Köln – Peter F. (Name geändert) war im Geldtransporter sitzen geblieben, als sein Kollege an jenem 24. März 2018 ausstieg, um die Geldkassette aus der Ikea-Filiale in Godorf in Empfang zu nehmen. Kurz darauf kam F.'s Kollege mit 76.000 Euro Einnahmen in dem Koffer wieder heraus, Thomas Drach bedrohte ihn auf dem Weg zum Wagen mit einem Maschinengewehr, entriss ihm die Kassette und die Dienstpistole und flüchtete – so hat es die Staatsanwaltschaft rekonstruiert.
Ein knappes Jahr später, am 6. März 2019, soll Drach mit einem anderen Komplizen erneut einen Geldtransporter am Flughafen Köln/Bonn überfallen haben. Und wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, war auch der Geldbote Peter F. wieder betroffen. Mit einem Kollegen wollte F. den Ermittlungen zufolge gerade Kassetten mit Münzgeld aus dem Transporter laden, um damit die Gepäckwagenstationen aufzufüllen, als Drach laut Staatsanwaltschaft die beiden Sicherheitsmänner mit einem Maschinengewehr bedrohte und den Geldkoffer forderte. Ohne eine Reaktion abzuwarten, soll Drach dann F.s Kollegen in den rechten Oberschenkel geschossen haben. Eine Notoperation rettete dem Schwerverletzten das Leben. Nach dem Schuss flüchteten die Täter mit einem gestohlenen Auto. Peter F. blieb unverletzt.
Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer bestätigte auf Anfrage, dass F. bei beiden Taten in Köln als Geldtransporterfahrer eingesetzt war. Ein Zufall? Oder war der Geldbote möglicherweise in die Überfallpläne eingeweiht, hat den Tätern im Vorfeld sogar Insidertipps gegeben? Auch die Polizei hielt dies anfangs zumindest für denkbar und hat Recherchen in dieser Richtung angestellt.
Bremer wollte sich nicht näher dazu äußern, aber nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ fanden die Ermittler keine Hinweise auf eine Tatbeteiligung des Geldboten. Peter F. ist somit entlastet. Bei den Ermittlungen gegen Thomas Drach und einen seiner mutmaßlichen Komplizen, einen Niederländer, gilt Peter F. ausdrücklich als Geschädigter, nicht als Beschuldigter.
Beim dritten Überfall auf einen Geldtransporter, der Drach zu Last gelegt wird, im November 2019 in Frankfurt am Main, war F. nicht dabei. Es traf zwei andere Sicherheitsmitarbeiter. Einer der beiden wurde durch einen Schuss, der angeblich von Drach abgegeben wurde, so schwer im Oberschenkel verletzt, dass auch er nur durch eine Notoperation überlebte.