Die Rhein-Energie wird in Neubrück gemeinsam mit den Bürgern Maßnahmen zum Schutz des Klimas beispielhaft für andere Kölner Veedel ergreifen.
Real-Labor der Rhein-EnergieKalker Veedel Neubrück wird zum Vorreiter für Klimaschutz
Sohrab Roostai von der Abteilung Strategische Unternehmensentwicklung der Rhein-Energie formulierte es etwas flapsig: „Wir kommen wieder.“ Regelmäßige Besuche werden auch dringend notwendig sein, wenn das Projekt „Klimaveedel“ ein Erfolg werden soll: Mit Unterstützung der TH und der Koordinationsstelle Klimaschutz der Stadt werde das Vorhaben einer Kehrtwende weg von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien „aus den Konferenzräumen ins reale Leben“ gebracht, wie Roostai ankündigte.
Die Stadt Köln soll bis 2035 klimaneutral sein
Insofern war die Auftaktveranstaltung im evangelischen Gemeindezentrum Trinitatis durchaus ein Erfolg. Knapp 100 interessierte Bürger waren dazu erschienen, weit mehr, als sich die Initiatoren erhofft hatten. Allerdings drängt die Zeit auch: 2019 hatte die Stadt den Klimanotstand ausgerufen, bis 2035 soll Köln klimaneutral sein. Ein ehrgeiziges Ziel, das man nun mit tätiger Hilfe der Bevölkerung erreichen möchte, und zwar zunächst der Neubrücker. Der Stadtteil wird dabei zum Real-Labor und zum Vorreiter in Sachen Klimaschutz: „Zusammen mit den Neubrückern schauen wir uns deren Energiethemen an“, so Roostai. „Danach werden zusammen mit allen Partnern kreative Lösungen für eine nachhaltige Energieversorgung und -nutzung entwickelt und erprobt.“
In einem ersten Schritt soll alles auf den Tisch, ob es um Fassaden- und Begrünung, Fotovoltaikanlagen oder E-Mobilität geht, alle Fragen, Ideen, Bedenken, Sorgen. Im Gemeindezentrum waren deshalb Stellwände aufgebaut, an denen die Besucher „ihre“ Themen festhalten konnten. Meist ging es dabei um Fotovoltaikanlagen, um eventuell notwendige Dachsanierungen, um die Kosten, um mangelnde Flächen.
„Wenn Sie kein Flachdach haben“, beruhigte Professor Thorsten Schneiders von der Fakultät für Anlagen-, Energie- und Maschinensysteme an der TH die Anwesenden schon mal, „dann sollten sie vielleicht über eine ‚kleine Lösung‘ nachdenken und ein Balkonkraftwerk für den eigenen Bedarf installieren“. Man werde sich die Notizen der Neubrücker nun genau ansehen und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt Workshops zu diesem Thema anbieten.
Aber auch von zu Hause aus können sich die Bewohner des ersten Klimaveedels beteiligen. Auf der Homepage der Plattform Smart City Cologne finden sie eine Karte des Stadtteils, auf der sie konkrete Ideen und Wünsche für eine nachhaltige Entwicklung eintragen können. Auch Hilfsangebote können die Neubrücker nun exklusiv in Anspruch nehmen. Die „PV-Welle“ zum Beispiel, dabei wird ein Rabatt von maximal zehn Prozent gewährt, wenn ganze Nachbarschaften Fotovoltaikanlagen bestellen. Auch sollen nun zehn Wohnhäuser im Stadtteil gründlich auf ihre Energieeffizienz und auf Einsparmöglichkeiten hin untersucht werden, für die Eigentümer ist das kostenlos.
Klimaveedel in Köln-Kalk: Neubrücker Bürgerverein erfreut und kritisch
„Wir haben Neubrück ausgewählt, weil der Stadtteil Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre erbaut wurde und jetzt ohnehin sanierungsbedürftig ist“, erklärt Juliane Wildermann, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Rhein-Energie. Auch die Mischung von Bungalow- und Hochhausbebauung sei sehr interessant. Ein Problem sei allerdings noch die Einbeziehung der Bewohner in den Hochhäusern: „Wir haben aber schon Kontakt mit der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft aufgenommen.“ Nach dem Start in Neubrück sollen weitere Veedel folgen, wann das sein wird, und um welche es sich handelt, sei noch offen.
Sylvia Schrage vom Neubrücker Bürgerverein ist natürlich grundsätzlich erfreut, dass dieses Leuchtturmprojekt ins Veedel kommt. Sie erinnerte aber auch an die vielen Beschwerden von Bewohnern, etwa weil sie keine PV-Anlagen auf ihrem Garagendach – wenn es in einem der Garagenhöfe liegt – installieren und den Strom dann ins Haus holen könnten. Denn wenn dafür beispielsweise Kabel unterhalb städtischer Wege verlegt werden müssten, verweigere die Stadt bislang die Erlaubnis. „Die Stadt muss auch was tun“, so Schrage. „Wir sammeln solche Fälle jedenfalls.“