Das Bundesverkehrsministerium sieht bei Talbrücken im Kreis Euskirchen „deutliche Defizite bei der Tragfähigkeit“ und plant daher den Neubau.
InfrastrukturDie A1-Talbrücken im Kreis Euskirchen müssen neu gebaut werden
„Nichts bleibt für die Ewigkeit“ – diese Erkenntnis haben die Düsseldorfer Musiker der Band „Die Toten Hosen“ bereits 1996 in ihrem gleichnamigen Song verarbeitet. Den Vorzeige-Punkern ging es damals um die eigene Vergänglichkeit, die Endlichkeit des eigenen Lebens. Die Aussage trifft aber auch auf Bauwerke zu, zumal, wenn sie zeit ihres Lebens stetig wachsenden Belastungen ausgesetzt sind.
Auf die beiden großen Autobahntalbrücken im Kreis Euskirchen, die Krebsbachtalbrücke bei Mechernich-Holzheim und die Brücke „Zingsheimer Wald“, trifft dies in besonderer Weise zu. Denn als die beiden Bauwerke – geplant in den 70-er, gebaut Anfang der 80-er – vor etwas mehr als 40 Jahren in Betrieb genommen wurden, war der Verkehr auf der „Eifelautobahn“ noch deutlich geringer als heute.
Ministerium: Brücken haben erhebliche Defizite bei der Tragfähigkeit
Auf eine Anfrage des Gemünder FDP-Bundestagsabgeordneten Markus Herbrand, der von dieser Redaktion vom möglichen Neubau der beiden Brücken erfahren hatte, bestätigte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV), dass sich die Planer bereits Gedanken über die beiden Brücken im Kreis Euskirchen machen: „Die Bauwerke Krebsbachtalbrücke und Talbrücke Zingsheimer Wald wurden gemäß der Nachrechnungsrichtlinie nachgerechnet“, so das Ministerium: „Im Ergebnis zeigten sich erhebliche Tragfähigkeitsdefizite, die durch Verstärkungsmaßnahmen verbessert, aber nicht vollständig behoben werden können.“
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Zwei Jahre lang wurde zuletzt an der 480 Meter langen Krebsbachtalbrücke gearbeitet – erst vor wenigen Wochen wurde die Baustelle, die immer wieder für Staus sorgte, aufgehoben. „Mit der Maßnahme wurde ein deutlich verbesserter Zustand erreicht“, so das Ministerium weiter. Auch für die Talbrücke Zingsheimer Wald (Länge: 810 Meter) seien Instandsetzungsarbeiten geplant: „Nach heutigem Stand können diese Arbeiten ab dem Jahr 2027 durchgeführt werden.“
Erneuerung der A1-Talbrücken im Kreis Euskirchen könnte 2036 beginnen
Herbrand sieht die abgeschlossenen wie die geplanten Arbeiten positiv: „Die Sanierung der Krebsbachtalbrücke war trotz der belastenden Einschränkungen richtig, um Tragfähigkeitsdefizite zu reduzieren und die Nutzungsdauer für uns alle deutlich zu verlängern“, urteilt der FDP-Abgeordnete: „Dasselbe Ergebnis erwarte ich von den geplanten Arbeiten an der Talbrücke Zingsheimer Wald und nehme dafür während der Bauzeit Einschränkungen in Kauf.“
Es bestehe das langfristige Ziel, dass sämtliche Autobahnbrücken „ein höheres Ziellastniveau“ aufweisen, führt das BMDV weiter aus: „Dies ist für die beiden genannten Bestandsbauwerke nicht erreichbar. Die Restnutzungsdauer dieser beiden Bauwerke wurde daher für die Jahre 2039 beziehungsweise 2040 festgelegt.“ Im Bauprogramm sei nach heutigem Stand eine Erneuerung ab dem Jahr 2036 vorgesehen. Es könne mit einer rund sechsjährigen Bauzeit gerechnet werden.
FDP-Abgeordneter Markus Herbrand: „Kommunale Partner frühzeitig einbinden“
„Grundlage der Planungen wird die bauzeitliche Aufrechterhaltung von zwei Fahrspuren je Fahrtrichtung sein“, so das Ministerium weiter. Ob und wann es zu einer spektakulären Brückensprengung wie zum Beispiel zuletzt bei der Talbrücke Rahmede an der A45 im Sauerland kommen könnte, ließ das Ministerium offen. Auch die Frage, wie teuer der Neubau werden könnte, kann das Verkehrsministerium noch nicht beantworten: „Eine belastbare Kostenschätzung für die Erneuerung der beiden Talbrücken liegt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vor“, heißt es dazu.
Herbrand sieht es als wichtig an, dass bei der ab 2036 angestrebten Erneuerung frühzeitig kommunale Partner aus Wirtschaft und Verwaltung „sowie die vielen Pendlerinnen und Pendler in den Planungsprozess mit eingebunden werden und deren Interessen Berücksichtigung finden“, so der Abgeordnete.
Der vom BMDV zugesagte Erhalt von jeweils zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung auch während der Bauzeit zeige deutlich, für wie wichtig die Brücke vom Ministerium angesehen werde. „Ich bin zuversichtlich, dass die Einschränkungen so gering wie möglich gehalten werden und durch die Offenhaltung der Fahrspuren keine Notwendigkeit für Umleitungsstrecken durch nahe liegende Ortschaften besteht“, so Herbrand.
Mögliche negative Auswirkungen auf den Lückenschluss der A1 seien durch die in rund 14 Jahren vorgesehenen Brückenarbeiten aus seiner Sicht nicht zu befürchten: „Beide Prozesse sollen unabhängig voneinander geplant, finanziert und durchgeführt werden.“