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Diskussion über Schul-Skifreizeiten in Köln„Man kann Kinder und Eltern nicht zwingen“

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Skifahren Winterberg spa

Viele Schulen sagen wegen Corona ihre Skifreizeiten ab.

Düsseldorf – NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) sieht keine Verpflichtung für Schulkinder, in der derzeitigen Corona-Lage an Skifreizeiten teilzunehmen. „Ich bin nicht der Meinung, dass man Kinder und Eltern zwingen kann“, sagte Gebauer im Düsseldorfer Landtag.

Angesichts steigender Infektionszahlen halte sie schulische Skifreizeiten grundsätzlich für nicht angebracht. Es sei „nicht förderlich, über zehn Stunden gemeinsam im Bus zu sitzen“, um möglicherweise „in ein Hochinzidenzgebiet zu fahren“. Wer das plane, müsse das aber zuvor mit der Schulkonferenz abstimmen und entsprechende Stornierungsregeln vereinen, damit Eltern am Ende nicht auf den Kosten sitzen blieben, betonte Gebauer. „Das erwarte ich.“

Kölner Gymnasium sagt Skifahrt schweren Herzens ab

Am Kölner Gymnasium Thusneldastraße im rechtsrheinischen Stadtteil Deutz sind die Skifreizeiten abgesagt worden. Er müsse diese Entscheidung schweren Herzens verkünden, sagte Schulleiter André Szymkowiak im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Alles zum Thema Jochen Ott

Man nehme den Kindern derzeit alles weg, selbst für das Wohlbefinden und die körperliche Gesundheit so sinnvolle Betätigungen wie das Skifahren während einer schulischen Freizeit. Doch das sei der Situation geschuldet. Seine Schülerinnen und Schüler fahren traditionell nach Südtirol, das derzeit unter hohen Inzidenzzahlen leidet.

Szymkowiak hält es weder für Lehrkräfte noch für die Jugendlichen und deren Eltern für verantwortbar, Schulreisen dorthin zu erlauben. Besonders bedauerlich sei dies, da das Gymnasium Thusneldastraße einen sogenannten Sportprofilkurs zum Skifahren anbietet. Von Seiten der Schulaufsicht gebe es allerdings keine offizielle Anweisung, auf Skifreizeiten und andere Angebote zu verzichten.

NRW-Schulministerium spricht von eigener Verantwortung

„Im Schuljahr 2021/2022 können Schulen in eigener Verantwortung über Schulfahrten im In- und Ausland entscheiden“, teilt das Schulministerium in Düsseldorf mit. Das zuständige Gremium ist die Schulkonferenz. „Sollten bei unvorhersehbaren Entwicklungen pandemiebedingte Stornierungen notwendig sein und dadurch Kosten entstehen, erfolgt keine Übernahme der Stornierungskosten durch das Land“, heißt es weiter seitens des Ministeriums.

Dies gelte auch dann, wenn während einer Schulfahrt ein positives Testergebnis vorliege und die betroffene Schülerin oder der betroffene Schüler deswegen die Schulfahrt nicht mehr fortsetzen könne und von den Eltern auf eigene Kosten abgeholt werden müsse. Im vergangenen Jahr wurden Stornierungskosten vom Land übernommen.

„Durch die ansteigende Zahl an Corona-Infektionen durch die Omikronwelle stehen viele Schulfahrten derzeit auf der Kippe“, sagt Sabine Mistler, Vorsitzende des nordrhein-westfälischen Philologenverbandes. „Die Bedingungen sind jetzt völlig anders als zu der Zeit, als die Fahrten organisiert und gebucht worden sind.“ Ihr Verband fordert deshalb, dass die Landesregierung die Kosten für kurzfristige Stornierungen wieder übernimmt. „Zu Beginn des Schuljahres ist das Schulministerium von einem störungsfreien Schuljahr ausgegangen, davon kann jetzt leider keine Rede mehr sein“, sagt Sabine Mistler.

Gymnasium Kreuzgasse verzichtet sowieso auf Skifreizeiten

Jochen Ott, bildungspolitischer Sprecher der SPD, verlangt mehr Klarheit für die Schulen. Sie hätten keine hinreichende Handhabe, wie derzeit mit Schulfreizeiten zu verfahren sei. Das sagte er auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Solche Reisen seien im Grundsatz „richtig und vernünftig“, doch müsse man derzeit genau abwägen, welches Ziel man sich aussuche, so Ott.

Lüder Ruschmeyer, Schulleiter des Kölner Gymnasiums Kreuzgasse, erklärt, dass seine Schule auf Skifreizeiten komplett verzichtet, allerdings nicht wegen der Pandemie. Vielmehr bildete sich aus der Schülerschaft heraus der Entschluss, aus Gründen der ökologischen Nachhaltigkeit solche Freizeiten und möglichst auch Flugreisen zu unterlassen.

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Was Reisen zu näheren, mit Bus oder Bahn erreichbaren Zielen betreffe, herrsche unter den Lehrerinnen und Lehrer der Kreuzgasse eine ambivalente Haltung: Manche wollten auch auf solche Unternehmungen verzichten, andere Aktivitäten wie eine Kennenlernreise im Frühjahr werden wohl stattfinden. Auch wenn man hoffe, dass die Infektionszahlen bis dahin sinken, bleibe eine hohe Unsicherheit – „gebucht wird allerdings jetzt“, so Ruschmeyer.

Am Freitag (21. Januar) will seine Schule zur Bekämpfung der Pandemie beitragen, indem die Schülerinnen und Schüler auf Initiative der Elternpflegschaft und selbstverständlich auf freiwilliger Basis geimpft werden können.