Köln – Acht britische Männer, überwiegend mittleren Alters, in Mönchskutten überzeugten das Publikum in der Lanxess-Arena. Die Formation "Gregorian" begeisterte 4.500 Zuschauer mit ihrem choralartigen Gesang, mit dem sie meist Lieder der Moderne aufführte. Begleitet wurde die etwas andere Boygroup von einer Band aus drei Violinen, Cello, Klavier, Keyboard, Gitarre und Schlagzeug. Wie sich sehr schnell herausstellte, hatte der Stilmix aus Pop, Rock und mittelalterlicher Vokalmusik mit der eigentlichen Gregorianik wenig zu tun.
Anna Haselhoff schätzt diese Mischung. Sie ist seit fünf Jahren Fan von "Gregorian". Zum Konzert kam sie ganz in Schwarz gekleidet und verriet, dass sie das sakrale Elemente besonders möge. Tatsächlich kam Produzent Frank Peterson die Inspiration zur Gründung von "Gregorian" bei einem Besuch im Kloster San Lorenzo de El Escorial in Spanien. Er konstruiert seit 1990 gemeinsam mit den Sängern diese einzigartige und eigene Version von gregorianischem Choral-Gesang.
In ihrem neuesten Werk, dem Album "The Epic Chants", präsentieren sie Themen aus Spielfilm-Klassikern, und die Performance dazu zeigten sie dem Kölner Publikum: Mit britischen Humor und audiovisuellen Überraschungen interpretierten sie Songs wie "She" von Elvis Costello, "Sky and Sand" von Paul Kalkbrenner und "Stay" von U2 auf ihre eigene Art. Dabei kamen Trommeln, Spiegelreflexionen, Laserstrahler, Fackeln und gestellte Schwertkampfszenen zum Einsatz.
Spätestens, als die schöne Sängerin Amelia Brightman nicht als Nonne, sondern in einem knappen Gladiatoren-Kostüm auf die Bühne trat, war klar, dass dieser Band nichts heilig ist. Provokation stand an oberster Stelle, wohl auch aus diesem Grund coverten sie den Song "Ich will ein Engel sein" von der Metal-Band Rammstein. Auf der Bühne lag dabei mystischer Rauch in der Luft, blaues Scheinwerferlicht bestrahlte die Mönche, und die Sängerin trug schwarze Engelsflügel.
Höhepunkt der Zuspitzung war schließlich die Interpretation des Lieds "Godzilla" vom US-amerikanischen Rapper P. Diddy. Während zwei Sängerinnen - neben Amelia Brightman noch Eva Mali - in hautengem Lederdress gekleidet sich lasziv an Tanz-Stangen räkelten, rappte einer der Mönche. Das hatte nun wirklich überhaupt nichts mehr mit Kirchenmusik gemein. Allerdings hat das die Zuschauer keineswegs gestört, sie jubelten den britischen Musikern begeistert zu.
Unterhaltsam war das Konzert allemal. Von Entertainment verstehen der Schöpfer und die Jungs von "Gregorian" einiges. Dafür gab es auch zum Schluss stehende Ovationen.