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Polizist statt FußballprofiSebastian Zielinsky beendete die Karriere beim 1. FC Köln

Lesezeit 4 Minuten
Polizist vor Hochhaus symbol

Ein Polizist vor einem Haus (Symbolbild)

  1. Sebastian Zielinsky spielte einst beim 1. FC Köln.
  2. Heite ist der 29-Jährige Kommissaranwärter am Polizeilichen Ausbildungszentrum in Brühl.

KölnHerr Zielinsky, Sie haben vor fast 50.000 Fans im Rhein-Energie-Stadion gespielt. Jetzt sind Sie Kommissaranwärter bei der Polizei. Werden Sie von den Kollegen erkannt?

Teilweise erkennen mich die Leute, etwa sportinteressierte Dozenten. Aber ich falle natürlich auch schon vom Alter auf. Viele Polizeianwärter kommen gerade von der Schule, haben ihr Abitur gemacht.

Ist der Altersunterschied ein Problem? Sie haben quasi schon eine Karriere hinter sich.

Ich wollte immer etwas Aufregendes machen, Schreibtischarbeit war nie etwas für mich. Jetzt erfülle ich mir meinen zweiten Kindertraum – ich war Fußballprofi, jetzt werde ich Polizist, da fehlt nur noch Astronaut und Feuerwehrmann. Wenn ich nun etwa ins Rhein-Energie-Stadion komme, dann werde ich nicht mehr auf dem Rasen stehen, sondern an anderer Stelle gebraucht. Generell hätte ich aber nicht gedacht, dass der Sprung in einen „normalen“ Job bei mir nur etwas mehr als ein Jahr gedauert hat.

Was meinen Sie mit normalem Job?

Ich habe am Ende meiner Fußball-Karriere nur noch rumgegurkt. Da musste ich mir eingestehen, dass es so nichts bringt. Da habe ich teilweise in den Tag reingelebt, ich habe mich nur nach den Trainingszeiten gerichtet. Und nun fange ich viel früher morgens an – und das tut mir gut. Mir passen der geregelte Tagesablauf und die festen Dienstzeiten.

Warum die Polizei – was reizt Sie an der Arbeit?

Tatsächlich habe ich etwas vom Fußball mitgenommen – den Team-Gedanken. Das habe ich schon auch in den fünf Monaten als Kommissaranwärter miterlebt. Genauso wie die Disziplin, die gibt es im Fußball und bei der Polizei. Wenigstens da könnte ich mit meinem Alter einen Vorsprung haben.

Zur Person

Sebastian Zielinsky war Fußball-Profi und kam im offensiven Mittelfeld zum Einsatz. Er spielte beim 1. FC Köln unter Christoph Daum in der Bundesliga, bei Darmstadt 98 und dem FC Ingolstadt. Nun, mit 29 Jahren, schlägt er einen neuen Weg ein und wird Polizist. Zurzeit ist er im Polizeilichen Ausbildungszentrum in Brühl. Damit erfüllt er sich neben dem Beruf des Fußball-Profis seinen zweiten Kindheitstraum. (mab)

Als Kommissaranwärter verdienen Sie einen Bruchteil von dem, was Sie als Profi-Fußball verdient haben. Schmerzt das?

Es geht tatsächlich. Andere Fußball-Profis setzen sich zum Ende ihrer Karriere auf die Tribüne oder gehen ins Ausland und streichen so das Geld ein. Aber das wollte ich nicht. Denn jetzt habe ich etwas wiedergewonnen, was mir vorher viel gefehlt hat – meine Heimat, mein Umfeld und auch mal ein freies Wochenende.

Erklären Sie das bitte.

Als Profifußballer lebst du hier und dort, wechselst etwa für nur ein Jahr zu einem Verein. Du lernst neue Leute kennen, doch dann bricht der Kontakt wieder ab, das gehört einfach dazu. Jetzt bin ich wieder in der Nähe meiner Familie und meiner Freunde. Die waren auch sonst immer für mich da, aber jetzt spüre ich das wieder mehr.

Und das Finanzielle?

Ich stehe hinter der Polizei. Das ist das, was ich machen will. Ehrlich gesagt – und das soll nicht überheblich klingen: Ich habe durch den Profifußball zumindest einen Teil meiner Schäfchen im Trockenen. Für mich ging es mit dem Neustart mehr darum, etwas zu finden, hinter dem ich voll und ganz stehe.

Wie kommen Sie denn mit dem Wechsel aus der vermeintlich glamourösen Welt des Profifußballs in die mitunter harte Welt der Polizeiarbeit klar?

Als Außenstehender sieht man natürlich viel Glanz und Schein, Geld und Ruhm im Fußball. Aber man sieht nicht hinter die Kulissen: Es gibt Regeln, Verpflichtungen, Konkurrenzdruck. Seit ich 13 Jahre alt war, hatte ich quasi kein freies Wochenende und musste immer auf meine Ernährung achten. Dass die Arbeit der Polizei auch hart sein kann, damit habe ich wenig Probleme, auch Gewalt werde ich mit Sicherheit noch häufig erleben. Jedoch versucht man alle Probleme, die sich in diese Richtung entwickeln, zuerst kommunikativ zu lösen. Und meine kommunikative Art wird mir dabei bestimmt häufig helfen.

Wann sind Sie mit der Ausbildung fertig?

2020 werde ich fertig sein und dann hoffentlich lange bei der Polizei bleiben können.

Vermissen Sie den Fußball nicht?

Ein bisschen schon, aber nicht besonders. Ich verfolge natürlich noch den FC, aber Fußball spielt längst nicht mehr so eine große Rolle.