80 offene Weine und HäppchenIst die neue „Zippiri Wynbar“ einen Besuch wert?
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Die kleine Schwester der Zippiri Gourmetwerkstatt bietet viele Weine und kleine, italienische Speisen.
Wie es in der „Zippiri Wynbar“ schmeckt und warum Carsten Henns Empfehlung so simpel ist, lesen Sie hier.
Zuerst habe ich beim unbeholfen-modernistischen Namen „Wynbar“ gestutzt, doch als Logo wird aus dem „Y“ ein halb gefülltes Rotweinglas und sieht klasse aus. Die Wynbar an der Aachener Straße ist die kleine Schwester der Zippiri Gourmetwerkstatt an der Riehler Straße – die Piras-Familie scheint viel befahrene Straßen zu lieben.
Hier wie dort gibt es auch einige Plätze draußen, und im Laufe eines Abends hört man den Straßenlärm immer weniger, was am steigenden Weingenuss liegen könnte. Und dass der hier steigt, ist so gut wie sicher.
Stolze 80 Weine werden offen angeboten, mit Schwerpunkt Italien und Deutschland. Das alles zu sehr fairen Preisen. Bei den Flaschenweinen gibt es zum Beispiel einen enorm süffigen „Diel de Diel“ für 25 Euro. Das Speisen-Konzept ist sehr pur: kleine Portionen, eine Art italienische Tapas, alles mit wenigen, guten Zutaten, deren Eigengeschmack nicht mit Schischi übertönt wird.
Drei – wirklich gute – Austern kommen zum Beispiel zusammen mit Zitrone und einem Apfel-Schalotten-Wodka Kompott auf den Tisch, wobei der Wodka geschmacklich leider untergeht. Der Schinken von der roten Berkel (kultige Maschine, die hauchdünn aufschneiden kann) und der Parmesan dazu sind beide klasse. Das Gleiche gilt für die Burrata, der Panzanella (italienischer Brotsalat) und eine Sardelle zur Seite gestellt werden.
Die kühl servierten Krakenstücke mit Kartoffel-Minz-Salat sind dagegen geschmacklich eindimensional, die Minze entfaltet kaum Wirkung. Der teuerste Gang der Karte ist ein Flanksteak, zu dem es Caponata gibt, ein süßsaures Gemüsegericht der sizilianischen Küche. Das Fleisch ist an sich gut, aber es fehlt sowohl an Salz wie auch an Sauce. Ein dickes Plus gibt es dagegen für die Ricotta-Ravioli. Die Pasta ist richtig überzeugend, aber warum setzt man auf einen so billigen, kulinarischen Trick wie Trüffelöl? Es zerstört jegliche Balance und knüppelt alle Aromen neben sich tot. Ein Trauerspiel.
Leckere Maracuja Panna Cotta zum Abchluss
Die abschließende Maracuja Panna Cotta punktet mit erfrischender Säure, die von einer Vanillesauce ausbalanciert wird, Teigkrümel verleihen dazu etwas Crunch. Öde dagegen die Tortino al Cioccolato, also innen fast flüssiger Schokokuchen, mit undifferenzierter Schokonote.
Am günstigsten kommt man beim Essen weg, wenn man sich eines der Menüs bestellt, 4-Gang zu 35 Euro oder 5-Gang zu 42 Euro – wer Hunger hat, braucht definitiv fünf.
Meine Empfehlung: Für kleines Geld Brot mit Oliven oder Sardellen bestellen (je 5 Euro), dazu ein schönes Glas oder eine Buddel Wein, fertig ist das günstige Vergnügen. Der Service um Michele Lauricella Ninotta ist sehr freundlich, das hauseigene Olivenöl und der hausgemachte Limoncello sind prima und einmal im Monat gibt es ein Winzer-Event mit sechs Gängen, das auch sehr fair kalkuliert ist.
Fazit: Weinbar für Freunde deutscher und italienischer Tropfen – und kleinem Hunger.