Was war gut, was war schlecht?Köln zieht EM-Bilanz und vermisst nicht nur die Schotten

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Zwei Schottland-Fans mit Pauke und im Kilt umarmen sich.

Auch diese beiden schottischen Fußballfans trugen zur ausgelassenen Stimmung bei.

Köln verabschiedet sich als Gastgeberstadt aus dem Turnier-Geschehen.  Zeit für eine Bilanz.

Rein sportlich gesehen waren vier der fünf EM-Spiele im Rhein-Energie-Stadion wahre Fußball-Feste. 13 Tore bekamen die Fans zu sehen, am spektakulärsten war das 4:1 zwischen Spanien und Georgien. Einzig bei der Nullnummer zwischen England und Slowenien, einem gefühlten „Fußball-Brexit“, kam sich vielleicht so manch Kölner Fan wie bei einem Heimspiel des FC in der vergangenen Abstiegs-Saison vor.

Auch unter organisatorischen Gesichtspunkten ist eine positive Bilanz zu ziehen. Zwar will sich die Stadt Köln erst am heutigen Dienstag äußern, aber unter anderem ließ schon Lutz Wingerath, Chef der Kölner Sportstätten, die das Stadion betreiben, seiner Freude in den sozialen Netzwerken freien Lauf: „Es ist vollbracht! Sehr glücklich, zufrieden und erleichtert schauen wir auf fünf tolle Spiele. “ Die Stadt Köln und das „Stadium Cologne“ hätten sich als tolle Gastgeber präsentiert.

Fußball-EM in Köln: Jubel-Orkan durch schottische Fans

Das dokumentieren auch Medien aus dem Ausland: Gegenüber dem „Daily Record“ hoben schottische Fans die Gastfreundschaft der Kölnerinnen und Kölner hervor. Auch die „Scottish Sun“ zitierte eine Frau aus den Reihen der „Tartan Army“ mit den Worten: „Die Atmosphäre in Köln ist fantastisch. Alle sind so freundlich.“

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Vor allem mit den Schotten hätte Köln gerne mehr Zeit verbracht: Die Begegnung zwischen Schottland und der Schweiz (1:1) war vor allem atmosphärisch ein absoluter Höhepunkt. Schon den Fanmarsch von 25.000 bis 30.000 schottischen Fans zum Stadion wird wohl keiner vergessen, der ihn miterleben durfte. Bei der inbrünstig mitgesungenen Nationalhymne „Flower of Scotland“ bekam fast jeder im Stadion Gänsehaut. Als Schottland dann auch noch in Führung ging, erlebte Müngersdorf einen Jubel-Orkan.

Fußball-EM in Köln: Beschwerden über Bier-Preise

Köln hatte die so stimmungsvollen, freundlich-feiernden Fans der „Tartan Army“ in ihren Röcken und mit ihren Dudelsäcken liebgewonnen und konnte sich kaum mehr von ihnen trennen. Aber auch das Auftaktduell in Köln zwischen der Schweiz und Ungarn (3:1) sowie die Partie zwischen Belgien und Rumänien boten bisweilen beste Unterhaltung.

Gemeckert wird ja bekanntlich oft, doch wenn Beschwerden von Fans zu hören waren, dann bezog sich das vor allem auf die Preise der Uefa. Ein halber Liter Bier kostete – wie in allen anderen EM-Stadien ebenfalls – sieben Euro, Cola und Sprite je sechs Euro, sogar Mineralwasser noch fünf Euro. Hinzu kamen noch drei Euro Pfand pro Becher.

Blick auf die Public Viewing-Fläche

Publikumsmagnet: Die Public Viewing-Zone am Heumarkt

Lob für die Fans gab es auch seitens der Polizei. Bereits am Sonntagabend zog der Leitende Polizeidirektor Martin Lotz ein zufriedenes Fazit: „Das lange vorbereitete Einsatz- und Sicherheitskonzept der Polizei ist auch heute aufgegangen.“ Die eingesetzten Polizistinnen und Polizisten hatten demnach einen ruhigen Einsatzverlauf. Nur vereinzelt mussten sie eingreifen. Lotz weiter: „Wir freuen uns, dass zehntausende Fans im Stadion und in unserer Stadt wieder fröhlich und in den allermeisten Fällen sehr friedlich gefeiert haben. Wir sagen ,danke'.“

Für die KVB war die Europameisterschaft angesichts der Menschenmassen, die in diesen Wochen in der Stadt unterwegs waren, eine große Herausforderung, sagt KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks. Und: „Wir haben alle verfügbaren Mitarbeitenden und Fahrzeuge mobilisiert, um den Gästen das bestmögliche Angebot zu machen. Und das ist uns unter den schwierigen Rahmenbedingungen, in denen wir uns befinden, gut gelungen.“ Zusätzlich zu den regulären Stadtbahnen waren bei den Kölner Spielen jeweils bis zu 32 Sonderzüge im Einsatz.

Dennoch waren viele Bahnen bei der An- und Abreise überfüllt. Nicht nur deshalb kam es zu Verzögerungen: Mehrfach betätigten alkoholisierte Fans die Notöffnungen der Türen. Auch während der „Fanwalks“ der einzelnen Fan-Lager mussten Bus- und Stadtbahnlinien vorübergehend getrennt werden. Doch die Alternative mit dem Auto hatte auch ihre Tücken – und ihren Preis. Ein Parkticket, das nur im Vorverkauf erhältlich war, schlug mit 24 Euro zu Buche – auch hier war der Preis an den anderen Spielorten derselbe. Wer mit dem Auto stadteinwärts zum Stadion anreiste, erlebte im Gegensatz zu FC-Heimspielen, zu denen viele Fans aus dem Kölner Umland per Pkw kommen, fast verwaiste Straßen. Wer hingegen vom Zentrum kommend die Arena ansteuerte, konnte in einen der Fanmärsche geraten.

Auch am Flughafen machte sich die EM deutlich bemerkbar: Bis zum Ende des Turniers am 14. Juli erwartet der Flughafen nach eigenen Angaben insgesamt mehr als 160 Zusatzflüge und rund 30 000 zusätzliche Passagiere. Der Großteil der bisherigen zusätzlichen Maschinen mit Fans waren von oder nach Großbritannien unterwegs, über die Hälfte der zusätzlichen Passagiere kamen von den britischen Inseln.

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