Die Kölner Künstlerinitiative Arsch huh öffnete sich anlässlich der Gamescom einem neuen Thema: dem Klimawandel. Es funktionierte.
„Wir sind zu dumm und zu bequem“Tausende bei Arsch-huh-Kundgebung fürs Klima am Kölner Hohenzollernring
„Arsch huh fürs Klima“: Kölns bekannteste Musiker- und Künstlerinitiative übte auf dem Hohenzollernring den Schulterschluss mit der Klimabewegung Fridays for Future und der jungen Generation.
Es gelang: Während die letzte Arsch-huh-Kundgebung anlässlich der Gamescom vor der Corona-Pandemie nur einige Hundert Menschen in die City gelockt hatte, kamen bei Sonne, Wolken und Regen am Sonntagnachmittag mehrere Tausend.
Gamescom als Anlass: Arsch-huh-Kundgebung fürs Klima am Kölner Hohenzollernring
„Klimaschutz und Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextreme gehören zusammen“, sagte Irene Wülfrath-Wiedenmann, die mit ihrer Freundin Heike Küpper in einigen Klima-Gruppen aktiv ist und vor der Bühne ein Plakat mit den Lettern „Kölner Großeltern for 1,5 Grad Future“ schwenkte. „Es ist wichtig, dass alle Generationen zusammen gegen den Klimawandel kämpfen.“
Vor der Bühne standen die Frauen denn auch neben Studentinnen, verkleideten Gamern, Eltern mit ihren Kindern. Auf der Bühne verkörperten Künstlerinnen wie das Duo Lina Bó, das zusammen mit Klaus dem Geiger (Großvater der Lina-Bó-Sängerin Celina) auftrat, den Zusammenschluss der Generationen: Wie die feministische Rapperin Liser hebt Lina Bó die Weiblichkeit ins Zentrum ihrer Lieder: „Die Liebe ist weiblich, die Freundschaft auch – Die Hoffnung, die Geduld und die Wut im Bauch.“
Kasalla-Sänger Basti Campmann, der mit Gitarrist Flo Peil zwei Lieder ohne Band spielte, sagte, wie wichtig er es finde, nicht mit dem Finger auf Menschen zu zeigen, die sich vermeintlich nicht richtig verhielten, andere Meinungen hätten.
Arsch huh in Köln: Basti Campmann mit Appell
„Die AfD schafft es im Moment, die Menschen, die sich abgehängt fühlen, mitzunehmen. Es ist unsere Aufgabe, dass zu tun, es besser zu machen – und nicht wie die Rechten die Gesellschaft dabei zu spalten.“
Ähnlich sah das Moderatorin Negah Amiri, die im Jahr 2005 aus dem Iran nach Deutschland geflohen war und sich damals „einfach freute, wenn Menschen mir halfen, wenn ich nach dem Weg fragte oder ein Ticket kaufen wollte und nicht wusste, wie das geht. Lasst uns einfach füreinander da sein, Liebe schenken und den Hass vertreiben“.
Das Line up auf der großen Bühne war eine Mischung aus Arsch-huh-Pionieren wie den Höhnern und Jürgen Becker, seit vielen Jahren für „Arsch huh“ Engagierten wie Fatih Çevikkollu, Frank Schätzing, Miljö, Kasalla oder Georg Restle sowie den Jüngeren und Jungen: Neben Liser und Lina Bó zum Beispiel die Pop-Band OK Kid und das Muito Kaballa Power Ensemble.
Zwischen den Auftritten der Künstlerinnen und Künstler diskutierten Klimaktivistinnen mit Vertretern von Stadt, Wirtschaft und Lobbygruppen über die Klimawende. Die nur gelingen könne, wenn die im Umfragehoch schwebende AfD, die den menschengemachten Klimawandel gern als „Klimalüge“ bezeichnet, entlarvt werde – ohne dabei die Gesellschaft weiter zu spalten.
„Wir sind zu bequem und zu dumm“, deshalb sei es mit dem Klimawandel so weit gekommen, sagte Klaus der Geiger. „Aber wir haben es selbst in der Hand, das zu ändern“, sagte seine Enkelin Celina von Lina Bó.