Mit elektrischer Unterstützung unterwegs bei einer E-Bike-Tour durchs Bergische Land.
Copyright: Guido Wagner
Auf einer wunderschönen Radtour durch das Bergische Land kann man Domblicke und frische Waldluft genießen.
Mit dem E-Bike sind dabei auch Anstiege und Höhen gut zu bewältigen – so können auch weniger geübte die Touren genießen.
Wir haben außerdem Tipps für weitere abwechslungsreiche E-Bike-Touren in NRW gesammelt.
Schnurgerade läuft die Kopfsteinpflasterstraße vom Bensberger Schloss hinunter Richtung Rheintal, geradewegs auf den Kölner Dom zu. „Hier am Bensberger Schlossberg ist immer eine ganz besondere Atmosphäre“, sagt Herbert Watterott. Der 79-Jährige muss es wissen. Mehr als 40 Mal hat der langjährige ARD-Journalist, der auch als „Stimme der Tour de France“ bekannt ist, den Radklassiker „Rund um Köln“ kommentiert. Dass dieser seit Anfang der 1990er Jahre auch das Kopfsteinpflaster am Bensberger Schlossberg unter die Reifen von Profis wie Amateuren nimmt, ist Werner Schneider zu verdanken, dem langjährigen Streckenplaner von „Rund um Köln“. Er lenkte das Rennen seit Anfang der 90er Jahre regelmäßig zum Barockschloss hinauf. Und nicht nur zu diesem markanten Punkt im Bergischen Land.
Neue Mobilstationen für ausleihbare „Bergische E-Bikes"
„Es kommt immer darauf an, auch ein paar besonders schöne Ecken des Bergischen Landes zu zeigen“, sagt der passionierte Radsportler, für den es etwas ungewohnt ist, sich auf ein E-Bike zu setzen. „Sonst bin ich eigentlich immer noch mit einem Rennrad unterwegs“, sagt er schmunzelnd, als wir an einer der zehn neuen Mobilstationen im Rheinisch-Bergischen Kreis zwei der rund um die Uhr ausleihbaren Bergischen E-Bikes nehmen, die man neben den zehn Ladestationen auch an weiteren virtuellen Stationen im Kreisgebiet zurückgeben kann. Eine leicht zu bedienende App auf dem Handy hilft dabei. Für die Navigation sollten wir uns vorab unbedingt die GPS-Daten herunterladen.
Eine der zehn neuen Mobilstationen im Rheinisch-Bergischen Kreis, an denen man Bergische E-Bikes ausleihen und zurückgeben kann.
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Wir starten am S-Bahnhof Bergisch Gladbach. Von dort geht es gleich mitten rein ins pulsierende Leben der 110.000-Einwohner-Stadt Bergisch Gladbach. Werner Schneider steuert auf der Stationsstraße vom Busbahnhof nach links, eine Straßenrampe hinauf und dann rechts die Paffrather Straße hinunter ins Zentrum der Kreisstadt. Auf dem Konrad-Adenauer-Platz sprudelt ein Brunnen in der Form eines überdimensionalen Schöpfsiebs der Papierindustrie, die die Stadt im 19. Jahrhundert groß machte. Das Rathaus wurde ebenso wie das gegenüberliegende Kunstmuseum, die Villa Zanders, von der Papiermacherdynastie Zanders errichtet. Die St.-Laurentius-Kirche am Platz freilich ist älter und der dunkelrote Neubauteil des Bürgerhauses Bergischer Löwe zur Rechten trägt die Handschrift des kürzlich verstorbenen Stararchitekten Gottfried Böhm, der eine Reihe von Gebäuden in Bergisch Gladbach schuf.
Vor dem Rathaus folgen wir der Laurentiusstraße aus dem Getümmel der Stadt hinaus und steuern bald auf der Rommerscheider Straße entspannt mit der Elektrounterstützung den Berg hinauf. Am Ende der Straße geht's links aus der Siedlung hinaus über eine offene Hochfläche, auf der wir bald die Höhenstraße B 506 erreichen. „Für „Rund um Köln" sperren wir solche Straßen natürlich“, erzählt Streckenplaner Schneider, der über Jahrzehnte mit Unterstützung von Martin Latzel die Routen für den Radklassiker ausbaldowerte. „Für unsere Tour suchen wir jetzt verkehrsarme Sträßchen.“ Spricht's, steuert auf der B 506 kurz nach rechts und dann links auf einen asphaltierten Wirtschaftsweg, der mit fantastischen Ausblicken aufs Rheintal über die Höhe führt.
Idyllische Wege und Ausblick bis zum Kölner Dom
Der pensionierte Berufsschullehrer erinnert sich daran, wie er 1965 in den „Verein Cölner Straßenfahrer“ eintrat, drei Jahre später erstmals bei „Rund um Köln“ an den Start ging: „Damals verlief nur die Strecke von Köln nach Beuel auf dem rechten Rheinufer, dann ging“s wieder über den Fluss und in die Eifel“, erzählt er. Vor einer Milchtankstelle mit Kaffee-, Waffel- und weiterem Pausenangebot am Bauernhof in Oberborsbach werfen wir noch einen Blick auf den Kölner Dom, bevor die Räder links bergab zur Odenthaler Straße surren, deren Radweg wir nach rechts bis Odenthal-Voiswinkel folgen, um uns gleich nach dem Ortseingang links zu halten. Das Sträßchen durch den Nußbaumer Wald ist an Sonn- und Feiertagen für den motorisierten Verkehr gesperrt und bietet eine herrlich schattige Fahrt bis in Bergisch Gladbachs nordwestlichsten Außenposten Schildgen. Dort passieren wir die Andreaskirche mit ihrem markanten Turm und biegen etwa 300 Meter weiter links in die Straße Im Aehlemaar ab. Im Zick-Zack folgen wir der Navigation auf unserem Handy durch die Siedlung zur Kempener Straße, die wir überqueren und geradeaus weiterfahren, um bald über eine – ebenfalls an Wochenenden und Feiertagen gesperrte – Straße Köln-Dellbrück zu erreichen.
Am Kreisverkehr nehmen wir die zweite Ausfahrt, folgen dem Straßenverlauf durch Dellbrück bis zum Ostfriedhof, wo wir die Straße überquerend über einen Waldweg auf den Mielenforster Kirchweg gelangen, dem wir am ehemaligen Rittersitz Gut Mielenforst vorbei folgen. Ohne Autoverkehr geht's zwischen Feldern hindurch bis zur Ostheimer Straße, dann links unter der Autobahn 4 und nach knapp 250 Metern noch vor dem Kölner Traditionslokal „Em ahle Kohberg“ mit einladendem Biergarten erneut links ab. Auf verkehrsarmen Straßen und Radwegen geht's nun unserer Navigation folgend durch Brück nach Rath, wo wir auf der Rösrather Straße wieder nach links Richtung Bergland steuern.
Durch den Königsforst und bis zum Bensberger Schloss
Ein Wandgemälde an der „Schmitzebud“ zeigt Szenen von „Rund um Köln“.
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Am Stadtrand passieren wir einen historischen Kiosk, der Kölner Radfahrern das Herz höherschlagen lässt. An der „Schmitzebud“, in der sich heute eine Pizzeria befindet, treffen sich sonntags morgens um 9.30 Uhr passionierte Rennradfahrer, um ins Bergische Land auszufahren. Ein Wandgemälde am Gebäude zeigt Szenen von „Rund um Köln“. Statt Asphalt nehmen wir auf dem Weg zurück ins Bergische gut planierte Waldwege unter die Reifen, gelangen im Königsforst bald an eine Wassertretstelle und meistern nach einer kleinen Abkühlung den Anstieg nach Rösrath-Forsbach. Im Ort, in dem Werner Schneider zu Hause ist, gibt es natürlich auch eine Station des Bergischen E-Bikes. Auf der alten Trasse der bis 1966 durch den Königsforst verkehrenden Eisenbahnlinie gelangen wir nach Bergisch Gladbach-Bensberg, wo wir am Busbahnhof unser Rad bei Bedarf laden oder gegen ein vollgeladenes tauschen können (Rückgabe und neue Ausleihe starten).
Auf dem Weg hinauf zum Bensberger Schloss passieren wir auch dessen bruchsteinernen Vorgängerbau, den Architekt Gottfried Böhm Ende der 60er Jahre zum modernen Rathaus der damals noch selbstständigen Stadt Bensberg ausbaute. Wer Zeit und Kraft hat, sollte bei der Abfahrt vom Bensberg Schloss unbedingt noch eine Runde drehen und einmal den Bensberger Schlossberg hinaufstrampeln – bevor“s bald wieder parallel zum alten Bahndamm und durch die Gartensiedlung Gronauer Wald zurück zum Ausgangspunkt in der Gladbacher City geht. „Am Bensberger Schlossberg ist immer ein Hauch der Stimmung von Paris – Roubaix, bei dem es 55 Kilometer über Kopfsteinpflaster geht“, findet Sportkommentator Watterot und Streckenplaner Schneider ergänzt: „Bei uns sind es zwar nur gut 100 Meter, aber auch die haben es in sich.“
Anfahrt: Mit dem Auto: A3 bis AS 26 Köln-Dellbrück, der Bergisch Gladbacher Straße nach links folgen bis zu zweispurigem Kreisverkehr in Bergisch Gladbacher Stadtmitte, dort Richtung S-Bahnhof, Parken in einem der Parkhäuser ringsum oder an Jakobstraße auf der anderen Seite des Bahnhofs. Mit dem ÖPNV: Von Köln mit der S-Bahn Linie 11 bis Endstation Bergisch Gladbach, E-Bike-Station direkt vor Radstation am Bahnhof
Vorbereitung: Um bis zu vier Bergische E-Bikes gleichzeitig an einer der zehn Ausleih- und Ladestellen im Rheinisch-Bergischen Kreis leihen zu können, muss man sich beim Betreiber Nextbike registrieren. Dazu kann man die Nextbike-App aus dem App-Store aufs Handy laden oder sich im Internet registrieren: www.nextbike.de/de/bergisches-ebike. Auch eine telefonische Registrierung ist möglich, kostet allerdings zusätzlich drei Euro: 03 41/39 28 39 65.
Preise: Ein E-Bike kostet 2 Euro pro 30 Minuten (maximal 18 Euro pro Tag), bei Verknüpfung der App mit einem VRS-Kundenkonto wird“s günstiger.
Entleihen: Bei Bedarf lassen sich E-Bikes via App eine halbe Stunde vor der Ausleihe reservieren. Im Rheinisch-Bergischen Kreis gibt es zehn Ausleih- und Ladestationen sowie weitere Stationen, an denen E-Bikes entliehen und zurückgegeben, allerdings nicht geladen werden können.
Beim Ausleihen an der Station kann dies über eine Ausleihstele erfolgen oder man klickt in der App auf „Rad ausleihen“, scannt mit dem Handy den QR-Code auf der Hinterradabdeckung eines E-Bikes und öffnet dessen Schloss über die App.Rückgabe: Beim Zurückbringen an einer Station das Fahrradschloss wieder schließen und die Ausleihzeit wird automatisch gestoppt und abgerechnet. (wg)
Weitere E-Bike-Touren mit passenden -Ausleihstellen in der Region:
1) Odenthal (Rheinisch-Bergischer Kreis)
An der 24-Stunden-Verleihstation von Bergisches E-Bike am technischen Rathaus von Odenthal lassen sich E-Bikes ausleihen:www.nextbike.de/de/bergisches-ebike
Von der Station sind es lediglich wenige Meter bis zum Dhünn-Weg, der auf 25 Kilometern den Staudamm der großen Dhünn-Talsperre mit der Mündung des Flusses bei Leverkusen verbindet: www.odenthal-altenberg.de/natur-aktiv/wandern/dhuennweg
2) Lindlar (Oberbergischer Kreis)
Lindlar-Touristik verleiht E-Bikes, Reservierung unter Telefon 02266 96407 oder per E-Mail an lindlartouristik@lindlar.deTipps zu sechs E-Bike-Touren in der oberbergischen Gemeinde gibt es im Internet: www.lindlar-touristik.de/sport-freizeit/rad-und-e-bike.html
3) Bergisch hoch vier (Rhein-Sieg-Kreis, rechtsrheinisch)
E-Bikes lassen sich in Meckenheim oder anderen Orten der Region an 24-Stunden-Verleihstationen des Verkehrsunternehmens Regionalverkehr Köln (RVK) leihen: www.rvk.de/projekt-null-emission/rvk-e-bike
Besonders im Frühjahr während der Apfelblüte sowie im Herbst zu empfehlen ist die 32 Kilometer langer Meckenheimer Nebenschleife der Apfelroute: www.apfelroute.nrw/die-kommunen/meckenheim/
5) Köln
Einen E-Bike-Verleih mit geführten E-Bike-Touren am rechtsrheinischen Kölner Stadtrand bietet der örtliche Fahrradhändler Prumbaum an. Aktuelle Termine, Preise und Treffpunkt unter: www.2rad-prumbaum.de/Fahrrad-Verleih/E-Bike-Touren.html
6) Köln
Ein E-Bike-Verleih mit geführten Touren zu Sehenswürdigkeiten von der Kölner Altstadt bis zur „Kölschen Riviera“ im Süden der Domstadt ist zu finden unter: www.colonia-aktiv.de/touren/oeffentliche-touren/
7) Weilerswist (Kreis Euskirchen)
Eine 24-Stunden-Verleihstation mit E-Bikes des Verkehrsunternehmens Regionalverkehr Köln (RVK) befindet sich am Bahnhof Weilerswist: www.rvk.de/projekt-null-emission/rvk-e-bike
Einen E-Bike-Verleih in der Eifel gibt“s inklusive Tourenvorschlägen in Blankenheim, nicht weit entfernt von der Quelle der Ahr: www.elektro-fahrradverleih-eifel.de
9) Nordeifel
Ein Zusammenstellung von Radwanderbahnhöfen in der Nordeifel mit Fahrrad- und E-Bike-Verleihstationen samt Tourenvorschlägen ist im Internet zu finden unter: www.radundwanderbahnhoefe-eifel.de/index.php?id=12
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