Köln – Ein Flugzeug stößt wegen eines technischen Defekts auf dem Rollfeld mit einem Bus zusammen. Etwas explodiert, Feuer bricht aus, weißer Rauch steigt auf. Passagiere stecken im Flugzeug fest, haben Todesangst, müssen befreit werden. Diese Situation wurde am Samstag am Flughafen Köln/Bonn geprobt.
Übungen wie diese sind alle zwei Jahre von der Internationalen Zivilluftfahrorganisation (ICAO) vorgeschrieben. Sie finden an allen Flughäfen mit internationalem Flugverkehr in Deutschland statt. Vor drei Jahren wurde in Köln/Bonn so ein Terroranschlag simuliert, aber letztes Jahr konnte die Übung wegen der Pandemie nicht stattfinden. Deshalb wurde sie jetzt nachgeholt. Der Flugverkehr war währenddessen nicht eingeschränkt, die Fluggäste waren aber fasziniert von dem Großeinsatz.
Feuerwehr kann in 90 Sekunden überall am Flughafen Köln/Bonn sein
Die Flughafenfeuerwehr war als erste vor Ort. Die ungefähr 25 Feuerwehrmänner und -frauen haben ihre Bereiche so eingeteilt, dass sie innerhalb von 90 Sekunden überall am Flughafen sein können. Als nächstes erreichte die Feuerwehr der Bundeswehr und danach die Feuerwehr der Stadt Köln den Einsatzort. Die jeweiligen Einsatzleiter halten einigen Abstand vom Feuer, um das Geschehen möglichst rational zu koordinieren.
„Bei dieser Übung geht es um die Schnittstellen in der Kommunikation“, sagt Lars Drewes, Sprecher der Werksfeuerwehr des Flughafens. „Wir wollen heute ausprobieren, ob die geplanten Prozesse auch greifen.“ Für solche Szenarien gebe es spezielle Codes, die international gültig sind. Diese gehören jedoch nicht zum Arbeitsalltag. Passagiere retten, das Flugzeug und die anliegende Halle löschen und all das mit Einheiten, die nicht täglich miteinander arbeiten – das erfordert genaue Kommunikation und eine gut geplante Logistik.
Vorbereitete Prozesse gibt es auch bei der medizinischen Versorgung. In einer solchen Extremsituation wird eine Triage durchgeführt. Entscheidungen über Leben und Tod müssen getroffen werden. „Der erste Notarzt vor Ort behandelt nicht, er kennzeichnet die Verletzten“, sagt Ulricht Laschet, Sprecher der Feuerwehr Köln. „Die Verletzungsgrade reichen von grün bis rot. Dann gibt es noch schwarz, das bedeutet verstorben. Und blau heißt, dass die Verletzungen so schwer sind, dass man erst andere behandeln sollte.“
Verletzte und Verstorbene werden in diesem Fall von 54 Komparsen gespielt. Nebelmaschinen sorgten für Rauch, die Entzündung des Treibstoffs Kerosin wurde durch kleine Explosionen simuliert. „Normalerweise werden die Komparsen auch geschminkt, Verletzungen sollen sichtbar sein. Das war aufgrund der Pandemie dieses Jahr aber nicht möglich“, sagt Susanne Beyreuther, die Sprecherin des Flughafens.
Parallel zu dieser Übung wurde noch die „Sicherstellung der medizinischen Erstversorgung von bis zu fünfzig Personen“ geübt, ebenfalls auf dem Rollfeld. „Unsere Komparsen werden also erst im Flugzeug verletzt, dann gerettet und behandelt – und anschließend in einen Bus gesetzt und zur nächsten Übung gefahren. Dort sind sie wieder Verletzte“, sagt Laschet. Insgesamt nahmen so 211 Personen an den Übungen teil.
Die logistischen Herausforderungen eines solchen Einsatzes können natürlich nicht vollständig simuliert werden. „Normalerweise müssten wir ja noch die Krankenhäuser anfahren. Dabei gehen wir nach der Reihenfolge von außen nach innen vor, weil das nächstgelegene Krankenhaus wahrscheinlich von Leichtverletzten überrannt sein wird“, so Laschet. „Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie die verschiedenen Bereiche zusammenarbeiten.“