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Diskussion in KölnBerichten Medien zu einseitig über die katholische Kirche?

Lesezeit 3 Minuten

DuMont-Chefkorrespondent Joachim Frank (v.l.), Moderator Michael Hirz und Markus Günther diskutierten über das Verhältnis zwischen Medien und katholischer Kirche.

Köln – Das Verhältnis zwischen katholischer Kirche und Medien steckt in den Augen von Markus Günther, Kommunikationsdirektor des Erzbistums Köln, in einer „tiefgreifenden Beziehungskrise“. Wäre es eine Ehe, „wäre sie längst nicht mehr zu retten“, sagte er am Mittwoch bei der gut besuchten Podiumsdiskussion, die der Kölner Presseclub im Excelsior Hotel Ernst veranstaltete zum Thema „Die katholische Kirche und die Medien. Ein spannungsreiches Verhältnis“.

Günther, der lange Zeit selber als Journalist gearbeitet hat, beklagte, in einer Zeit, in der „Grundkenntnisse“ über das Christentum schwänden, seien die Medien mit Blick auf die Kirche vor allem an Themen mit „Skandalpotenzial“ interessiert: „80 Prozent der Anfragen haben eine skandalöse Zielrichtung“, sagte er, ob es nun um sexuellen Missbrauch, Zölibat oder Homosexualität gehe. Die restlichen 20 Prozent könne man als „folkloristisches Interesse“ verbuchen; als Beispiel nannte er Berichte über die ersten Domschweizerinnen.

Persönliche Vorwürfe

Wiederholt richtete sich Günthers Kritik gegen den „Kölner Stadt-Anzeiger“. Ein Mitglied der Chefredaktion saß als Gesprächspartner auf dem Podium: Joachim Frank, Chefkorrespondent der DuMont Mediengruppe, außerdem Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands (GKP). Obwohl sich Moderator Michael Hirz bemühte, das Gespräch zum Allgemeinen zurückzulenken, ließ Günther nicht von persönlichen Vorwürfen ab. Frank sei „zu sehr in der Kirche engagiert“, vertrete „ganz bestimmte Ziele“ und berichte „nicht fair und ausgewogen“. Generell gelte: Trete man für bestimmte Forderungen ein, könne man nicht mit der nötigen Neutralität darüber schreiben.

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„Ich bin katholisch, gehe in die Kirche und bin ehrenamtlich aktiv – genau das, was Sie sich von Katholiken vorstellen“, entgegnete Frank. Als Journalist, der sich der Presse- und Meinungsfreiheit verpflichtet wisse, sei seine Aufgabe, genau hinzusehen. „Dass die Medien die Kirche kritisieren, ist unser Job.“ Exemplarisch nannte er den sexuellen Missbrauch: „Hätten die säkularen Medien nicht den Finger in die Wunde gelegt, wäre der Skandal nicht aufgedeckt worden.“ Dabei sei es nicht bloß um einzelne Taten gegangen, sondern auch um das „systemische“ Versagen der Institution Kirche.

In anderen Bereichen zeige sich ebenfalls eine tiefe Kluft zwischen „Anspruch und Wirklichkeit“, von der Missachtung der Gleichberechtigung von Mann und Frau über Liebesbeziehungen von Priestern, die wegen des Zölibats verheimlicht würden, bis zum Umgang mit schwulen Geistlichen. Im Übrigen berichteten die Medien, auch der „Kölner Stadt-Anzeiger“, immer wieder positiv über die Kirche, etwa über soziale Projekte, die Entwicklungszusammenarbeit oder christliche Feste. Frank sagte, er sei „mit Herzblut bei der Sache“.

Günther räumte ein, wegen des Missbrauchsskandals habe die Kirche ein „riesiges Glaubwürdigkeitsproblem“, und sprach von einer „existenziellen Krise“. Zudem sei die Kirche zu sehr mit sich selbst beschäftigt, etwa mit „Struktur- und Machtfragen“. Darüber komme das Wesentliche, das „Sinnstiftende“ zu kurz. „Ich würde gerne über den Glauben sprechen, über Gott, darüber, dass wir die schönste Hoffnung, die es gibt, im Angebot haben.“

„Kardinal Woelki sucht den Dialog”

Über Kardinal Rainer Woelki sagte er: „Er kommuniziert unermüdlich, er sucht den Dialog an jeder Stelle.“ Der Kölner Erzbischof, der mit seinem entschlossenen Reformwillen „der eigentliche Modernisierer“ unter den deutschen Bischöfen sei, treffe seine Entscheidungen „nicht aus opportunistischen Gründen, sondern aus tiefer Überzeugung“, sagte Günther dazu, dass Woelki auf der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz gegen den mehrheitlich angenommenen Satzungsentwurf des Reformprojekts „Synodaler Weg“ gestimmt hatte.