Die Autorin Vera Pandolfi liest am Freitag, 17. Mai, ab 19.30 im Café Duddel in der Innenstadt, Zülpicher Wall 8, aus ihrem zweiten Buch „Ein Teelöffel Wasser“. Es ist kürzlich erschienen. Pandolfi ist an spinaler Muskelatrophie erkrankt, bei der die Muskeln nach und nach schwinden; sie sitzt seit einigen Jahren im Rollstuhl. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in Köln.
Frau Pandolfi, Sie haben bereits zwei Bücher geschrieben, die vor allem von Ihrem Leben mit Ihrer Muskelkrankheit handeln. Wie sind Sie denn überhaupt zum Schreiben gekommen?
Das war im Jahr 1998, als ich noch zur Schule ging. Da sollten wir über ein Gemälde von Monet schreiben und ich habe zum ersten Mal gemerkt, dass ich mich schriftlich am besten ausdrücken kann. Allerdings habe ich lange nur für mich geschrieben. Erst 2014 habe ich dann angefangen, wieder zu schreiben. Ein Jahr vorher bin ich wegen meiner Krankheit fast gestorben. Ich fiel damals wegen einer Schluckstörung ins Koma. Als ich aufgewacht bin, habe ich mich orientierungslos gefühlt. Das Schreiben hat mir geholfen, den Weg zu mir selbst zurück zu finden. Die Schreiberei ist ich und ich bin die Schreiberei.
Sie schreiben in Ihrem Buch von Ihrem Weg zurück ins Leben. Es geht darum, Krisen zu überwinden. Fällt es Ihnen nicht schwer, Ihr Innerstes fremden Menschen so zu offenbaren?
Im direkten Gespräch fällt mir das schwer, beim Schreiben aber nicht. Da bin ich einfach ungefiltert und offen die Person, die ich bin. Mir ist es wichtig zu zeigen, dass es besser ist, durch Wut, Trauer und alle möglichen Gefühle zu gehen als den einfachen Weg drum herum zu nehmen. Diese Gefühle sind nämlich Teile des Weges zum Glück, und das wollte ich mit meinen Büchern zeigen.
Haben Sie einen Tipp, wie sich persönliche Krisen am besten überwinden lassen?
Die Fähigkeit, glücklich zu sein, hat mehr mit uns selbst als mit den äußeren Umständen zu tun. Deshalb rate ich, die Krise als Geschenk, Lehrerin und Freund zu sehen. So mache ich es auch. Ich bin nicht trotz meiner Behinderung glücklich, sondern gerade wegen ihr. Glück genießen wir am meisten, wenn es eben nicht immer zur Verfügung steht.
Sie lesen im Café Duddel im Rahmen Ihrer Lesetour „Totgesagte lesen länger“ aus Ihrem zweiten Buch „Ein Teelöffel Wasser“ vor. Wie kommt der Name der Tour zustande und warum im Café Duddel?
Der Name ist sehr persönlich. Ich galt schon zweimal zunächst als totgesagt, lebe und lese aber immer noch. Das Café Duddel habe ich ausgewählt, weil dort meine Geschichte 2013 begann. Ich hatte mich dort mit einer Freundin getroffen und wollte einen Kiba-Saft trinken. Stundenlang habe ich versucht, das Glas auszutrinken. Aber ich habe es nicht geschafft. Ich konnte kaum schlucken. Dort begann meine Geschichte, und deshalb dachte ich, es ist eine schöne erste Station.
Andere Menschen würden sich an dem Ort, den sie mit einer solchen Erinnerung verbinden, vielleicht unwohl fühlen.
Das stimmt, aber ich habe meinen Frieden damit geschlossen. Meine Krankheit gehört zu mir. Einmal fragte mich ein Mädchen, ob ich unfreiwillig im Rollstuhl sitze und ich habe ihre Frage bejaht. Aber im Nachhinein bereue ich meine Antwort. Ich würde es mir immer wieder aussuchen, genauso geboren zu sein, wie ich es bin.
Was können die Besucher Ihrer Lesetour erwarten?
Ich werde vor allem aus meinem zweiten Buch „Ein Teelöffel Wasser. Mein Geschmack vom Leben“ vorlesen, bestimmt aber auch aus meinem ersten Buch „Schokolade aus Tränen“. Ich freue mich auch auf die eine oder andere Diskussion mit den Lesern. Der Eintritt ist frei. Es sollen noch weitere Stationen der Tour in Cafés und Buchläden folgen. Sofern es meine Kräfte zulassen. Das werde ich am Freitag, dann sehen. Weitere Termine werde ich dann auf meiner Webseite ankündigen.
Das Buch „Ein Teelöffel Wasser“ ist bei Tredition für 17,99 Euro erschienen. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage der Autorin. www.pandolfi.de