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Friedhof Melaten in KölnErster Rote Funk auf Gedenk- und Grabstätte beigesetzt

Lesezeit 3 Minuten

Das denkmalgeschützte Grab auf dem Friedhof Melaten

Köln – Der am 14. November gestorbene Wolfgang Meier, „ne Jung us Rudekirche“, ist der erste Rote Funk, der vor wenigen Tagen auf der Gedenk- und Grabstätte der „Kölschen Funke rut-wieß vun 1823“ auf dem Friedhof Melaten beigesetzt wurde. Meier, Funkenname „Nüselche“, war viele Jahre Literat der Gesellschaft. Er starb im Alter von 64 Jahren. „Vun singer schwere Krankheit erlüs“, sagte Funken-Präsident Heinz-Günther Hunold in seiner Trauerrede. Meier litt an ALS, einer nicht heilbaren Erkrankung des zentralen und peripheren Nervensystems. Hunold und „et Nüselche“ waren seit der Schulzeit Freunde.

„Mer kannte uns schon us d’r Katholischen Jugend en Zint Maternus“. Vor 40 Jahren wurden sie nahezu zeitgleich „Rote Funken“. Wolfgang Meier blieb zugleich in seinem Veedel karnevalistisch aktiv und engagierte sich in der „Großen Rodenkirchener Karnevals-Gesellschaft“, deren Präsident er einige Jahre war. Funkenchef Hunold verabschiedete sich von seinem Freund mit den Worten: „Leev Nüselche, do wors nit nur ne stolze Rude Funk, do bes uns all och Vorbeld. Mer weede dich nit verjesse.“

Erinnerungsstätte existiert seit zwei Jahren

Seit etwa zwei Jahren gibt es die Erinnerungsstätte des Traditionskorps auf Melaten. Dort kann jeder Funk, wenn er es möchte, bestattet werden. „Eine Handvoll Funken hat bereits Interesse bekundet“, sagt Pressesprecher Günter Ebert. Um die Pflege des Grabes kümmern sich die Korpskameraden. Bei dem Erinnerungsort handelt es sich um die frühere Grabstätte der Familien Cron und Allert. Angelegt wurde das Grab von dem Kölner Unternehmer Ludwig Maria Cron. Er ließ dort 1853 seine Tochter Karoline, die nur fünf Jahre alt wurde, bestatten.

Alles zum Thema Melaten

Über viele Jahre fanden die Mitglieder der Familie Cron und des durch Heirat einer Cron-Tochter dazugekommenen Zweiges der Familie Allert ihre letzte Ruhe auf Melaten. 13 Bestattungen lassen sich nachweisen, die letzte fand 1977 statt. Mittlerweile ist die Verfügung über das Grab erloschen – es gibt wohl keine Nachfahren der Familien Cron und Allert mehr. Die Roten Funken haben die Patenschaft für die Grabstätte übernommen und sie aufwendig restaurieren lassen.

Stiller Beginn als lange Tradition

Mit dem Besuch dieser Pilgerstätte eröffneten die Funken an Allerheiligen die Karnevals-Session 2018/19. Dieser stille Beginn hat eine lange Tradition. Seit dem Allerheiligentag 1920 ziehen die Roten Funken zum Grab des zuletzt verstorbenen Präsidenten. Erster Gedenkort war das 1919 auf dem Südfriedhof errichtete Grabmal für Theo Schaufuß. Der Präsident starb vor 100 Jahren, am 15. November 1918. Der Kaufmann wurde 1909 Präsident der „Kölner Funken-Infanterie“, wie die Gesellschaft damals hieß. Schaufuß, genannt „de Pläät“, unterstützte auf besondere Weise die Funken, die ab 1914 als Soldaten in den 1. Weltkrieg ziehen mussten.

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Er sandte ihnen regelmäßig Pakete mit sogenannten „Liebesgaben“. Die Pakete enthielten Likör, Magenbitter und Cognac sowie Tabakwaren. Dazu kamen manchmal saure Drops, Makrelen in Dosen oder Eau de Cologne sowie Schokolade. Es gab während des Krieges Sonderposten des damaligen Weltkonzerns Stollwerck: „Auf dem Marsch Stollwerck Schokolade!“ stand auf den Banderolen der Tafeln. Zu Weihnachten legte Schaufuß Tannengrün mit in die Päckchen. Das lässt sich in den sorgsam geführten Kassenbüchern aus dieser Zeit nachlesen.

Sechs Pakete für 51 Soldaten

So schickte der Präsident beispielsweise im Jahr 1915 fast täglich ein Paket an die im Feld stehenden Funken. Jeder der 51 Soldaten durfte sich über sechs Pakete im Jahr freuen. Einen großen Teil der Kosten bezahlte der Präsident aus eigener Tasche. Bei Kriegsende war „de Pläät“ mittellos. Nach seinem Tod drohte ihm die Beisetzung in einem Armengrab. Das ließen die Funken nicht zu.

Die Gedenk- und Grabstätte auf Melaten ist nicht der einzige Ort, an dem die Roten Funken die Erinnerung an die Verstorbenen aus ihren Reihen wach halten. Im Funkenturm, der Ulrepforte, gibt es einen kleinen Gedenkraum. Etwa 200 größere und kleine Porträts verstorbener Funken hängen an den Wänden. Das älteste erinnert an Theo Schaufuß.