Kurz vor Sessionsauftakt veröffentlichen Musik-Verlage ihre Sampler mit den möglichen Hits der kommenden Session. Ein Überblick.
Was wird der Sessions-Hit?Von Krätzchen bis Pop und Funk – Diese Songs sind in der kommenden Session neu
Kurz vor dem 11.11. geht es wie jedes Jahr los: Die Kölner Musikverlage veröffentlichen Schlag auf Schlag ihre neuen CDs. Wer wissen will, welche Lieder in der kommenden Session neu dazukommen, kann sich auf den Samplern einen Überblick verschaffen. Drei davon sind schon veröffentlicht: „Karneval der Stars“ von Pavement Records, „Megajeck“ von Dabbelju und „Kölsch & Jot“ von Spetacolonia. Mit etwas Abstand erscheint am 8. November noch „Kölsch für alle“ von Manfred Rolefs Label „M steht für Musik“. Die Sampler sind nicht nur in CD-Form, sondern auch als Playlisten auf gängigen Streamingplattformen zu finden.
Karneval der Stars
Auch in der 54. Ausgabe hält „Karneval der Stars“, was der Titel verspricht. Die großen Namen der Kölner Karnevalsmusik-Szene – Bläck Fööss, Brings, Höhner, Paveier, Cat Ballou, Kasalla – sind auf dem neuen Sampler aus dem Hause Pavement vertreten, teilweise auch gleich doppelt.
Kasalla sind mit ihren beiden neuen Titeln „Ding Südkurv“ und „Leechterloh“ dabei, eines eine emotionale Liebes-Erklärung an die eigenen Kinder, das andere geht eher in Richtung Folk-Punk und erinnert mit seinem Refrain an „Kumm mer lääve“. Cat Ballou liefern mit „Guter Stern“ eine Pop-Nummer auf Hochdeutsch und setzen damit ihren musikalisch eingeschlagenen Weg fort. Romantisch wird es bei den Paveiern mit „Wo bist du, Amore“ oder mit den Höhnern und „Au revoir“, einem Walzer, der gerade bei Prunksitzungen auf das Tanzparkett einlädt.
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Tanzbare Nummern, die gerade ein junges Club-Publikum ansprechen könnten, liefern etwa Mätropolis mit ihrem eingängigen Partysong „Rakete“ und die Räuber, die mit „Bär“ an ihre Erfolge der vergangenen Sessionen („Wigga Digga“ und „Oben unten“) anzuknüpfen versuchen. Mit „Platz für dich“ zeigen die Räuber in dieser Session aber auch wieder ihre ruhige Seite, auch die Bläck Fööss präsentieren eine schnellere Nummer („Alles hät sing Zick“) und eine Ballade („Du kriss Kölle nit us mir“).
Wenig überraschend sind unter den 22 Titeln einige Lobeshymnen an die Stadt, Stadtrand singen etwa wenig einfallsreich „Köln is cool“ und Planschemalöör besingen unter dem Titel „Dat Jeföhl“ die kölsche Lebensart.
Lupo setzen sich mit „Wat es he loss“ durch ihr Geigenspiel eindeutig von den anderen neuen Songs der Session ab. Brings setzen ein politisches Zeichen mit „Su lang die Welt sich drieht“.
Kölsch & Jot
Schon im vergangenen Jahr kam Jürgen Hoppes Label „Spektacolonia“ nicht mit einer CD aus und präsentierte deshalb ein Doppelpack mit 29 Titeln. Die siebte Ausgabe von „Kölsch & Jot – Top Jeck“ setzt jetzt noch einen drauf: Insgesamt 35 Songs stellt die Doppel-CD für die Session 2025 vor.
„Vom ersten Tag an sind wir unserem Konzept treu geblieben“, sagt Hoppe bei der Vorstellung des neuen Samplers. Damit meint er die Förderung von Nachwuchskünstlern. „Überschrieben ist der Sampler mit Zeitgeist, Trend und Tradition“, fährt er fort.
Der Trend hin zu mehr Rock, Pop und auch Funk finde sich auf der neuen „Kölsch & Jot“, genauso aber auch Tradition. Und das nicht nur bei Künstlern wie JP Weber und King Size Dick mit „Blau un Wiess“, Björn Heuser mit „Minge ahle Hoot“ oder Micky Brühl mit „Kölsche Mädche“ – Hoppe ziehe seinen Hut besonders vor der „Sichtweise vieler junger Künstler, die die Tradition hochleben lassen“.
Zu den auf der neuen CD vertretenen Nachwuchskünstlern gehören etwa Chanterella („Kölle, mi Antidepressivum“ und „Jaqueline“), Bel Air („Nit mit un nit ohne Dich“ und „Glanz und Gloria“) und Bohei („Em Unkelbach jebütz“ und „Kind des Karneval“). Aluis haben sich für ihre Sessionsnummer „10m²“ mit der Brassband Druckluft zusammengetan und damit eine tanzbare Nummer rausgebracht, die gerade bei jungem Publikum erfolgreich sein könnte.
Die Nummer eins auf der neuen „Kölsch & Jot“ kommt von Eldorado und JP Weber und zitiert das Sessionsmotto: „Wenn Dräum widder blöhe“. Eldorado-Sänger und neuerdings auch zweiter Geschäftsführer von „Spektacolonia“ Manuel Sauer sagt: „Ich habe jetzt nicht den Anspruch die neue Nikuta zu sein.“ Das Motto habe ihn einfach angesprochen und in dieser von Krisen gerüttelten Zeit viel beschäftigt.
Kölsch für alle
Manfred Rolef präsentiert mit seinem Label „M steht für Musik“ mit „Kölsch für alle“ zum dritten Mal einen eigenen Karnevalssampler. Darauf vertreten sind 22 Kölner Bands und Musiker. Die Höhner wollen mit der eher ruhigen Nummer „Dat schönste Johr“, die wie „Au revoir“ vom neuen Album „11 + 11“ ist, zu mehr Optimismus anregen. Brings sind mit einem Remix ihrer Single der vergangenen Session „Romeo und Julia“ auf dem Sampler vertreten. Auch von Miljös Single „Et letzte Mol“ gibt es einen neuen Remix und die Klüngelköpp sind ebenfalls mit dem bereits bekannten Titel „Loreley“ dabei.
Neu dabei ist etwa „Bunte Brücke“ von Brings und Eko Fresh mit Unterstützung der Grüngürtelrosen. In dem Song werben die Musiker für mehr Zusammenhalt, Gemeinschaft und Verständnis, er könnte heißer Anwärter auf den Titel bei der kommenden „Loss mer singe“-Kneipentour werden. Die Domstürmer sind mit dem etwas rockigen „Et es wie et es“ dabei. Ansonsten findet sich auf der „Kölsch für alle“ viel Partyschlager. Die Rumtreiber singen etwa „Wenn me fiere dann richtig“, Pläsier sind „Bunt“ und Timo Schwarzendahl schickt „Kammele us Kölle“ in die Welt.
Megajeck
Auf der 28. Ausgabe der „Megajeck“ aus dem Hause Dabbelju sind erneut etablierte Krätzchensänger wie Ludwig Sebus („Süpers Hans“) und et „Klimpermännche“ Thomas Cüpper, aber auch Newcomer vertreten. Darunter etwa die noch sehr junge Band Favorit mit „Ich find dich joot“, die Verlagschef Wolfgang Löhr als vielversprechende Nachwuchskünstler im Kölner Karneval herausstellt. Auch zwei von der Akademie des Festkomitees Kölner Karneval geförderte Bands haben einen Platz auf dem Sampler gefunden: Stadtjeföhl besingen mit „Fuffzehnmol“ ihre Liebe zur Stadt und Karnevallica versuchen es in dieser Session mit dem etwas kreativeren „R(h)ingkapitän“.
Etwas aus der Reihe der sonst viel nach Schlager klingenden und größtenteils kölschen Titel tanzt „Jeck Infekt“ von Hans Danz mit tanzbaren Beats und Rap. Traditioneller ist etwa „Dat deit mer nit!“ von Thomas Cüpper, der sich über die unvermeidliche und doch unerhörte Flatulenz in der Öffentlichkeit nach einer leckeren Ähzezupp amüsiert. Der Verlags-Chef selbst singt mit Bernd Löhr als Zwei Hillije in „Fahrzeug*innenreinigung“ über das Gendern – ein etwas abgenutztes Thema verpackt in einen klugen Text mit Begriffen aus der Automobil-Welt.