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Klartext in ChorweilerOB Reker stellt sich den Problemen im Kölner Norden

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An einem langen Tisch sitzen mehrere Personen, darunter Kölns OB Henriette Reker.

OB Henriette Reker (mit im Bild: Bürgeramtsleiter Rainer Straub und Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner) stellte sich den Fragen der Bezirksvertreter.

Bei ihrem Besuch in der Bezirksvertretung Chorweiler ging Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf die Probleme des Kölner Nordens ein.

Bei Bürgern und Politikern im Bezirk Chorweiler herrscht bisweilen der Eindruck vor, sie und ihre Belange würden von Rat und Verwaltung regelmäßig vergessen oder missachtet. In den vergangenen Monaten allerdings hatte die Bezirksvertretung Chorweiler mit den Beigeordneten Andrea Blome, Markus Greitemann und Robert Voigtsberger eine ganze Reihe hochrangiger Verwaltungsvertreter zu ihren Sitzungen begrüßen können, um ihnen auf den Zahn fühlen zu können. Nun hatte auch ihre Noch-Chefin, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, den Weg zum Bezirksrathaus am Pariser Platz gefunden, um sich ihren Fragen zu stellen.

Neubau des Linoclub ist gescheitert

Was dort zur Sprache kam, war eine Art Top Ten der Themen, an denen dem Bezirk gegenwärtig der Schuh drückt. So etwa das Scheitern des Neubau-Projekts des Linoclubs, dessen Finanzierung geplatzt war – mehrere Vertreter sprachen das Fiasko an. „20 Jahre lang haben wir gemeinsam mit dem Linoclub für die Sanierung gekämpft, nur damit die Verwaltung es am Ende verschläft“, sagte etwa Inan Gökpinar, Vorsitzender der SPD-Fraktion. Dabei sei der Linoclub mit vielen Ehrenamtlichen zentral für den Aufbau einer Willkommenskultur für die im Stadtteil untergebrachten Geflüchteten gewesen und sei damit in Vorleistung gegangen, machte Eike Danke (Grüne) geltend: „Nun wird die Einrichtung wieder auf den St. Nimmerleinstag vertröstet.“

Axel Zimmermann (CDU) sprach die zahlreichen Mängel des ÖPNV an, so die häufigen Ausfälle der S-Bahn-Linien, zu der seine Fraktion bereits mehrere Anfragen gestellt hatte. „Seit Wochen warten wir außerdem auf einen neuen Busfahrplan“, so Zimmermann, „das ist einer der vielen Gründe, warum wir den Eindruck haben, dass der Kölner Norden nicht ganz ernst genommen wird.“ Klaus Hebert-Okon (Linke) erinnerte an die dringend sanierungsbedürftigen Hochhäuser im Besitz des Investors ZBVV im Chorweiler Zentrum, Joshua Schlimgen (FDP) wiederum zeigte sich enttäuscht von den langwierigen Verfahren im Wohnungsbau, etwa beim Bauprojekt auf dem Gelände der aufgegebenen Postbank-Filiale oder auch Kreuzfeld. „Herr Greitemann musste uns eröffnen, dass sich Kreuzfeld um drei, vier Jahre nach hinten verschiebt – das tut weh“, sagte Schlimgen, denn mit der Ansiedelung von mehr Menschen im Bezirk könne man die vielen angesprochenen Defizite mit mehr Nachdruck angehen.

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DB Regio braucht mehr Bahnfahrer

Reker nahm die Sorgen ernst, war jedoch nicht gekommen, um den Bezirksvertretern nach dem Mund zu reden – wo sie keine Verantwortung bei sich oder der Verwaltung sah, wies sie diese zurück. „Es ist bekannt, dass der ÖPNV hier ein Problem ist, der gehört aber nicht zum Kerngeschäft der Verwaltung, sondern ist Aufgabe der KVB“, sagte sie. Die Verwaltung setze sich bei der zuständigen DB Regio für Verbesserungen auf den S-Bahnlinien ein, doch „das ist eine Sache, die nur zu verbessern ist, wenn mehr Menschen den Job des Bahnfahrers übernehmen“. Auch auf die jahrelang vergebliche Suche nach einem Investor für den Bau eines Supermarkts in Fühlingen wurde sie angesprochen, doch auch hier habe die Stadt nur indirekte Handhabe. „Eine Stadtverwaltung ist nicht dazu da, einen Supermarkt zu bauen, wir können nur die Rahmenbedingungen setzen.“ Ebenso könne die Stadt zwar Mieter unterstützen, aber keinen direkten Einfluss auf die Eigentümer von Hochhäusern ausüben, die ihr Eigentum verkommen lassen. „Das ist unbefriedigend, aber die Realität“, sagte sie.

Verantwortung übernahm sie hingegen für das Desaster des Opernbaus, das auch in Chorweiler wieder als Negativbeispiel für ein Milliardengrab herhalten musste. „Ich habe es nicht geschafft, den Bau zu beenden, das bleibt ein Stachel in meinem Fleisch. Ich habe den falschen Leuten geglaubt“, sagte sie. Weiterhin würdigte sie das Engagement des Bezirks für die dort untergebrachten Geflüchteten. „Der Kölner Norden gehört zu den Bezirken, die wirklich für die Geflüchteten mitgearbeitet haben, dafür vielen Dank“, sagte sie.