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Lavastrom am EbertplatzKölner Künstler gießt Beton auf Rolltreppe

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Bildhauer Andreas Gehlen schweißt die Unterkonstruktion.

Köln – „Eigentlich ist das die abgefuckteste Stelle hier zwischen Corona-Testzentrum und Pissoir“, sagt Andreas Gehlen und grinst, „aber mittlerweile gefällt sie mir ganz gut“. Die Rede ist von der Rolltreppe, die einen, vom Eigelsteintor und einem der schönsten Plätze der Stadt kommend, runterbringt in den eher tristen, tiefergelegten Teil des Ebertplatzes. Sie ist, wie alle ihre Geschwister am Ort, seit Jahren defekt und wird nun als letzte von einem Künstler „bespielt“.

Matsch in Bewegung

Bildhauer Gehlen zieht die Schweißermaske vor das verschwitzte Gesicht und setzt seine Arbeit fort. Aus Eisen formt er eine wellige Unterkonstruktion, auf der ein Mitarbeiter anschließend Matten befestigt. „Muddy Moves“ (Matsch in Bewegung) ist der Titel der Arbeit, die Gehlen zusammen mit der Künstlerin Maria Wildeis eingereicht hat.

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Bildhauer Andreas Gehlen

„Ich hatte schon länger vor, einen Lavastrom aus dem ersten Stock eines normalen Wohnhauses die Fassade herabfließen zu lassen“, sagt Andreas Gehlen. Diese Ur-Idee habe er an die besondere Situation am betonreichen Ebertplatz angepasst. „Der Ort hier ist heftig, aber auch schön“, meint Gehlen und verweist auf den städtischen Charakter des Platzes. „Die Unterkonstruktion wird mit zwei Lagen Beton bedeckt. Es entsteht ein Lavastrom, der dann noch entsprechend mit Farbe gestaltet wird. Maria Wildeis ergänzt die Plastik mit einer klanglichen Intervention“.

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Wie Lava scheint der BEton die Stufen runter zu fliessen. Wenn er ausgehärtet ist, wird er noch bemalt.

Zwei Tage dauerten die Arbeiten am Metallgerüst, das sehr robust sein muss. „Natürlich werden zumindest die Kinder darauf herumklettern“, ist sich der Bildhauer sicher. An zwei weiteren Tagen wird der Beton aufgespritzt, zwischendurch muss er aushärten. Mit der Technik ist Gehlen, der sein Studium an der Kunsthochschule Braunschweig 2002 abschloss, bestens vertraut. Mit seiner Firma „Sculptorcoop“ gestalten er und einige Bildhauerkollegen seit Jahren „künstliche Themenwelten“, also Baum- und Felsanlagen aus Modellierzement und Holz. Im Kölner Zoo habe man viel gearbeitet und etwa die neue Tigeranlage oder das Südamerikahaus mitgestaltet, gerade war Gehlen einige Wochen im Tiergarten Schönbrunn in Wien aktiv, laut dem Portal Tripadvisor der „schönste Zoo der Welt“.

Der schönste Platz der Welt ist der Ebertplatz mit Sicherheit nicht, aber dank der von Künstlern gestalteten Rolltreppen, der Galerien und der wieder sprudelnden „Wasserkinetischen Plastik“ von Wolfgang Göddertz definitiv einer der Attraktiveren in Köln. Während er bei den Menschen, die die Sub-Ebene des Platzes nutzen, viel Zuspruch für seine Arbeit erhalte, seien die Ressentiments „oben“, am anderen Ende der Rolltreppe, groß.

Kein Ort der Angst

„Wenn Anlieger, die sich nicht nach unten trauen und somit gar nicht wissen, wovon sie reden, schwärmen, wie schön das hier war zu Kaisers Zeiten, nervt das gewaltig“, sagt Gehlen.„Die vergessen, dass das hier auch mal der Adolf-Hitler-Platz war.“ Und dass der Platz zwischenzeitlich auch von Politikern als „No-Go-Area“ bezeichnet worden war, sei „populistischer Quatsch“. Angst brauche hier niemand zu haben, die Angst der Anlieger drehe sich wohl eher um die „Bedrohung der eigenen Tasche“.

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Mittlerweile ist auch die zweite Betonschicht aufgetragen. Andreas Gehlen ist zufrieden: „Wenn der Beton ausgehärtet ist, werden wir wohl am Mittwoch mit der Farbe kommen.“ Dann ist mit „Muddy Moves“ auch die letzte der Rolltreppen fertig.