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ErzbistumDiese Aufpasser schickt der Vatikan nach Köln

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Anders Arborelius, Bischof von Stockholm (l.) mit Papst Franziskus.

Der Vatikan hat am Freitag mitgeteilt, zwei Apostolische Visitatoren nach Köln zu entsenden. Sie sollen das Erzbistum auf Herz und Nieren prüfen nach dem umstrittenen Umgang mit Missbrauchsfällen. Diese beiden Männer übernehmen den Auftrag, Kardinal Rainer Woelki zu besuchen und zu prüfen.

Kardinal Anders Arborelius

Er ist Schwedens erster und einziger Kardinal und erfreut sich innerhalb seines Heimatlandes großer Beliebtheit. Anders Arborelius wurde am 24. September 1949 geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugend im südschwedischen Lund. Als 20-Jähriger konvertierte der Lutheraner zum Katholizismus und trat zwei Jahre später in den Orden der Karmeliten ein.

Arborelius absolvierte ein Magisterstudium in modernen Sprachen. Neben Schwedisch und Englisch beherrscht er auch Deutsch und Spanisch. Theologie studierte er im belgischen Brügge und in Rom. 1998 machte Papst Johannes Paul II. den Ordensmann zum Bischof von Stockholm. Papst Franziskus ernannte ihn 2017 zum Kardinal.

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Über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Arborelius durch die Affäre um den Holocaust-Leugner Richard Williamson, einen Bischof der traditionalistischen Piusbruderschaft. Arborelius sagte in einem Interview, er habe den Vatikan über umstrittene Äußerungen von Williamson vor der Aufhebung von dessen Exkommunikation informiert. Damit brachte er die vatikanischen Behörden in Erklärungsnot.

Diese Macht haben die Apostolischen Visitatoren

Apostolische Visitatoren sind vom Papst beauftragte, mit besonderen Rechten ausgestattete Prüfer. Sie untersuchen bei innerkirchlichen Konflikten, Finanzskandalen oder vermuteten Rechtsbrüchen in einem Bistum oder in einer Ordensgemeinschaft den Sachstand und bewerten ihn.

Die von ihnen Befragten sind laut Kirchenrecht verpflichtet, dass sie „vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenarbeiten, indem sie auf rechtmäßiges Befragen wahrheitsgemäß“ antworten.

Visitatoren sind allein dem Papst verantwortlich; ihre Berichte können neben der Feststellung möglicher Missstände auch Handlungsempfehlungen für deren Beseitigung enthalten.

Anders als bei der Entsendung eines Päpstlichen Delegaten oder eines Administrators bedeutet die Visitation keine vorübergehende Entmachtung des visitierten Bischofs oder Ordensoberen. Kardinal Rainer Maria Woelki kann also seine Arbeit derzeit ohne Einschränkung fortsetzen.

Visitationen sind ergebnisoffen. Je nach festgestelltem Sachstand kann der Papst nach der Visitation durch Ernennung eines Administrators den Übergang der Leitung eines Bistums oder eines Klosters in andere Hände vorbereiten.

Arborelius ist Mitglied der vatikanischen Kleruskongregation, die für Fragen der Bildung und pastoralen Arbeit von Priestern und Diakonen sowie für die Aufsicht über Finanzangelegenheiten zuständig ist. Zudem sitzt er im päpstlichen Einheitsrat, der den Papst beim Thema Ökumene berät.

Der 71-Jährige gilt als volksnah und bescheiden. In Stockholm ist er regelmäßig mit der U-Bahn unterwegs. Nun hat ihn Papst Franziskus neben dem Rotterdamer Bischof Johannes van den Hende zum Apostolischen Visitator für das Erzbistum Köln ernannt.

Johannes Harmannes Jozefus van den Hende

Johannes Harmannes Jozefus van den Hende (57) wurde 2011 von Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Rotterdam ernannt. Zuvor war er vier Jahre Oberhirte von Breda. Seit 2016 ist Hans van den Hende, wie er meist genannt wird, Vorsitzender der Bischofskonferenz der Niederlande.

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Johannes Harmannes Jozefus van den Hende, Bischof von Rotterdam

Geboren wurde van den Hende am 9. Januar 1964 im friesschen Groningen. Nach Studien der Philosophie und Theologie in Utrecht absolvierte er bis 1994 ein fünfjähriges Promotionsstudium in Kirchenrecht an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom. Im April 1991 wurde er zum Priester der Diözese Groningen-Leeuwarden geweiht.Von 1994 bis 2000 arbeitete van den Hende als Seelsorger in mehreren Pfarreien, bevor er zum Generalvikar seines Heimatbistums ernannt wurde. Als solcher war er unter anderem für die Priesterausbildung verantwortlich, aber weiterhin auch in der Pfarreiseelsorge tätig.

Im September 2009 ernannte Benedikt XVI. ihn zum Bischofskoadjutor für die Diözese Breda; die Weihe empfing er im November. Ein Jahr später wurde er Nachfolger von Bischof Martinus Muskens.

Vier Jahre später wechselte van den Hende in das erst 1955 gegründete Bistum Rotterdam. In der zweitgrößten Stadt der Niederlande mit Europas größtem Seehafen folgte er Bischof Adrianus van Luyn. In seinem Bistum machte van den Hende vor allem mit Initiativen in der Jugendarbeit von sich Reden. Bei den Weltjugendtagen 2008 in Sydney und 2011 in Madrid begleitete er jeweils niederländische Teilnehmer und hielt dort auch Katechesen.

Anfang 2014 hatte van den Hende in seiner Diözese eine „Tour des Glaubens“ gestartet. Dazu besuchte er jeden zweiten Sonntag im Monat eine andere Pfarrei, um junge Menschen zu treffen.

Der traditionell von niederländischen Floristen gelieferte österliche Blumenschmuck für den Petersplatz stammt von einem Unternehmen in der Diözese Rotterdam, weswegen van den Hende zu dem Anlass bei gelegentlichen Besuchen in der Ewigen Stadt seine früheren römischen Kontakte auffrischt.

Nun hat Papst Franziskus den Niederländer neben dem Stockholmer Kardinal Anders Arborelius zum Apostolischen Visitator für das Erzbistum Köln ernannt.