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Interview mit AWB-Chef„Köln ist nicht verschmutzter als andere Großstädte“

Lesezeit 5 Minuten

Nur mit 100 Grad heißem Dampf lassen sich Kaugummis entfernen.

  1. Peter Mooren, Chef der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB), nennt im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger” die größten Probleme der Stadt hinsichtlich des Mülls.
  2. Wilden Müll sieht er als großes Probleme, ebenso wie die unzähligen Kaugummis auf dem Pflaster, die sich nur unendlich schwer wieder entfernen lassen.
  3. Ein Gespräch darüber, wie sich die Situation in den vergangenen Jahren verändert hat und die allgemeine Wahrnehmung, dass Köln schmutziger ist als andere deutsche Großstädte.

Herr Mooren, wenn man in anderen Großstädten unterwegs ist, hat man subjektiv den Eindruck, dass Köln im Vergleich zu den schmutzigeren gehört. Ist das tatsächlich so?

Wir treffen uns zweimal jährlich mit den Kollegen aus anderen Großstädten wie Berlin, München, Hamburg, Frankfurt. Dabei stellen wir fest, dass Köln nicht signifikanter verschmutzt ist als andere Städte. Aber natürlich wissen wir, dass es hier dreckige Ecken gibt.

Da wird Ihnen niemand widersprechen.

Natürlich haben wir Publikumsmagnete wie den Dom im Fokus, den sich jedes Jahr sechs Millionen Menschen anschauen. Da sind unsere Mitarbeiter fast rund um die Uhr vor Ort. Deshalb vernachlässigen wir aber nicht die Sauberkeit in den Veedeln. Wir haben beispielsweise den Anspruch, wilde Müllkippen innerhalb von 24 Stunden zu entfernen.

In Köln sind einige Straßen mit Kaugummis geradezu gepflastert. Warum entfernt die Straßenreinigung sie nicht konsequent?

Kaugummis sind ein echtes Großstadtproblem. Wir haben an Stellen wie der Schildergasse und den Ringen zwischen 50 und 100 Kaugummis auf einem Quadratmeter. Die sind nicht einfach wegzukehren. Da brauchen wir Hochdruck und 100 Grad heißen Dampf, und es ist eine intensive Bearbeitung nötig.

Peter Mooren (60) studierte Betriebswirtschaft. Seine berufliche Laufbahn begann er 1992 bei Trienekens in Viersen. Danach war er Geschäftsführer der RWE Umwelt Rhein Ruhr GmbH und der Awista GmbH Düsseldorf. Seit 2008 ist er als Geschäftsführer der städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) in Köln tätig, seit 2011 leitet er das Unternehmen. (att)

Das Wegmachen eines Kaugummis kostet etwa doppelt so viel wie der Kaugummi selbst. Besser wäre es, wenn sich die Haltung ändert. Es muss einfach schick werden, die Kaugummis erst gar nicht auf den Boden zu spucken.

Trotz eines generell größeren Umweltbewusstseins laden nach wie vor Menschen wilden Müll ab. Versuchen Sie herauszufinden, wer das gemacht hat?

Das ist ein schwieriges Thema. Selbst wenn jemand seine Visitenkarte verliert, müssten die Mitarbeiter vom Ordnungsamt beweisen, dass er das selbst war.

Sie haben doch eigens Mülldetektive beschäftigt.

Die Funktion gibt es bei uns nicht mehr. Wir haben als AWB keine ordnungsbehördlichen Ermächtigungen. Die Kollegen haben versucht zu recherchieren, wer wilden Müll abgeladen hat, um mit dem Verursacher ins Gespräch zu gehen. Eine Arbeit mit viel Aufwand, aber auch mit einer geringen Aufklärungsquote. Die Mitarbeiter gehören daher inzwischen zu unserem pädagogischen Beratungsteam. Das ist weit wirkungsvoller.

Das klingt nach Kapitulation...

Wir motivieren eher dazu, Sperrmüll bei uns anzumelden oder den Müll zum Wertstoff-Center zu bringen. Das geht unkompliziert und schnell online. Es ist in Köln nämlich im Gegensatz zu vielen Städten kostenlos.

Wie gut werden die Wertstoffhöfe denn genutzt?

Die sind sehr erfolgreich. Im Jahr werden dort rund 22.000 Tonnen Sperrmüll angeliefert. Wir haben in Köln zwei Wertstoff-Center – in Wien sind es 16, wenn auch bei anderen Rahmenbedingungen.

Zur Person

Peter Mooren (60) studierte Betriebswirtschaft. Seine berufliche Laufbahn begann er 1992 bei Trienekens in Viersen. Danach war er Geschäftsführer der RWE Umwelt Rhein Ruhr GmbH und der Awista GmbH Düsseldorf. Seit 2008 ist er als Geschäftsführer der städtischen Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) in Köln tätig, seit 2011 leitet er das Unternehmen. (att)

In Köln bräuchten wir dringend weitere Wertstoff-Center. Die Politik unterstützt uns dabei, aber es ist schwierig, geeignete Grundstücke dafür zu finden. Wir reden von 8000 bis 10.000 Quadratmetern.

Wie hat sich die Situation der Abfallwirtschaftsbetriebe in den vergangenen Jahren verändert?

Als die Stadt die AWB im Jahr 2001 in eine rechtlich selbstständige Form entlassen hat, hatten wir knapp 1200 Mitarbeiter. Aktuell liegen wir bei 1850. Wir haben zwar inzwischen mehr Aufgaben, sind aber auch effizienter geworden. Außerdem haben wir in moderne Technik investiert – in den vergangenen zehn Jahren waren das mehr als 280 Millionen Euro. Für das Jahr 2020 haben wir mit dem Bau eines neuen Betriebshofs noch mal 40 Millionen Euro in die Hand genommen und wollen in den nächsten Jahren jährlich zehn Millionen Euro in neue Fahrzeuge und nachhaltige Fahrzeugtechnik investieren.

Ist es schwierig, qualifiziertes Personal zu finden?

Grundsätzlich hat sich der Arbeitsmarkt gewandelt. Auch wir haben damit zu kämpfen, dass wir nicht jede Facharbeiterstelle besetzt bekommen. Deshalb bilden wir alleine in diesem Jahr wieder 25 junge Menschen aus und bieten ihnen eine berufliche Perspektive in Köln. Wir haben auch ein Nachwuchsprogramm für Führungskräfte.

Ist das bei den einfacheren Jobs anders?

Wenn ich an unsere Müllwerker und Straßenreiniger denke, ist unser Anspruch sehr gewachsen. Wir erwarten von unseren Mitarbeitern, dass sie über ihren Tellerrand hinaus schauen. Wir haben heute Veedelszuständigkeiten und wenn in der Nachbarstraße ein Papierkorb überquillt, leeren sie ihn auch außerhalb des normalen Turnus.

Welche Voraussetzungen muss ein Müllwerker mitbringen?

Man sollte mindestens 18 Jahre alt sein und ausreichende Deutschkenntnisse haben. Es geht darum, Anweisungen zu verstehen, auszuführen und in den Dialog zu gehen.

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Ansonsten versuchen wir herauszufinden, ob jemand körperlich überhaupt dazu in der Lage ist, diesen Job zu erfüllen. Es brechen immer wieder Mitarbeiter bei uns ab, weil das nicht so leicht von der Hand geht, wie man von außen meint.

Wie viele Frauen gibt es in dem Job?

Derzeit nicht eine einzige. Bei der AWB sind aber Frauen im Innendienst der Abfallwirtschaft beispielsweise als Disponentinnen beschäftigt. In der Straßenreinigung ist der Anteil höher.

Ist es für Ihre Kollegen von der Müllabfuhr im Straßenverkehr schwieriger geworden?

Es gibt Konflikte. Die Teilnehmer am Straßenverkehr sind angespannter und ungeduldiger als früher. Unsere Fahrer geben jeden Tag ihr Bestes und werden regelmäßig geschult.

Am Rheinufer in der Altstadt stehen nach wie vor Mülltonnen für den Abfall der Personenschiffe herum. Woran liegt das?

Wir haben Unterflur-Sammelbehälter installiert, um ein schöneres Bild zu haben. Der Versuch ist dann wieder eingestellt worden, weil es in der Praxis Schwierigkeiten mit der korrekten Befüllung der Behälter durch die Schiffsbesatzungen gab. Insbesondere bestand eine nur sehr geringe Bereitschaft, die Abfälle in für die Einwurföffnungen passendem Gebinde bereitzustellen. Unsere Fahrzeuge sind jetzt möglichst schnell vor Ort, wenn ein Schiff angelegt hat.