Köln – Es ist ein großes Wagnis, das Stadtdirektorin Andrea Blome und Ordnungsamtschef Wolfgang Büscher da am Freitagmittag im Rathaus verkünden. Karneval feiern ohne Masken und Abstände, dafür mit strengen Auflagen, fast wie früher. In den Kneipen ist die Maskenpflicht zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch gekippt. Zutritt haben dort aber nur Geboosterte mit frischem Negativtest, sagt Blome. Das „Schutzniveau“ sei damit hoch genug, sagt Blome, um „ein höheres Maß an Freiheit verantworten zu können“. Bis Karneval haben nun alle noch die Möglichkeit, sich den Booster zu holen, der nicht erst nach zwei Wochen, sondern sofort seine Gültigkeit hat. Derzeit gelten etwa 62 Prozent der Kölnerinnen und Kölner als geboostert.
Auch auf Straßen und Plätzen soll von Mittwoch an die Maskenpflicht ausgesetzt werden. Zunächst für die Karnevalstage selbst, womöglich aber auch darüber hinaus. Ob die Pflicht nach Karneval wieder eingeführt werde, müsse noch geprüft werden, sagt Büscher. Dafür müsse auch eine neue Schutzverordnung des Landes abgewartet werden. „Die Frage wird sich stellen, ob es angemessen ist, die Maskenpflicht wieder einzuführen“, ergänzt Blome. Auf Großveranstaltungen mit mehr als 750 Personen – wie etwa am Tanzbrunnen – muss aber weiterhin Maske getragen werden.
So richtig feiern wie vor Corona dürfen also nur Geboosterte, mit den bekannten Einschränkungen, dass zum Beispiel keine Umzüge und großen Sitzungen stattfinden. Unter freiem Himmel ist Feiern aber auch für doppelt Geimpfte mit Negativtest möglich. Blome will die Zugeständnisse für diese Gruppe aber nicht als Freifahrtschein für „zügelloses Feiern“ verstanden wissen. Freiheit und Verantwortung liegen für Blome nah beieinander, wie sie zuletzt sagte. „Wir können nicht die Autobahnabfahrten sperren und Bahnhöfe schließen. Die Leute werden kommen, das ist die Realität.“
Zülpicher Straße wird bei Überfüllung geschlossen
Bilder wie am 11.11. von der überfüllten Zülpicher Straße, für die sich die Stadt im Nachhinein wochenlang erklären musste, sollen aber vermieden werden. Man werde sich vorbehalten, den umzäunten Bereich im Kwartier Latäng „irgendwann abzusperren“, sagte Büscher. Man werde permanent darauf achten, wie voll es ist und hoffe, mit der Ausweisung des gesamten Stadtgebiets als „Brauchtumszone“ insgesamt eine geringere Auslastung der Hotspots zu erreichen.
Trotz der Lockerungen für Geimpfte und Geboosterte werden die in der Spitze 160 Einsatzkräfte des Ordnungsamtes an den Karnevalstagen genug Verbote zu kontrollieren haben, etwa das für Kapellen und Spielmannszüge, durch die Stadt zu laufen. Dafür bräuchte es Genehmigungen, die zuletzt aber auch schon verweigert wurden, stellt Büscher klar. In Kneipen dürfen zwar Stühle und Tische weggeräumt werden, aber keine reinen Tanzveranstaltungen angeboten werden. Büscher spricht hier von einem „Graubereich“. „Was ist schon schwarz oder weiß?“, fragt er. Man werde aber „ein bisschen darauf achten“, dass die Kneipen „nicht auf Volllast fahren“ und „die Läden nicht bis an die Decke vollmachen“. Dass aber flächendeckend kontrolliert werden kann, hält auch Blome für unrealistisch. Kontrollen könnten nur punktuell stattfinden. Da seien die Regeln für Karneval vergleichbar mit der Gurtpflicht. Die werde auch nicht immer und überall kontrolliert.