- Domkapitular Markus Hofmann wird Nachfolger von Generalvikar Meiering, wie das Erzbistum Köln am Donnertagvormittag bekannt gegeben hat.
Köln – „Sie haben sich gar nicht verändert.“ – „Oh!“, sagte Herr K. und erbleichte. Das berühmte Bonmot aus Bertolt Brechts „Geschichten vom Herrn Keuner“ passt in mancherlei Hinsicht auf die aktuelle Lage im Erzbistum Köln.
Im Lauf dieser Woche fragte ein Mensch aus dem kirchlichen Establishment, nennen wir auch ihn einfach Herrn K., jemanden, der es wissen muss, wen Kardinal Rainer Woelki denn nun zu seinem neuen Generalvikar ernennen wolle. Der antwortete nur, als er den Namen gehört habe, sei er „kreidebleich geworden“. Aber nicht etwa, weil sich auch im Erzbistum gar nichts verändern würde, sondern weil dieser Name für eine Richtungsentscheidung des Kardinals stünde – nach rechts.
Der Aufstieg von Monsignore Markus Hofmann zum Verwaltungschef des Erzbistums und zum „Alter Ego“ des Erzbischofs wurde in Bistumskreisen schon seit Tagen kolportiert – zusammen mit einer Reihe anderer Kandidaten. Am Donnerstag machte Kardinal Woelki seine Entscheidung dann öffentlich. Der Name des 50 Jahre alten Geistlichen, der seit 2015 für die Ordensgemeinschaften und die ausländischen Gemeinden im Erzbistum zuständig ist, war in den Tagen zuvor mit zunehmender Häufigkeit gefallen. Woelki hatte den 2012 zum Domkapitular ernannten Hofmann als Regens (Leiter) des Erzbischöflichen Priesterseminars abgelöst, wo er nach seiner Ernennung 2009 – noch unter Woelkis Vorgänger, Joachim Meisner, nach allgemeiner Ansicht ein strenges Regime führte.
Wie Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, Meisner vorletzter Generalvikar und ein enger Vertrauter des 2017 gestorbenen Kardinals, steht Hofmann dem Opus Dei nahe. Die streng konservative ordensähnliche Gemeinschaft von Priestern und Laien gehört wegen ihrer straffen inneren Verfassung, ihren elitären Ansprüchen und einem von Kritikern als geheimbündlerisch beschriebenen Auftreten zu den umstrittensten katholischen Organisationen.
Der Wechsel in der Verantwortung für die Ausbildung der Priester wurde seinerzeit im Erzbistum mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Nicht nur weil dem Regens des Priesterseminars in Zeiten des Priestermangels eine neuralgische Position zukommt, sondern weil es sich um eine der ersten Personalentscheidungen des 2014 ernannten Erzbischofs handelte und als Ausdruck seiner Entschlossenheit verstanden wurde, mit dem „System Meisner“ zu brechen.
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Hofmann stammt aus Köln. Nach seinem Theologiestudium wurde er 1995 zum Priester geweiht und für drei Jahre als Kaplan in Düsseldorf eingesetzt. Danach machte er an der Universität Augsburg seinen Doktor und stieg danach in die Priesterausbildung des Erzbistums ein, die ersten sechs Jahre als Leiter des Bonner Collegium Albertinum, wo die Priesteramtskandidaten während ihres Studiums wohnen und sich parallel dazu auf ihr kirchliches Amt vorbereiten. Im Kölner Domkapitel nahm Hofmann 2012 just jenen Platz ein, den der damalige Weihbischof Woelki durch seinen Wechsel als Erzbischof nach Berlin freimachte. Hofmann wird als kühler und kluger Kopf beschrieben, geschliffen im Umgang, aber auch von „klirrendem Charme“.
Einen „gescheiten Hardliner“ nennen ihn Bistumsangehörige, die mit ihm zu tun haben, berichten aus jüngerer Zeit aber auch von Veränderungen im Habitus des Geistlichen. Er soll sich beim Umgang der Kirche mit Flüchtlingen sehr dafür eingesetzt haben, dass Christen nicht bevorzugt behandelt würden. Von einer „Offenheit und Toleranz“ ist die Rede, „die mancher vorher bei ihm nicht vermutet hätte“. Gleichwohl führten schon die Spekulationen um Markus Hofmanns Aufstieg zu erheblichen Wallungen unter Eingeweihten.
Dem Vernehmen nach hat Woelki vor seiner Entscheidung diverse Sondierungsgespräche geführt. Nachdem der Wechsel Dominik Meierings vom Posten des Generalvikars auf die neue Stelle eines Leitenden Pfarrers für die gesamte Kölner Innenstadt bekannt gegeben worden war, machten im Hinblick auf die Nachfolge umgehend diverse Namen die Runde. So soll Personalchef Mike Kolb im Rennen gewesen sein. Bis zuletzt sprachen Insider von einer Restunsicherheit, dass Woelkis Wahl auf Domkapitular Hans-Josef Radermacher, den Regens des Priesterseminars, gefallen sein könnte.