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Historische Bilder der KultwirtinErinnerungen an Oma Kleinmann

Lesezeit 3 Minuten

Paula Kleinmann (Mitte) umringt von Studenten.

Köln – Noch wenige Wochen vor ihrem Tod saß Paula Kleinmann bester Laune beim Sonntagsfrühschoppen in ihrem alten Lokal. Zusammen mit dem Autor dieser Zeilen und den neuen Wirten hatte sie immer wieder zur Lesung in die Kneipe „Bei Oma Kleinmann“ an der Zülpicher Straße eingeladen. Zu den aufgeschriebenen Erinnerungen aus dem Buch „Oma Kleinmann: Geschichten und Rezepte aus dem Kwartier Latäng“ erzählte sie deftige Witze, sang mit Musikanten kölsche Lieder und amüsierte ihre Fans und Freunde.

Die Arbeit an dem Buch, das 2007 erschien, hatte ihr nach einigen Tiefschlägen und dem schmerzhaften, altersbedingten Abschied aus ihrer Küche die Lebensfreude zurück gebracht, für die sie Generationen von Studenten, Promis und die vielen Stammtische aus der Nachbarschaft liebten. Lebensweisheiten, Anekdoten, Promi-Klatsch und Geheimnisse und immer wieder Witze – das alles konnte man haben von der rheinischen Westfälin, wenn sie in Fahrt kam. Wenn es ihr mal nicht so gut ging, konnte sie das verstecken.

Der Gast war König. „Wenn er traurig ist, musst Du mitweinen. Wenn er fröhlich ist, mitlachen“, war eines ihrer Rezepte für den Erfolg als Wirtin. Noch immer ist sie vielen Kölner in bester Erinnerung. Das zeigt alleine schon die enorme Resonanz in den sozialen Netzwerken auf die Meldung des „Kölner Stadt-Anzeiger“, dass ein Weg im Inneren Grüngürtel nach der Kultwirtin benannt werden soll. Am Donnerstagabend stimmt die Bezirksvertretung über die entsprechende Verwaltungsvorlage ab.

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Stammgäste hatten Unterschriften gesammelt, um das kleine Denkmal für das 2009 verstorbene Original einzufordern. Jeder Gast, der sie in ihrem Lokal erlebte, verbindet andere Erinnerungen an die „Arbeitsfrau“, wie sie sich selber nannte: Sie konnte von Bundekanzlern und Fernsehstars erzählen, für die sie gekocht hatte. Stammgast Alfred Biolek holte sie zweimal in eine seiner Fernsehsendungen, wo sie dem deutschen Fernsehpublikum Spaß machte. Paula Kleinmann war nach dem Zweiten Weltkrieg nach Köln gekommen, nachdem ihr erster Mann an der Front gefallen war. Zusammen mit ihrem zweiten Mann Willi Kleinmann betrieb sie zunächst ein Lokal in Bickendorf, bevor sie an die Zülpicher Straße zog. Manch armer Student bekam zu essen.

Als clevere Geschäftsfrau, die sie auch war, wusste sie: Die kommen alle wieder, wenn sie Geld haben. Feste mit der trinkfesten Wirtin waren legendär. Noch im hohen Alter ließ sie es sich nicht nehmen, mit Rollator in die rappelvolle Kneipen zu kommen und den Gästen „einen gemütlichen Abend“ zu wünschen. Kleinmann holte die Nubbelverbrennung lange vor dem Massenereignis, das heute im Studentenviertel begangen wird, ins Veedel. Die Reden auf den Nubbel schrieb sie Jahrzehnte lang selber.

Die Fotos, die wir zeigen, stammen aus ihrer Biografie, die bei Kiwi erschienen ist.