Sülz – Zwischen den engen Straßen im Kern des Viertels war die große Wiese mit dem dichten Baumbewuchs eine der letzten grünen Oasen. Nun musste das Grün weichen – jedenfalls zum großen Teil. Die Bäume sind bereits abgeholzt, bis auf die große Buche im hinteren Bereich. Die katholische Kirchengemeinde St. Nikolaus und Karl Borromäus, der das Grundstück an der Palanter Straße, Ecke Redwitzstraße gehört, baut: 15 Wohneinheiten für Familien, Paare und Singles, darunter drei Stadthäuser mit kleinem Garten und sechs Seniorenwohnungen.
Mehrere Generationen sollen dort zusammenfinden. Für Senioren und Menschen mit Behinderungen werden die Wohneinheiten barrierefrei und rollstuhlgerecht sein. Es wird eine Tiefgarage mit Stellplätzen entstehen, mit einem Parkplatz für einen Rollstuhlfahrer. Ebenso wird es für jede Wohnung einen Keller und einen gemeinsamen Fahrradkeller geben. Im Erdgeschoss wird ein 80 Quadratmeter großer Raum für die Caritas und die Gemeinde freigehalten. Der Restgarten im hinteren Bereich des Eckgrundstücks soll künftig von allen Bewohnern des Viertels genutzt werden können.
Finanziert hat die Katholische Kirchengemeinde das Vorhaben selbst. „Die Gemeinde hat über Jahre Rücklagen durch Vermietung und Spenden angelegt“, sagt Klaus Brüne-Frehmann, Mitglied im Kirchenvorstand und Leiter des gemeindeeigenen Liegenschaftsausschusses. „Mietüberschüsse müssen nach Vorgabe des Erzbistums für Wohnungen und Entwicklung von Wohnraum verwendet werden.“
Der soll aber nicht nur Gemeindemitgliedern vorbehalten sein. „Wenn sich Menschen dafür bewerben, dann spielt für uns die Konfession erst einmal keine Rolle“, so Brüne-Frehmann. „Wir suchen entsprechend unserer Sozial-Charta die Mieter aus, bei denen wir den größten Bedarf erkennen.“
Interessierte sollten sich allerdings erst frühestens mit Baubeginn im Herbst bewerben. Dann würde die Gemeinde personell dafür sorgen, dass die Bewerbungen bearbeitet werden können. Vorher habe es keinen Sinn, sich nach freien Wohnungen zu erkundigen.
Die Lindenthaler Bezirkspolitiker haben allerdings noch Verbesserungsvorschläge, was das Bauvorhaben betrifft. „Ich finde es ja gut, dass die Gemeinde Wohnraum schafft“, sagt Friedhelm Hilgers, Vorsitzender der SPD-Fraktion. „Aber hier sind rund 35 Bäume abgeholzt worden. Da sie nach der gesetzlichen Regelung ersetzt werden müssen, wäre es schön, wenn man sie hier in der Nähe der Kirche pflanzt, damit sie auch ein wirklicher Ersatz sind“, sagt Hilgers. „Dazu eignet sich doch beispielsweise der Platz vor der Kirche zur Zülpicher Straße hin.“
Den könne man entsiegeln. Die Bäume – vor allem Birken, Pappeln, Linden – würden ihn zu einem attraktiven Ort im Veedel machen. „Man hätte eigentlich bereits die Baugenehmigung mit der Auflage verbinden können, sie dort zu pflanzen“, findet Hilgers.
Dazu ist es mittlerweile allerdings zu spät. Denn das Bauvorhaben ist laut Auskunft der Stadtverwaltung genehmigt, ohne eine solche Regelung. „So etwas kann nun im Nachhinein allenfalls verhandelt werden“, betont Jürgen Müllenberg, Sprecher der Stadtverwaltung. Die Stadt Köln habe die Baugenehmigung allerdings mit Auflagen hinsichtlich der Baumfällungen und hinsichtlich des Umgangs mit den zu schützenden Bäumen erteilt. Nur ein spezieller Ort dafür wurde nicht festgelegt.
So bleibt die immerhin 150 Jahre alte große Buche im Garten stehen, es werden nur die Wurzeln gekappt. Laut Brüne-Frehmann scheitert eine Ersatzpflanzung vor der Kirche aber auch an etwas ganz anderem als der fehlenden Auflage: „Der Platz mit dem Kirchenschiff und den Häusern steht unter Denkmalschutz“, so das Mitglied des Kirchenvorstands. Daher könne man ihn nicht verändern. Die Stadt würde die Ersatzbäume an anderer Stelle pflanzen. Wo das sein wird, wisse er aber nicht. Allerdings würde auch die Gemeinde darauf achten, dass es passiert, denn den Gemeindemitgliedern sei wichtig, dass das verlorene Grün ersetzt werde.
Klaus Brüne-Frehmann, Mitglied im Kirchenvorstand
Friedhelm Hilgers, SPD-Fraktion