Als Günther Klein (Name geändert) einem Radiosender ein Interview gibt und erzählt, wie es ist, nach den Corona-Beschränkungen wieder fliegen zu können, weiß er noch nicht, dass sein Mallorca-Urlaub vorerst ins Wasser fällt.
Nur wer die Bestimmungen ausnahmslos befolgt, kommt an Bord. „Das ist ein Skandal, wir haben gebucht und können nicht fliegen“, sagt Klein kurz darauf.
Statt der üblichen 40.000 Passagiere heben aktuell 1.600 pro Tag ab. Wir haben uns das neue Flughafen-Geschehen am Montag angesehen.
Köln – Von Köln/Bonn aus in die Welt zu fliegen, war wegen Corona monatelang für viele nur ein Traum. Am Montag sollte sich das für einige Touristen ändern, doch offenbar haben sie das Kleingedruckte übersehen. Günther Klein (Name geändert) ist einer von ihnen. Er will unter den ersten sein, die den Flieger nach Mallorca besteigen. Mit ein paar Freunden steht er vor dem Eurowings-Schalter an Terminal 1, um einzuchecken.
Sein Haus auf der beliebten Baleareninsel hat er seit drei Monaten nicht gesehen. Vor dem Schalter gibt er noch ein Interview für einen Radiosender, der die ersten Urlauber nach ihrem Empfinden befragt, wie das wohl so sein wird, das Fliegen zu Corona-Zeiten. Nur kurze Zeit später ist er am Check-in-Schalter an der Reihe, eine Warteschlange gibt es immer noch so gut wie gar nicht. Der Herr am Schalter hat aber eine schlechte Nachricht für die Fluggäste: Klein und seine Freunde dürfen nicht einsteigen. Flug EW578 nach Palma de Mallorca hebt ohne sie ab.
„Das ist ein Skandal“
Wütend verlassen sie den Flughafen. „Das ist ein Skandal, wir haben gebucht und können nicht fliegen“, sagt Klein. Man habe ihnen gesagt, dass das erst vom 21. Juni an möglich sei, wenn die Reisebeschränkungen noch einmal gelockert werden. Dass es heute nicht möglich sei, liege daran, dass das Haus auf Mallorca nur ihr Zweitwohnsitz sei, ins Flugzeug aber nur Passagiere mit Erstwohnsitz auf der Insel dürften. „Wir buchen jetzt direkt um auf den 21., damit wir schnell da unten nach dem Rechten schauen können“, wütet Klein durch seine Maske – und fährt nach Hause.
Ebenso ergeht es einem Paar aus dem Sauerland, das für ein paar Tage nach Mallorca fliegen wollte – als Touristen, was schonmal gar nicht geht. Einige Ferienflieger mit registrierten Touristen eines Testprogramms sind am Montag von Düsseldorf und Frankfurt gestartet, nicht aber von Köln. Flug und Hotel hätten die beiden gebucht, sagen sie, aber der Traum vom Kurzurlaub endete in einem fast leeren Flughafenterminal, bevor er überhaupt begonnen hat.
Wer alles beachtet, darf in Köln abfliegen
Wer alle Formalitäten beachtet hat, durfte die Maschine aber betreten. So wie ein Geschäftsmann, der auf Mallorca lebt. „Wir brauchten Handelsregisterauszug und weitere Dokumente, die man in Spanien so benötigt“, sagt er. Alles habe er beim Check-In vorzeigen müssen, bevor er die Bordkarte bekommen habe.
Um 15 Uhr geht an diesem Montag der erste Flug von Köln/Bonn nach Mallorca seit den Lockerungen der Reiseregeln. Sieben Passagierflüge starten am Montag insgesamt, sieben weitere landen. Eurowings bietet neben Mallorca noch Verbindungen nach München, Berlin, Hamburg, Zürich und Wien an. Auf der Anzeigetafel stehen die Flüge bis übermorgen, und sie ist noch nicht einmal voll.
Eine kleine, aber klare Steigerung
Etwa 1600 Fluggäste zählt der Airport zurzeit am Tag. Damit sei man immer noch weit entfernt von den vor Corona üblichen 40000 am Tag, sagt ein Flughafensprecher. Doch im Vergleich zur Zeit des Lockdowns sind die Zahlen immerhin schon eine klare Steigerung. An Karsamstag, 11. April, wurde hier kein einziger Passagier befördert, der Flugreiseverkehr stand komplett still und damit der gesamte Bereich des Flughafens, der auf Passagiere ausgelegt ist.
Fast alle Geschäfte hatten geschlossen, nur ein paar wenige blieben offen. Den Rewe-Markt, der bis auf wenige Stunden an Heiligabend das ganze Jahr über Tag und Nacht geöffnet ist, zwang auch Corona nicht in die Knie. Jetzt sind aber auch wieder einzelne andere Läden wie Bäckereien zugänglich, wenn auch mit Maske, wie im gesamten Airport. „Nach und nach kehrt Leben zurück in unseren Airport. Wir freuen uns über jede Maschine, die über unser Vorfeld rollt, und jeden Passagier, der ab Köln/Bonn wieder auf Reisen geht. Es ist unverkennbar, dass die Reiselust der Passagiere zurückkommt“, so Airport-Chef Johan Vanneste.
Anders als an Terminal 1, wo zumindest ein wenig Betrieb herrscht, ist das Terminal 2 aber noch komplett verwaist. Schalter und Sicherheitsschleusen sind menschenleer, nur ein paar Reisebüros warten auf Gäste, die aber heute so gut wie gar nicht kommen. „Liebe Passagiere, bitte achten Sie darauf, nur ein Handgepäckstück mitzunehmen“, schallt es aus den Lautsprechern an Terminal 2. Niemand hört die Durchsage, außer einem Mann, der gerade feucht durchwischt für die Menschen, die vielleicht auch hier in ein paar Wochen oder Monaten wieder in die Welt fliegen, wenn es irgendwann wieder so etwas wie Normalität gibt am Flughafen Köln/Bonn.