrere Hunderttausend Euro“.
Auch über das Streikende hinaus könne es vereinzelt zu Beeinträchtigungen oder Verzögerungen im Flugplan kommen. Der Flughafen rechnet aber für den Dienstag (11. März) wieder mit einem regulären Betrieb.
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Flugausfälle an 13 deutschen Airports
An insgesamt 13 Flughäfen legten Beschäftigte unter anderem der Fluggast- und Gepäckabfertigung und der Flugsicherheit die Arbeit nieder. Die Flugausfälle betrafen bundesweit hunderttausende Passagiere. Von den ursprünglich 338 geplanten Flugbewegungen am Airport Düsseldorf beispielsweise fand am Montag nur rund die Hälfte statt. „Die Fluggesellschaften haben insgesamt 148 Starts und Landungen gestrichen. Außerdem wurden 29 Flüge zu anderen Flughäfen umgeleitet und fünf Flüge auf den Folgetag verschoben“, sagte ein Sprecher des Flughafens Düsseldorf.

Streik am Flughafen Köln/Bonn.
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Vor der dritten Tarifrunde für die Beschäftigten des öffentlichen Diensts von Bund und Kommunen erhöhte die Gewerkschaft Verdi damit den Druck auf den Bund und die Arbeitgeber. Seit Mitternacht befanden sich Beschäftigte des öffentlichen Dienstes der Flughafenbetreiber im Ausstand sowie die Bodenverkehrsdienste, die unter anderem für Check-in, Gepäckabfertigung, Betankung und die Arbeit auf dem Vorfeld zuständig sind. Auch Mitarbeiter im Luftsicherheitsbereich beteiligten sich am Warnstreik an den beiden größten deutschen Flughäfen Frankfurt am Main und München sowie zahlreichen weiteren Airports wie Stuttgart und Leipzig/Halle.
Dem Flughafenverband ADV nach mussten infolge des „Monsterstreiks“ knapp 3500 Flüge gestrichen werden. Mehr als 560.000 Passagiere konnten demnach ihre Flüge nicht antreten. Der Flughafen Berlin/Brandenburg stellte den regulären Betrieb komplett ein.
90 Prozent der Flüge in Frankfurt gestrichen
Allein in Frankfurt wurden am Montag nach Angaben eines Sprechers des Flughafenbetreibers Fraport etwa 1050 der rund 1170 geplanten An- und Abflüge mit mehr als 150.000 Passagieren annulliert. Der Flughafen München rechnete mit nur 170 Starts und Landungen von ursprünglich 820 Flügen mit rund 100.000 Passagieren. In Hamburg hatte Verdi den Warnstreik vorgezogen, sodass der Flughafen bereits am Sonntag geschlossen blieb.
Verdi begründete den Flughafenstreik mit dem bislang ausgebliebenen Angebot der Arbeitgeber bei den laufenden Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. „Unter den Beschäftigten herrscht maximale Verärgerung über die Haltung der Arbeitgeber, die noch immer kein Angebot vorgelegt haben und weiter mauern“, erklärte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke. Die Arbeitgeber sollten wissen, „dass wir durchsetzungsfähig sind“.
Die Verhandlungen für die deutschlandweit mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen werden ab Freitag in Potsdam fortgesetzt. Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn, mindestens aber 350 Euro mehr pro Monat sowie höhere Zuschläge für besonders belastende Tätigkeiten. Außerdem verlangt die Gewerkschaft drei zusätzliche freie Tage.
Scharfe Kritik am Streik aus der Wirtschaft
Nach Gewerkschaftsangaben ist der Flächentarifvertrag der Bodenverkehrsdienste an den öffentlichen Dienst angelehnt, sodass auch sie von Verbesserungen profitieren würden. Die Mitarbeiter im Luftsicherheitsbereich streiken, weil die Gewerkschaften derzeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über den Manteltarif verhandeln. Hier ist die nächste Verhandlungsrunde für Ende März geplant.
Scharfe Kritik kam aus der Wirtschaft. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) nannte die Flughafenstreiks „nicht hinnehmbar“. Der Luftverkehr sei „essentiell für den Wirtschaftsstandort Deutschland und darf nicht als Spielfeld für Tarifauseinandersetzungen ausgenutzt werden“, kritisierte Hauptgeschäftsführers Joachim Lang.

Streik am Flughafen Köln/Bonn.
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ADV-Hauptgeschäftsführer Ralph Beisel, erklärte, die deutschen Flughäfen seien durch den Streik „vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten“ worden. Damit habe der Streik auch Auswirkungen auf den europäischen und globalen Flugverkehr. Beide Verbände forderten eine Reform des Streikrechts für kritische Infrastrukturen. Es müsse sichergestellt werden, dass Streiks an Flughäfen nur unter bestimmten Bedingungen und mit angemessenen Vorankündigungen stattfinden dürften.
Seit Wochen werden die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst von Warnstreiks begleitet. Verdi-Chef Werneke kündigte neben den Flughafenstreiks in dieser Woche weitere Arbeitsniederlegungen etwa bei der Abfallversorgung an.
In Köln ist am Dienstag wieder mit Streiks im ÖPNV zu rechnen. Die Gewerkschaft Verdi hat am Sonntag zu einem weiteren Warnstreik für Dienstag, 11. März, aufgerufen. Der Aufruf richtet sich an das Fahrpersonal der Stadtbahnen und Busse. Das bedeutet, dass ab Dienstag, 3 Uhr, keine Stadtbahn-Fahrten der KVB stattfinden und nur die durch Subunternehmen durchgeführten Busfahrten erfolgen können. Am Mittwoch wird bei der KVB ohnehin gestreikt, dazu war schon in der vergangenen Woche aufgerufen worden. (mit afp)