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Verwaltung sucht plötzlich Groß-PächterInitiativen bangen um Kalker „Kulturhof“

Lesezeit 4 Minuten
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Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer und Marcel Hagedorn begutachten das Kulturhof-Gelände von oben. 

  1. Initiativen wurden gegründet, Ehrenamtliche haben viel Zeit investiert und nun zahlt sich die ganze Mühe nicht aus?
  2. Diese Sorge haben die Akteure und einige Kommunalpolitiker, nachdem durchgesickert ist, dass es die kleinteilige Vermarktung der Hallen Kalk so wohl doch nicht geben wird.
  3. Bezirksbürgermeisterin Greven-Thürmer appelliert nun an Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die ein Machtwort sprechen müsse.

Kalk – Steht der von engagierten Bürgern und Vereinen in einem Teil des östlichen Bereiches der Hallen Kalk geplante „Kulturhof“ schon vor dem Aus, bevor man dort überhaupt mit irgendwelchen Aktivitäten angefangen hat? Das fürchten jedenfalls derzeit die Akteure der Projekte und auch einige Kommunalpolitiker.

Schließlich sickerte inzwischen durch, dass die Verwaltung entgegen den Ergebnissen einer umfangreichen Bürgerbeteiligung vor drei Jahren, dem sogenannten Werkstattverfahren Hallen Kalk, inzwischen beabsichtigt, den gesamten östlichen Teil per Erbpacht an nur einen Vertragspartner zu vergeben. Zum östlichen Teil zählen unter anderem die Halle 60, der „Kulturhof“ und das geplante Migrationsmuseum Domid.

Plötzlicher Meinungsumschwung der Verwaltung

„Im Ergebnis des Werkstattverfahrens und anschließend auch im Beschluss des Stadtrates zum zugehörigen städtebauliches Konzept war jedoch explizit von einer kleinteiligen Vermarktung des knapp 23.000 Quadratmeter großen Geländes zwischen den Hallen 70/71 bis hin zu den Hallen 58-60 die Rede“, sagte SPD-Bezirksvertreter Marcel Hagedorn. Über eine Anfrage in der Bezirksvertretung will er nun die Gründe für den Meinungsumschwung der Verwaltung erfahren, durch die vor allem die kleineren Initiativen für das Gelände ausgebremst werden. Denn durch die neue Vorgabe werde eine kleinteilige, gemeinwohlorientierte Nutzung massiv erschwert, da die rechtliche Konstruktion zu erhöhten bürokratischen und finanziellen Aufwänden führe.

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„Das können und wollen wir so nicht hinnehmen“, sagt Hagedorn. „Was da jetzt abläuft ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, wie man es nicht richtig macht mit der von der Stadt so sehr beschworenen Öffentlichkeitsbeteiligung.“

Bezirksbürgermeisterin Greven-Thürmer ist „super sauer“

Das sieht Kalks Bezirksbürgermeisterin ähnlich. „Wir hatten das Werkstattverfahren supergut vorbereitet und die Leute heiß gemacht, sich zu beteiligen. Das haben die auch gemacht“, sagt Claudia Greven-Thürmer hörbar angefressen. „Und jetzt ist drei Jahre nichts passiert, obwohl gerade die Kulturhof-Leute sofort anfangen könnten. Sie haben ein schlüssiges Konzept erarbeitet, alles ehrenamtlich. Ich bin super sauer wie engagierte Leute zwischen den Interessen der verschieden städtischen Dezernate zerrieben werden. Schließlich war von einem Großinvestor zuvor nie die Rede.“

Auch Bezirksvertreter anderer Parteien schimpfen. „Wenn man etwas verspricht, muss man das auch halten. Möglichst zeitnah“, heißt es seitens der CDU. „In der Phase der Beteiligung war die Zusammenarbeit zwischen Planern und Bürgern konstruktiv“, sagte Heinz Peter Fischer von den Linken. „Aber seitdem läuft einfach nichts. Und das mit der von der Verwaltung angekündigten Transparenz scheint nicht zu funktionieren.“

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Genau das beklagen auch die Kalker Bürger und Initiativen, die sich am Siegerentwurf des Werkstattverfahrens vom Büro BeL Sozietät für Architektur orientiert haben. „Da war immer von einer am Gemeinwohl orientierten, stufenweiser Entwicklung und kleinteiliger Vergabe des Areals die Rede“, sagt Victoria Blechmann-Pomogajko, die Sprecherin des inzwischen gegründeten Verein Kulturhof Kalk, der sich seit drei Jahren darum bemüht, in drei Gebäuden und einem Außenbereich – zwischen der früheren Fabrikhalle von MBE Cologne und der Abenteuerhalle gelegen – einen kreativen Freiraum für den Stadtteil zu schaffen. Schon im September 2017 habe man bei der Stadt einen förmlichen Antrag gestellt, der allerdings bis heute unbeantwortet geblieben ist – auch nicht, nachdem die Kalker Bezirksvertretung eine Prüfung dieses Anliegens angemahnt hatte.

Oberbürgermeisterin Reker solls richten

„Für den Bereich des Kulturhofs haben wir in den vergangenen Wochen, gemeinsam mit dem Architekten Bodo Marciniak, unser Nutzungs- und Finanzierungskonzept überarbeitet und verfeinert sowie einen baulichen Maßnahmenkatalog und ein Brandschutzkonzept erarbeitet“, so Blechmann-Pomogajko. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und den von der Stadt geforderten Machbarkeitsnachweis für unser Projekt damit übererfüllt.“

Doch von den kürzlich seitens des Liegenschaftsamtes veränderten Rahmenbedingungen, den gesamten östlichen Teil der ehemaligen KHD-Hallen nur an einen Pächter abzugeben, fühlt sich die Initiative ausmanövriert. Es scheine, so heißt es, dass die Verwaltung die lokalen Akteure ausschließen und private Investoren begünstigen wolle. „Und das ist keineswegs zu akzeptieren. Nach drei Jahren Arbeit steht die Initiative in den Startlöchern, um endlich loszulegen“, sagt Bezirksbürgermeisterin Greven-Thürmer. „Und wenn die Verwaltung das nicht hinkriegt, muss halt die Chefin, also Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ein Machtwort sprechen.“