Köln – „So verschieden wie unsere Veedel, so verschieden sind auch wir Kinder und wir alle“, schreiben Prinz Vincent I., Bauer Emil und Jungfrau Darleen, das designierte Kölner Kinderdreigestirn, in ihrem Grußwort zum Domgottesdienst für Kölner Karnevalisten, der am Mittwochabend bereits zum 14. Mal gefeiert wurde.
„Doch wenn wir Karneval feiern, zusammen singen, tanzen und lachen, dann schlagen unsere Herzen alle im gleichen Takt. Wir wünschen uns, dass jeder einen Ort hat, an dem er sich zu Hause fühlt und glücklich sein kann. Kommt und feiert mit uns mit“, heißt es weiter im einzigen handschriftlich verfassten Text des Liederheftes zu dieser von Erzbischof Rainer Woelki zelebrierten ökumenischen Feier.
Und die drehte sich in vielen Facetten um das Motto „Et Hätz schleiht em Veedel“. Schon der Einzug der Fahnenabordnungen zahlloser Karnevalsvereine geriet eindrucksvoll und wurde vom Vorlesen der 86 Veedelsnamen und dem Kasalla-Hit „Mer sin Eins“, instrumental dargeboten von den Domstädtern, begleitet.
Da nahm sich der Einzug der rund 50 Priester und Messdiener zum weihnachtlichen Evergreen „Nun freut euch, ihr Christen“ fast bescheiden aus.
Kerze mit 86 bunten Veedeln
Der Kardinal sprach von einem „der schönsten Gottesdienste im Jahr und dem am zweitbesten besuchten“ – nach dem vom FC. Dann segnete er die vom Kinderdreigestirn gestaltete Karnevalskerze, auf der der Dom, der Rhein, und 86 bunte Veedel zu sehen sind.
In seiner Predigt wurde der drei Jahre in Berlin tätige Erzbischof persönlich: „Wer in seinem Leben aus unserer Stadt schon mal weggegangen ist, der weiß, wie sehr man seine Leute und diese Stadt vermisst.“ Er rief die Menschen zum Zusammenhalt auf: „Wir sind Gottes Hände, um zu helfen. Wir müssen unserem Veedel ein Herz geben, den he hält mer zosamme, ejal, wat och passet – en unserm Veedel. Amen.“
Das Bläck-Fööss-Lied wurde dann von Leslie Jost und der versammelten Gemeinde, darunter OB Henriette Reker, komplett gesungen, Weihrauchwolken stiegen in den gotischen Himmel, Tränen kullerten.
Nach der Gabenprozession, bei der dem Kardinal von der Kindertanzgruppe von Jan von Werth unter anderem ein Pittermännchen überreicht wurde, widmete sich auch Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des evangelischen Kirchenverbandes, der Nachbarschaft: „Das Motto lenkt den Blick auf den Zusammenhalt. Global und digital denken – ja. Aber lokal fühlen!“ Er lobte die Idee des Zugleiters, eine Fußgruppe mit Ehrenamtlern aus den Veedeln am Rosenmontagszug teilnehmen zu lassen.
Das große Dreigestirn, Prinz Christian II. (Christian Krath), Bauer Frank (Breuer) und Jungfrau Griet (Ralf Schumacher), das mit den kleinen Kollegen auch die Fürbitten vortrug, ging in seinem Grußwort auf Stefan Lochners „Altar der Stadtpatrone“ ein: „Die Sterndeuter werden in drei unterschiedlichen Lebensaltern dargestellt: als Jüngling, als erwachsener Mann und als Greis. Diese Darstellung ist uns eine wichtige Botschaft: Egal, wo wir herkommen, egal, welche Hautfarbe wir haben, egal, ob alt oder jung: Wir gehören zusammen!“