Leverkusener BrückeAusnahmezustand und gefährliche Straßen in Köln-Merkenich
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Merkenich – Bis mindestens 2023 dauern die Arbeiten zum Neubau der Leverkusener Brücke und der Abbruch des Alt-Bauwerks an. Merkenich, als linksrheinischer Brückenort, hat Lärm und Behinderungen zu ertragen. Doch auch sonst sorgt die Baustelle für Empörung. So ist die Merkenicher Hauptstraße am Ortsausgang, in Richtung Rheindörfer, zum Nadelöhr geworden. Beiderseits der Brücke steht eine Bauampel – dort liegt auch die Zufahrt zum Baufeld für die neue Brücke. Problematisch ist die Lage für Fußgänger und Radler: Der Bürgersteig auf einer Seite der Merkenicher Straße ist gesperrt; auf der anderen Seite, zum Rhein hin, existiert noch ein schmaler Durchgang. Doch auf Höhe des Baufeldes endet er – Fußgänger müssen auf die Fahrbahn ausweichen.
Rolf Birlenbach, der nahe der Baustelle lebt, hat schon mehrfach gefährliche Situationen erlebt und dokumentiert. Insbesondere Kinder seien gefährdet. „Die Verkehrslage verstehen sie nicht. So laufen sie immer wieder direkt auf der Straße in den Gegenverkehr“, hat er beobachtet. Er hat bei Stadt und Straßen-NRW um Abhilfe gebeten. Tatsächlich waren beim Ortstermin des „Kölner Stadt-Anzeiger“ an der Brücke einige arge Hindernisse beseitigt: Auf dem ohnehin schmalen Gehweg stehen keine Fahrzeuge der Baufirmen mehr, das zuvor dort gelagerte Baugerät ist fort.
Situation bleibt gefährlich
Dennoch bleibe die Situation gefährlich, so Birlenbach. Das macht er an einem weiteren Punkt fest: Da wegen der Brückenbau-Arbeiten der Rad- und Fußweg entlang der Nordseite der Leverkusener Brücke gesperrt ist, bleibt für Fußgänger und Radler nur die südliche Brückenseite. Wer die Brücke, von Leverkusen kommend, in Höhe der Merkenicher Hauptstraße verlassen will, muss sein Rad über die Wendeltreppe 45 Stufen abwärts schleppen. Unten angekommen, ignorieren die meisten Radler dann die Bauampel und fahren geradewegs unter der Brücke hindurch; wenn sie Pech haben, in den fließenden Verkehr. Das war auch beim Ortstermin des Reporters mehrfach so.
Ein zweites Ärgernis betrifft die Anwohner des verkehrsberuhigten Viertels am Fuße der Leverkusener Brücke: Radfahrer, die die Brücke nicht über die Wendeltreppe, sondern über eine befahrbare Rampe betreten oder verlassen wollen, müssen über den Bellerkreuzweg zur Auf- und Abfahrt an der Kolmarer Straße fahren. Jedoch fahren nicht nur die Radler viel zu schnell in den Spielstraßen, sondern ebenso zahlreiche Rollerfahrer, die den Fuß- und Radweg entlang der Leverkusener Brücke illegal mitnutzen. Denn Mofas, Mopeds und Motorroller mit „kleinem“ Nummernschild dürfen auf der Autobahn nicht fahren.
„Der Verkehr beginnt hier bei uns ab 5.30 Uhr in der Früh“, so eine Anwohnerin der Kolmarer Straße. „Aus der eigenen Einfahrt heraus zu fahren, ist spannend und gefährlich. Fußgänger auf dem Weg zur Bahn müssen sehr Acht geben und sich im Winter im Dunkeln auf einiges gefasst machen.“ Gegen die Rollerfahrer, die illegal den Brückenradweg nutzen, hätte man noch nicht mal etwas – wenn sie zumindest langsamer durchs Wohngebiet führen. „Ich bin vor einigen Tagen mal provozierend mitten auf der Straße vor meinem Haus stehengeblieben“, so die Anwohnerin. „Ein Rennradfahrer fuhr ganz dicht an mir vorbei und meinte, was ich hier so rumstände.“
Die Stadt hat inzwischen einen Ortstermin mit der Polizei absolviert und will einiges verbessern, sagt Stadt-Sprecher Jürgen Müllenberg. „Es wird eine zusätzliche Querungsmöglichkeit auf der Merkenicher Hauptstraße, in Höhe der Treppe zur Brücke, eingerichtet. Des Weiteren wird die Umleitung für Fußgänger und Radfahrer, insbesondere am Spörckelhof, überarbeitet.“ Beides soll im Lauf dieser Woche passieren. Was die rasenden Fahrrad- und Rollerfahrer im Wohngebiet betrifft, habe die Stadt keine Erkenntnis – dies sei eine Aufgabe der Polizei.