Beben in der Führungsetage des Erzbistums Köln: Für den Sprecher von Kardinal Rainer Woelki ist überraschend am 31. Dezember Schluss. Vorangegangen war ein Aufruhr in der gesamten Bistumsspitze
Erzbistum KölnWoelki kündigt seinem Medienchef
Kardinal Rainer Woelki trennt sich von seinem nächsten Medienchef. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Kölner Kirchenkreisen erfuhr, ist für den pensionierten WDR-Journalisten Jürgen Kleikamp Ende Dezember Schluss. Er hatte die Funktion des Sprechers für Woelki und das Erzbistum erst im März übernommen.
Kleikamp war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Am Abend des 1. Dezember sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er sei überrascht und wisse bisher nichts von seiner Kündigung. Zugleich kritisierte er die Bistumsverwaltung: „Es ist Volkssport im Generalvikariat, immer über die Leute herzuziehen, ohne mit ihnen selbst zu sprechen.“ Das betreffe nicht nur ihn, sondern auch andere und selbst Erzbischof Woelki: „Meine Zusammenarbeit mit dem Kardinal war höchst angenehm und ist es immer noch.“*
Zu den Konditionen der Zusammenarbeit sagte Kleikamp, sein Vertrag sei zunächst auf sechs Monate befristet gewesen und habe sich dann automatisch um jeweils einen Monat verlängert. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ plante das Erzbistum anfänglich für die ersten vier Monate von Kleikamps Tätigkeit ein üppiges fünfstelliges Budget ein.
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Doch schon im April soll die in Rechnung gestellte Summe das kalkulierte Monatshonorar um fast das Doppelte überstiegen haben. Sicherheitshalber wurde der geplante Betrag für Kleikamps weitere Beratungsleistungen daraufhin deutlich nach oben korrigiert.*
Erzbistum Köln: Kardinal Rainer Woelki beendet Zusammenarbeit mit Medienchef Jürgen Kleikamp
Zuletzt hatte sich in der gesamten Bistumsführung massiver Widerstand gegen Kleikamp formiert. Ihm wurde insbesondere eine Pressemitteilung vorgehalten, die der leitenden Verwaltungsmitarbeiterin Hildegard Dahm mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen drohte, nachdem Dahm im „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschildert hatte, wie sie Kardinal Woelki 2015 über den Missbrauchsfall des früheren „Sternsinger-Präsidenten“ Winfried Pilz informiert hatte.
Die Kölner Staatsanwaltschaft leitete daraufhin Ermittlungen gegen Woelki wegen des Verdachts auf eine strafbare Falschaussage ein. Woelki hatte in einer eidesstattlichen Versicherung behauptet, er sei erst Ende Juni 2022 mit dem Fall Pilz befasst worden.
Erzbistum Köln: Einhellige Empörung über Woelki-Sprecher Jürgen Kleikamp
In Kleikamps Pressemitteilung wird Dahm nicht nur der Spekulationen „ins Blaue hinein“ bezichtigt, sondern auch, Teil einer Kampagne gegen Woelki zu sein. Der Umgang mit der Mitarbeiterin und insbesondere die Ankündigung, arbeitsrechtliche Schritte zu prüfen, löste in der Führungsriege des Erzbistums Empörung aus.
In einer Sitzung zeigten sich führende Bistumsvertreter nicht länger bereit, ein - wie gesagt wurde - inakzeptables, bistumsschädigendes Vorgehen hinzunehmen. Mehrere Hauptabteilungsleiter verwahrten sich auch persönlich gegen Kleikamps eigenmächtiges Vorgehen im Umgang mit Dahm und kündigten an, sie würden dieses keinesfalls nach außen vertreten.
In der jüngsten Sitzung der Hauptabteilungsleiter am Dienstag eskalierte die Situation, wie Teilnehmer berichten. Die Runde habe Kleikamps Gebaren einhellig verurteilt. Kardinal Woelki wiederum habe sich in der Sitzung auf die Position zurückgezogen, die Pressemitteilung zu Dahms Interview sei mit ihm nicht abgestimmt gewesen. Er habe den Text nicht freigegeben. Auch weitere Maßnahmen zur internen und externen Kommunikation seien einsame Entscheidungen Kleikamps gewesen.
In Kleikamps Alter von fast 70 Jahren, so Woelki weiter, sei nicht davon auszugehen, dass der Ruhestandsjournalist in der Art seiner Medienarbeit noch zu ändern sei. Die Erklärungen des Kardinals seien von den Anwesenden mit Befremden und Unmut registriert worden, hieß es.
Erzbistum Köln: Verhalten von Kardinal Woelki als „lächerlich“ bezeichnet
„Lächerlich“ nannte ein Teilnehmer die Reaktion Woelkis. „Wir haben nicht nur einen verantwortungslosen und unfähigen, sondern auch noch einen feigen Erzbischof.“
In Woelkis achtjähriger Amtszeit ist Kleikamp bereits der sechste Medienverantwortliche, von dem der Kardinal sich trennt. Auch die Amtszeit von vieren der fünf Vorgänger endete vorzeitig. Zuletzt hatte Mediendirektor Christoph Hardt nach nur etwa einem Jahr gekündigt.
Der Vertrag mit dessen Vorvorgänger Markus Günther wurde unter Beibehaltung der Bezüge „in gegenseitigem Einvernehmen“ aufgelöst. In Günthers Fall soll es zuvor zu Verwerfungen mit Woelki wegen der beiden Missbrauchsgutachten gekommen sein, die Woelki bei verschiedenen Rechtsanwaltskanzleien in Auftrag gab. Nach Günthers Abgang wurde die Aufgabe des Mediendirektors in einem Interim von Hermann-Josef Johanns übernommen, dem früheren Geschäftsführer des „domradio “und des Weltjugendtags 2005.
* Die Angaben der KNA sowie weitere Informationen wurden in einer Aktualisierung dieses Beitrags ergänzt.