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Interview mit Sabine Heinrich„Karneval in Köln geht nicht immer nur auf die Zwölf“

Lesezeit 4 Minuten
Sabine Heinrich

Mo­de­ra­to­rin Sabine Heinrich

Köln – Nach der Absage aller Veranstaltungen und Live-Sendungen am 11.11. ist den kölschen Bands eine Möglichkeiten geblieben, ihre neuen Sessionstitel live vorzustellen: in der TV-Show „11.11. – Köln singt zohus“, die diesen Mittwoch ab 22.15 Uhr im WDR-Fernsehen gezeigt wird. In den Vorjahren war die Sendung vor jeweils rund 3000 kostümierten Jecken im Palladium aufgezeichnet worden, diesmal unter Corona-Bedingungen und ohne Publikum an zwei Tagen in den WDR-Studios in Bocklemünd. Die Moderation der einzelnen Auftritte hat Sabine Heinrich übernommen, die zudem auch mit allen Bands über ihre Lieder und die aktuelle Situation gesprochen hat.

Frau Heinrich, wie war es für Sie als gebürtige Westfälin, die Show der kölschen Lieder zu moderieren?

Auch wenn bei mir Unna im Pass steht, ebenso wie übrigens bei Bernd Stelter, liebe ich den kölschen Karneval. Ich lebe und arbeite seit vielen Jahren in Köln und war zweimal auch schon als Live-Reporterin beim Rosenmontagszug dabei. Ich habe einen Bezug zur Musik und zum Karneval und bin zum Beispiel eine große Freundin von „Loss mer singe“.

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Wie sind Sie denn jetzt in die Moderation von „Köln singt“ reingerutscht? Das hatten in den Vorjahren ja Marc Metzger und dann Guido Cantz gemacht.

Ich bin da nicht reingerutscht. Als klar war, dass es unter den derzeit besonderen Bedingungen eine reine Studio-Produktion werden sollte, wurde ich vom Sender angefragt. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Da ich Zeit und Lust hatte, habe ich zugesagt.

Karnevalslieder ohne Publikum klingt trist. Was war für Sie das Besondere an der Sendung?

Die gesamten Produktionsbedingungen. Das Studio war sehr groß, und auch ohne Publikum war die Anzahl der Personen, sie sich darin aufhalten durften, coronabedingt stark begrenzt. Zwischen den einzelnen Auftritten waren reichlich Pausen durch Auf-, Ab- und Umbauten. Aber es hat mir einfach Spaß gemacht, die Musik zu hören. Alle kölschen Bands haben ja live gespielt. Dazu hatte ich Zeit und Ruhe für Interviews mit allen Künstlerinnen und Künstlern. Wie geht es denen im Moment? Wie fühlt es sich an? Was macht Mut? Das war mir wichtig. Ich wollte keine „Li-La-Launebär“-Atmosphäre. Durch meine Arbeit bei WDR 2 bin ich in der Woche zwischen US-Wahl und Karneval gependelt. Da hat mir die Sendung sehr gut getan. Das war eine schöne Pause im Kopf. Und weil es gut funktioniert hat, wurde die Sendezeit kurzfristig um eine Stunde verlängert.

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Was ist Ihnen aufgefallen?

Die neuen Lieder sind um einiges ruhiger geworden. Ich denke, das passt auch zur Stimmungslage der Menschen, sie hören derzeit auch mehr zu. Karneval geht nicht immer nur auf die Zwölf. Karneval ist nicht Party oder ein rappelvoller Heumarkt, sondern ein Lebensgefühl. Der kulturelle Aspekt des Festes ist mir bei den Studioaufnahmen noch mal so richtig klar geworden. Das tut gut – im Kopf und im Herzen. In den kölschen Liedern gibt es viele Zeilen, die stark und zeitlos sind. Da gibt es vieles, was Mut macht und auch mich berührt hat.

Zur Person

Sabine Heinrich (43), in Unna geboren, lebt mit ihrem Partner in Köln und hat ein Kind. Sie arbeitete für Zeitungen und einen lokalen Hörfunksender, ehe sie 2001 zum WDR Sender 1Live geholt wurde, von dem aus sie im Juli 2016 zu WDR 2 wechselte. Bundesweit bekannt wurde sie als Moderatorin der Show „Unser Star für Oslo“, die später als beste Unterhaltungssendung mit dem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Neben ihrer Arbeit beim Radio moderiert sie inzwischen auch verschiedene Fernsehsendungen wie die Show „Nicht dein Ernst“ mit Jürgen von der Lippe. Sie war Außenreporterin bei „Zimmer frei“ und auch beim Kölner Rosenmontagszug. (red)

Können Sie ein Beispiel nennen?

Ja. Zum Beispiel der komplette Auftritt der Räuber. Die sind unplugged angetreten – ohne Schlagzeuger. Das kann man sich angesichts des „Trömmelchen“-Hits eigentlich nicht vorstellen. Aber die haben die Situation angenommen. Im aktuellen Lied „Iwig öm de Ääd“ war eine schöne Ruhe drin. Auch in den neuen Songs von Brings „Mer singe alaaf“ oder von Miljö „Zigg zoröck“. Wobei mir aus deren „Lommi“-Hit noch die Zeile „Jo, et bliev, bliev, bliev he, wie et wor, denn mer sing, sing, singe och em nächste Johr“ hängen geblieben ist. Ja bitte. Oder „Immer noch do“ von Kasalla. „Jo, Jo, Jo mer sinn immer noch do, do, do. Weil ma su schnell nit kapott jeht und weil die Sonn immer widder opjeht“ Da kriege doch nicht nur ich Tränen in den Augen.

Frau Heinrichs, was machen Sie selbst nun am 11.11.?

Wir können nicht draußen feiern, wie wir es kennen. Ich feiere gerne, aber ich gehe nicht raus. Ich bleibe mit meinem Kind zu Hause. Wir werden uns sicher etwas auf den Kopf setzen. Denn das Gefühl bleibt doch. Et es wie et es.