Italienisches RestaurantDas „Marcellino Pane e Vino“ macht sardische Küche zum Star
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Marcello Maldotti rollt den Servierwagen neben den Tisch, dann schneidet er die Scheiben vom Kalbsfilet frisch auf, legt sie auf den heißen Stein, wo sie leise zischelnd Temperatur annehmen, und danach elegant auf den Teller – dort warten schon kleine, herrlich saure Kapern. Schließlich kommen Thunfischsauce und aus einer großen Mühle Pfeffer darüber. Voilà: Ein traumhaftes Vitello Tonnato!
Ein Must-Eat im „Marcellino“
In der Zubereitung eine Show, am Gaumen ein Genuss mit betonter Schärfe, Säurekick und schöner Balance von lauwarmem Fleisch und kühlerer Sauce. Ein Must-Eat im „Marcellino“, genau wie die Taglierini, die ebenfalls am Tisch aus einem kleinen Kupfertopf kommend in einem 36 Monate gereiften Parmesanlaib gedreht und dann auf einem kleinen Teller mit Parmaschinken angerichtet werden. Zum Schluss werden schwarze Trüffel darüber gehobelt (kein Trüffelöl!). Eine Köstlichkeit, sehr hart am Salz und würzig geerdet durch die Trüffel.
Wolfsbarsch in Salzkruste
Wer gekonntes Filettieren sehen will, bestellt den in der Salzkruste gegarten Wolfsbarsch. All das ist bestes Küchen-Theater. Und da Produkte wie Zubereitung stimmen, schmeckt es auch. Vom Kulinarischen her gesehen sind die sardischen Gerichte der kleinen Karte am interessantesten. Die sardischen Weine der ebenfalls kleinen Weinkarte passen dazu bestens.
Das irische Rinderfilet „alla Sarda“ nimmt zum Beispiel wunderbar viele Aromen der begleitenden Kräuter an; Knoblauch gibt es dazu in großer Menge. Das ist auch bei den Tagliatelle mit Wildfang-Garnelen der Fall, denen Bottarga di Muggine (getrockneter sardischer Meeräschen-Kaviar) den fischig-salzigen Kick gibt.
Große Hauptgänge
Die Hauptgänge sind übrigens groß, hungrig muss hier niemand gehen. Selbst wenn man die Desserts auslässt, was kein Verbrechen ist. Egal ob Tiramisu (zu wenig Mascarponecreme) oder Mousse au Chocolat (zu süß), sie geraten nicht mehr als ordentlich. Das stört den tollen Gesamteindruck aber keineswegs.
Eine der nettesten Gastgeberinnen Kölns
Früher stand Mama Antonietta am Herd, viele fragten sich, ob man das Niveau würde halten können – es wurde von Sohn Marcello sogar nochmals gesteigert! Seine Frau Daria ist eine der nettesten Gastgeberinnen Kölns. Da verzeiht man, dass der Service bei vollem Haus schon mal ins Schleudern gerät und auf der Rechnung ein Wein zu viel, dafür ein Dessert zu wenig berechnet wird – es gleicht sich ja aus.
Italienische Gelassenheit
Hier nimmt man so etwas mit italienischer Gelassenheit hin. Günstig ist das alles zwar nicht (und sieben Euro für eine Flasche Wasser sind definitiv überteuert), aber die Produkte sind allesamt gut und die nette Atmosphäre ist schlagend.
Fazit: Aromenstarke sardische Küche mit Show-Effekt, serviert von einem netten Team.