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Eidechsen neben SüßemDiese bunte Sammlung Schmuggelware landet beim Kölner Zoll

Lesezeit 4 Minuten

Katja Fricke und Mario Villani vom Kölner Zoll konfiszieren Schmuggelware.

  1. Rund fünf Milliarden Euro verdienen Tierschmuggler pro Jahr mit illegalem Handel.
  2. Im vergangenen Jahr haben Beamte in Frankfurt allein 460 lebende Tiere aus dem Verkehr gezogen.
  3. Nicht nur lebende Tiere sind verboten: Auch Pythonlederjacken und Elfenbeinschnitzereien.

Köln – Vier Eidechsen aus süßem Gefängnis befreit“ stand über der Pressemitteilung des Kölner Zollamts. Die grünen Baumschleichen wurden in einem Paket voller Süßigkeiten entdeckt. Eidechsen, deren Handel laut Washingtoner Artenschutzabkommen stark reglementiert ist, weil ihr Lebensraum in den Hochlandnebelwäldern Mexikos immer weiter zerstört wird und die Populationen schrumpfen. Die Baumschleichen wurden dem Zoologischen Forschungsmuseum Alexander König in Bonn übergeben. Dieser Vorfall ist drei Jahre her.

„Es gibt den Markt für lebende Tiere definitiv“, sagt der Zollbeamte Mario Villani, zuständig für Artenschutz-Vergehen. „Aber der Flughafen Köln-Bonn ist nicht der normale Weg für Schmuggler.“ Von dort gehen keine direkten Passagierflüge in südamerikanische, asiatische oder südafrikanische Länder. Anders in Frankfurt: Hier haben Zollbeamte im vergangenen Jahr 460 lebende Tiere aus dem Verkehr gezogen: tropische Fische, Schildkröten, Spinnen, Leguane waren darunter.

Lebende Tiere kommen in den Kölner Zoo

In Köln entdecken die Beamten den überwiegenden Anteil der Verstöße gegen das Artenschutzrecht, das nicht nur Tiere sondern auch geschützte Pflanzen aufführt, im Frachtverkehr. Die Pakete werden anders als das Gepäck im Passagierverkehr nicht durchleuchtet, sondern nur stichprobenartig kontrolliert. Meist werden die Beamten bei der Deklarierung hellhörig, „Ziergegenstand aus Afrika“ wäre so eine Formulierung. Denn nicht nur die lebenden Tiere sind verboten, sondern auch, was Wilderer aus ihnen machen: Elfenbeinschnitzereien, Pythonlederjacken, Potenzmittel aus Nashornpulver.

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Die Gegenstände werden vom Zoll konfisziert und zur Überprüfung beispielsweise an das Bundesamt für Naturschutz übergeben. Kann der Besitzer keine Genehmigung vorzeigen, wird der unerlaubte Import vom Zoll vernichtet, lebende Tiere dem Kölner Zoo übergeben.

Stoßzahn oder Stiefel

Die Kölner Asservatenkammer zeigt einen kleinen Ausschnitt des weltweiten Marktes: Rund fünf Milliarden Euro verdienen Schmuggler laut Deutschem Tierschutzbund mit dem illegalen Handel von Wildtieren und ihren sterblichen Überresten. Nach dem Drogen-, Waffen- und Menschenschmuggel ein weiteres erträgliches Geschäft, das andere Schätzungen, zum Beispiel der Organisation Interpol, noch wertvoller einstufen. Wobei nicht hinter allen Funden, die der Kölner Zoll macht, kriminelle Energie stecken dürfte.

„Dass ein Elfenbeinstoßzahn nicht erlaubt ist, wissen wohl die Meisten“, vermutet Zollbeamtin Katja Fricke. Mit Blick auf die Stiefel aus Schlangenleder sagt sie: „Das ist wohl eher Unwissenheit. Die Menschen bestellen solche Sachen im Internet und informieren sich gar nicht, was eigentlich erlaubt ist.“ Oder lassen sich von einem Verkäufer im Urlaubsland ein dubioses Papier aushändigen, das angeblich die Mitnahme nach Deutschland erlaubt. Eine so genannte Ausfuhrgenehmigung können aber nur staatliche Behörden ausstellen. Kleinere Vergehen werden mit einer niedrigen dreistelligen Geldstrafe geahndet. Kann Vorsatz nachgewiesen werden, droht eine Haftstrafe.

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Funde aus der Asservatenkammer des Zolls am Kölner Flughafen.

Ein Problem, das das illegale Geschäft begünstigt: Viele bedrohte Arten weist das internationale Abkommen CITES gar nicht aus, obwohl das Einfangen oder Töten in den Herkunftsländern streng verboten ist. Einmal reingeschmuggelt können die Tiere in der Europäischen Union dann frei verkauft werden. Laut Eurostat-Statistik wurden in den Jahren 2013 bis 2017 etwa 1,49 Millionen Reptilien allein nach Deutschland importiert, im Durchschnitt knapp 300000 Tiere pro Jahr. Damit ist Deutschland innerhalb der EU der größte Importeur. Allerdings beobachten Experten einen Rückgang der Wildfänge, weil es auch im Ausland immer mehr Nachzuchten gibt – von riesigen Farmen, die Schildkröten, Leguane und Schlangen züchten, um den europäischen Markt zu bedienen.

Bär blieb beim Zoll

Die bunte Sammlung des Kölner Zolls – ein Elfenbeinstoßzahn, eine getrocknete Dornschwanzagame und ein leerer Schildkrötenpanzer sind dabei – dient vor allem zur Aufklärung. Das Fell eines etwa zwei-Meter-langen kanadischen Schwarzbären ist das beeindruckendste Zeugnis dessen, was der Mensch auch im 21. Jahrhundert noch als Dekoration versteht. Das Tier wurde in seinem Heimatland legal geschossen, über die Grenze irgendwie nach Amerika gebracht und von dort aus nach Deutschland verschickt. In einem langen Hin und Her zwischen den Behörden haben die Amerikaner die Ausfuhrgenehmigung nicht erteilt – und der Bär blieb letztendlich beim Zoll.

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Sogar das Fell eines Schwarzbären haben die Mitarbeiter des Zolls bereits konfisziert.

Die Begeisterung von Gästen für die toten Tiere hält sich stark in Grenzen und auch die Zollmitarbeiter können sie nur bedingt nachvollziehen. Pressesprecher Jens Ahland weiß nur: „Wenn wir die Sachen zeigen, sagen neun von zehn im Publikum „wie ekelhaft“ und einer fragt, wie viel es kosten würde.“