Mehr als zwei Millionen Passagiere werden zwischen dem 12. Juli und 27. August am Flughafen Köln/Bonn erwartet.
Die Polizei hat angekündigt, ihre Kontrollen an der neuen Schrankenanlagen verstärken.
Worauf Fluggäste sich in den nächsten Wochen einstellen müssen und was sie beachten sollten.
Köln – Um 12 Uhr hat Dion Radley schon drei Kilometer gelaufen. Aber das ist erst der Anfang. Die App, die seine Fußwege aufzeichnet, spuckt eine durchschnittliche Geh-Leistung von 8,5 Kilometern aus. Es können aber auch mal weit über 20 Kilometer pro Acht-Stunden-Schicht werden. Das ständige Pendeln zwischen den Terminals fordert seinen Tribut: Dienstlich verschleißt Dion Radley drei Paar Schuhe jährlich. Der 52-Jährige ist Mitarbeiter des Terminal-Service am Flughafen Köln/Bonn — und hat jetzt zu Ferienbeginn alle Hände voll zu tun.
Wer immer eine Frage oder ein Problem hat, kann ihn und seine Kollegen ansprechen. „Wir sind Mädchen für alles“, sagt der Mann mit südafrikanischen Wurzeln, der nie um einen heiteren Spruch verlegen ist, weil er auch das zu seinem Job zählt: gestresste Fluggäste aufheitern. Wenn ein Kind weint, zeigt er ihm gerne seinen Schlips mit den Flugzeugen drauf: „Wie viele Kinder ich damit schon beruhigt habe!“
An diesem Wochenende wird Dion Radley wieder besonders gefragt sein. Die Sommerferien beginnen in Nordrhein-Westfalen, was für den Flughafen Hochkonjunktur bedeutet. Mehr als zwei Millionen Passagiere werden zwischen dem 12. Juli und 27. August erwartet. Das sind vier Prozent weniger als in den Sommerferien 2018, was vor allem mit der Entscheidung der Lufthansa-Tochter Eurowings zusammenhängt, ihr Langstreckenangebot an den Flughafen Düsseldorf zu verlegen.
Der Ansturm wird dennoch groß werden: Allein an diesem Wochenende rechnet der Kölner Airport mit knapp 127 000 Reisenden. Am heutigen Freitag sind 340 Starts und Landungen geplant. Als beliebtestes Sonnenziel löst nach Angaben des Flughafens Antalya in diesem Jahr Palma de Mallorca ab. Der Badeort an der türkischen Riviera werde in den Sommerferien über 80 Mal wöchentlich ab Köln/Bonn angeflogen. Bei Städtereisenden seien vor allem Berlin, München, London, Hamburg und Wien beliebt. Die gefragtesten Reiseländer insgesamt seien die Türkei, Spanien und Italien.
An den Passagierkontrollen werden zu Spitzenzeiten bis zu 150 Mitarbeiter im Einsatz sein. Laut Bundespolizei sei alles vorbereitet, um Wartezeiten zu minimieren: „Gleichwohl zeigt die Erfahrung, dass es, mit Blick auf den Start der Sommerferien, zu Wartezeiten kommen kann.“ Flughafen-Chef Johan Vanneste spricht von einer arbeitsintensiven, aber auch „besonders schönen und spannenden“ Zeit.
Weiterhin verstärkte Kontrollen an Autoschranken
Die Polizei kündigte an, ihre Kontrollen vor den neuen Schrankenanlagen auch zu Ferienbeginn fortzusetzen. Auf der Zufahrt zum Airport hatten zuletzt immer wieder Autofahrer verbotenerweise vor den Schranken geparkt, um Angehörige auf Zuruf abzuholen. Hintergrund ist die Verkürzung des kostenlosen Parkens vor den Terminals auf zehn Minuten. Danach werden hohe Gebühren fällig. Der Flughafen will an dieser Praxis jedoch festhalten: Am Freitag würden Hinweise an den Schranken angebracht, die auf das günstigere Parken in den Parkhäusern aufmerksam machen.
Am Flughafen stehen für die Passagiere insgesamt rund 12 600 Parkplätze in drei Parkhäusern zur Verfügung. Wer seinen Parkplatz online buche, bekommt laut Airport die günstigsten Tarife, die aktuell verfügbar sind. Empfehlenswert sei, sich vorab auf der Homepage über die aktuelle Belegung der Parkhäuser zu informieren.
Passagiere sollten zum Ferienbeginn mehr Zeit als gewöhnlich für den Check-In und die Sicherheitskontrollen einplanen. Informationen zu den Wartezeiten sind im Internet oder über die CGN-Airport-App abrufbar. Für Familien mit Kindern steht im Terminal 1 eine „Family Lane“ zur Verfügung. Die Kontrollgeräte in der „Family Lane“ sind so groß, dass auch Kindersitze und Buggys problemlos durchleuchtet werden können. (cht)
Das würde Dion Radley unterschreiben. „Der Ferienbeginn ist wirklich anstrengend und ich muss den ganzen Tag reden“, sagt der Mann mit dem englischen Akzent, der schon seit mehr als 18 Jahren in verschiedenen Positionen am Flughafen tätig ist: „Aber ich mag den Kundenkontakt.“ Und noch viel mehr mag er es, wenn er nicht nur erzählen kann, wo sich die nächste Toilette befindet, wann der Flug nach Berlin startet und in welche Richtung es zu Terminal 1 geht, sondern wenn er die Fluggäste auch zum Lächeln bringt. „Das ist wie ein Schneeballeffekt“, sagt Dion Radley: „Wenn der Fluggast glücklich zur Sicherheitskontrolle kommt, hat auch die Sicherheitskraft eine einfache Aufgabe.“
Immer wieder bewahrt der Mann mit dem „i“ auf der blauen Weste auch Fluggäste vor fatalen Irrtümern: „Viele stellen sich beim Check-In an die falsche Schlange, weil sie so aufgeregt sind.“ Doch in der Zwischenzeit könnten sie ihren Flug verpassen. Radley fragt deshalb gerne nach, wer wohin muss. Oft bemerkten Reisende erst dann ihren Irrtum. Er habe ein Gespür dafür, wo es im großen Getriebe des Flughafens haken könnte, so Radley: „Ich sehe oft, wo es ein Problem geben könnte.“
An diesem Vormittag gibt es nur wenig Probleme. Dion Radley versorgt eine Familie vor der Sicherheitskontrolle mit Kunststoffbeuteln für Flüssigkeiten. Im Ankunftsbereich trifft er einen gestressten Mann, der gerade aus Kroatien gekommen ist und nun nach Dublin weiterreisen muss. Das Boarding für den Anschlussflug hat schon begonnen. Radley sorgt dafür, dass der Mann an der Passkontrolle nicht lange warten muss. „Der muss so schnell wie möglich zu Terminal 1 kommen.“ Unterm Strich sei es eher ruhig, sagt Dion Radley. Das werde sich mit dem Ferienbeginn ändern.