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Auch nach 125 Jahren überall gegenwärtigCaritas feiert Jubiläum in Köln

Lesezeit 3 Minuten
125 Jahre Deutscher Caritasverband: Festakt am Gründungsort in Köln.
Henriette Reker und Minister Karl-Josef Laumann zeigen eine Sonderbriefmarke der Caritas, rechts im Bild: Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa undMinisterialdirektorin Marianne Kothé

Festakt am Gründungsort in Köln. Henriette Reker, Minister Karl-Josef Laumann, Caritas Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa und Marianne Kothé

Der Caritasverband feierte sein 125-jähriges Bestehen. Neben viel Lob war bei dem Festakt auch die widersprüchliche Rolle der Caritas während des Nationalsozialismus ein Thema.

Ein Kreuz mit Flammen ist das zentrale Element im Logo der Caritas. Das Kreuz symbolisiert das Christentum, die Flammen stehen für Wärme und Liebe. Dieses Logo darf nicht fehlen auf der Sonderbriefmarke im Wert von 85 Cent, die das Bundesfinanzministerium zum 125-jährigen Jubiläum des Deutschen Caritasverbands herausgegeben hat, in einer Auflage von 3,1 Millionen Stück.

Am Mittwoch ist es bei der Jubiläumsfeier im „Früh am Dom“ präsentiert worden. In Vertretung von Bundesfinanzminister Christian Lindner übergab Ministerialdirektorin Marianne Kothé Alben mit Exemplaren der Sondermarke an Personen, die zu den rund 150 Gästen zählten, darunter Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa, NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann und Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg und Vorsitzender der Kommission für caritative Fragen der Deutschen Bischofskonferenz.

Caritasverband wurde vor 125 Jahren in Köln gegründet

Dass in Köln gefeiert wurde, hatte seinen guten Grund: Am 9. November 1897 traf sich eine Gruppe sozial engagierter Bürger im „Fränkischen Hof“ unweit des Doms und gründete als Antwort auf die Nöte der Zeit den „Caritasverband für das katholische Deutschland“ mit Priester Lorenz Werthmann als erstem Vorsitzendem. Die verschiedenen katholischen Hilfsangebote, die es bereits gab, sollten dadurch unter einem Dach zusammengefasst und so die Wirksamkeit der Arbeit gestärkt werden; als Sitz der Zentrale wurde Freiburg gewählt.

Die Devise „Not sehen und handeln“, die sich auch auf der Briefmarke findet, ist bis heute gleich geblieben. Mit rund 25 000 Einrichtungen und Diensten ist der Caritasverband der größte Wohlfahrtsverband Deutschlands. Circa 690 000 hauptamtliche Kräfte und mehrere Hunderttausend ehrenamtlich Tätige setzen sich unter seinem Dach für andere Menschen ein. Der Anspruch „Not sehen und handeln“ gilt nicht nur für die Arbeit hierzulande, denn mit seinem Hilfswerk Caritas International engagiert sich der Verband weltweit in zahlreichen Krisengebieten.

Widersprüchliche Rolle der Caritas im Nationalsozialismus

Der Caritas sei es „offensichtlich gelungen, in Krisen wirksam zu helfen“, sagte Präsidentin Welskop-Defaa. „Darauf erwächst unser Zukunftsmut“, der Mut, den „Versuchungen der Ohnmacht“ zu widerstehen und innovative Hilfsangebote zu entwickeln. Da der 9. November der Tag ist, an dem der Reichspogromnacht im Jahr 1938 gedacht wird, ging sie auch auf die Rolle der Caritas im Nationalsozialismus ein, die widersprüchlich sei.

Einerseits habe sich der damalige Präsident Bendict Kreutz gegen die Staatsideologie gestellt und sich für eine eigenständige Wohlfahrtspflege in Abgrenzung von der „Volkswohlfahrt“ der Nazis stark gemacht, andererseits hätten viele Menschen geschwiegen, Mitarbeiter „das Morden gedeckt“ und manche Einrichtungen „vielleicht kollaboriert“. Dieser Teil der Caritas-Geschichte sei bis heute nicht ganz aufgeklärt.

Die Caritas ist auch nach 125 Jahren weithin bekannt und überall gegenwärtig

„Respekt, Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe“ lautet das Motto der Jubiläumskampagne. Besser könne man die Arbeit der Caritas nicht beschreiben, sagte Oberbürgermeisterin Reker. Dass der Verband in Köln gegründet wurde, sei kein Zufall, denn die Stadt sei immer ein Zentrum der katholischen Soziallehre gewesen.

Die Kommune sei „entscheidend“ auf die Caritas angewiesen. Als Beispiel aus jüngster Zeit erwähnte sie die Unterstützung dabei, Flüchtlinge aus der Ukraine unterzubringen; so betreute die Caritas die provisorische Unterkunft, die in einer Messehalle eingerichtet wurde. Als weitere Beispiele nannte Reker das Auszugsmanagement für Geflüchtete, das von der Wohnungssuche bis zum Abschluss eines Mietvertrags reicht, sowie die Altenpflege.

Den Festvortrag hielt Karin Bjerregaard Schlüter. Das Thema passte zur Herausgabe des Sonderpostwertzeichens: die „Marke Caritas“, vom Logo bis zum Image. Dass die Caritas weithin bekannt und überall gegenwärtig ist, drückte die Digitalexpertin so aus: „Man kann nicht nichts mit der Caritas zu tun haben.“ Im Anschluss an die Feier waren die Gäste eingeladen, zum Gründungsort in der Komödienstraße zu spazieren.