Doch dort, wo 2014 Jahren rund um das Beton-Kunstwerk am Hohenzollernring Hunderte Fans frenetisch den letzten Kölner Aufstieg gefeiert hatten, warten an diesem kühlen Montagabend nur einige Polizisten und Fotografen auf einen großen Fantross, der zunächst nicht kommt. Sicher: Es ist Montagabend, der Aufstieg war ohnehin nahezu besiegelt – doch die meisten Fans scheint längst mehr vom glücksbeseelten Autokorso abzuhalten.
Einige versammeln sich gut eine Stunde nach Abpiff dann doch auf den Ringen und feiern „ihren“ Effzeh.
Die Spurensuche nach dem Warum führt knappe zwei Stunden zuvor nur Meter entfernt in die Sportsbar „Joe Champs“ am Rudolfplatz. Gerade erst hat der Schiedsrichter die Partie angepfiffen, die Kölner Tore fallen beinahe im Minutentakt, jedes Mal schallt Karnevalsmusik aus den Boxen. Doch nur kurz stimmen auch die Fans ein in „Kölle Alaaf“-Gesänge, danach weicht das breite Grinsen schnell wieder aus den meisten Minen.
„Die Aufstiegseuphorie ist nach den Niederlagen in den vergangenen Spielen verflogen“, sagt Hanso Koch. Als es die Kölner Mannschaft 2014 nach einem harten Aufstiegskampf zurück in die erste Liga schaffte, waren er und seine Freunde im Stadion, bangten, fieberten, feierten schließlich glücklich.
FC-Fans jubeln verhalten bei Spiel gegen Fürth
Jetzt sitzen Koch und seine Freunde bei Kölsch, Hugo und Aperol Spritz in der Bar am Rudolfplatz, diskutieren immer wieder kurz über die Entlassung des Trainers Markus Anfang, über einen Kader, der noch nicht reif sei für den Aufstieg, bevor sie wieder verstummen. „Immerhin steht niemand mehr auf dem Platz nur rum und schaut zu“, bemerkt einer der Männer trocken.
Da haben die Kölner schon drei Tore geschossen. Wieder zappelt der Ball im Netz, wieder reißen die Männer kurz ihre rot-weißen Schals in die Luft. Dann ein freudiges Abschlagen, ein kurzer, lauter Jubel, mehr nicht.
„2014 war es noch ein Aufstieg, über den man sich richtig freuen konnte“, sagt Koch. „Heute ist es einfach das Ausbügeln eines Betriebsunfalls.“ Fast schon scheint es, als hätten die Kölner Spieler wenig Chance, ihren Fans an diesem Montagabend mehr abzuringen als nur ein müdes Kopfnicken für einen Aufstieg, der ohnehin sicher geglaubt war. Vier Auswärtstore hin oder her.
Nur an einem Tisch in der schummrig beleuchteten Bar jubeln die Fans etwas lauter: „Aber wäre Anfang noch da, wäre ich auch nicht euphorisch gewesen, und erst recht wären dann keine vier Tore gefallen“, sagt Boris Hose, ein mittelalter Mann im weißen FC-Trikot.
Fans vom 1. FC Köln sorgen sich um nächste Saison
Ob sie denn heute immerhin etwas feiern gehen werden? „Naja, ich habe zumindest meiner Assistentin gesagt, dass ich morgen wahrscheinlich etwas später ins Büro komme.“
Doch die Ringe scheinen nach Abpfiff zunächst wie leer gefegt. Doch dann kommen doch noch einige Fans, jubeln eine knappe halbe Stunde nach Abpfiff in die dunkle Nacht hinein und singen „Wir sind wieder da“. Gegen 23.30 muss die Straße wegen der feiernden Fans gesperrt werden.
Einige Meter entfernt laufen in der Sportsbar indes die Bilder glücklicher Kölner Spieler über die Leinwände, doch Koch und seine Freunde feiern nicht. „Die Sorge, wie es in der ersten Liga weitergehen wird, ist definitiv größer als die Aufstiegseuphorie“, sagt Koch. Als ihre Gläser leer sind, gehen sie nach Hause. Ohne Siegesfeier, ohne Autokorso, ohne Aufstiegseuphorie.
Nach dem Aufstieg gratulierte auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Nach einer Saison mit Höhen und Tiefen können wir schon zwei Spieltage vor Ende der Spielzeit den Aufstieg feiern! Herzlichen Glückwunsch an die gesamte Mannschaft und den 1. FC Köln. Ganz Köln freut sich auf „Erstliga-Fußball“ in der nächsten Saison.“