Nach dem ersten Karnevals-Höhepunkt beginnt bei den AWB das große Aufräumen. Wir haben die Mitarbeiter nach Weiberfastnacht begleitet.
Sondereinsatz an WeiberfastnachtAWB sammelt tonnenweise Müll, während Köln auskatert
Der berühmt-berüchtigte Morgen danach, hier: nach Weiberfastnacht, ist am Barbarossaplatz gegen 5 Uhr sofort wiederzuerkennen: Über den Essensresten, Glasscherben und Kostümüberbleibsel liegt ein Gestank aus abgestandenem Alkohol, Zigaretten und anderen körperlichen Hinterlassenschaften der Feiernden.
Wechsel zwischen Alkoholleichen und Beschäftigten
Einige Pfandsammler sind noch beziehungsweise wieder unterwegs, und die ersten Beschäftigten warten auf ihre Bahn, während die letzten Jecken mit kleinen Augen und krummem Gang an ihnen vorbeischleichen. Es herrscht eine Ruhe nach dem Sturm. Sogar die Vögel über dem Platz sind zu hören.
„Man merkt so richtig den Wechsel zwischen den Alkoholleichen und den Arbeitenden“, sagt Marcel Pötzl. Gleich erwartet er seine Kollegen von den Abfallwirtschaftsbetrieben Köln (AWB), die er als Fachkraft für Arbeitssicherheit begleiten wird. „Bei solchen Einsätzen muss man besonders auf die Sicherheit der Mitarbeiter und der Passanten aufpassen. Nicht, dass uns ein Betrunkener vor die Maschine läuft.“
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Nach dem Straßenkarneval stehen immer besondere Schichten für die AWB-Mitarbeiter an. In den Vor-Corona-Jahren 2017 bis 2019 entsorgten die AWB zwischen Weiberfastnacht und Aschermittwoch jeweils zwischen 367 und 496 Tonnen Müll. Das Gewicht hängt zum einen vom Wetter ab, denn vom Regen durchnässter Müll ist schwerer als trockener. Zum anderen entsteht, je nachdem wie viele Menschen unterwegs sind, auch entsprechend mehr oder weniger Müll.
AWB-Mitarbeiter folgen einem durchgetakteten System
Am Barbarossaplatz treffen die AWB-Kollegen von Pötzl mit ihren Fahrzeugen ein. Zwei große Kehrmaschinen, zwei kleine Feger, ein Saugwagen, drei Kolonnenwagen und ein Sperrmüllwagen. Die Kolonne besteht aus etwa 20 Mitarbeitern, die aus sämtlichen Veedeln Kölns kommen. Gegen 6.30 Uhr gibt Gruppenleiter Daniel Schumacher letzte Anweisungen, dann geht es los: Lärm!
Es folgt eine sichtlich gut einstudierte Choreografie, die einem durchgetakteten System folgen. An der Flottenspitze gehen drei bis vier Mitarbeiter mit Besen und Laubbläsern voran, die die Geh- und Radwege vom Kehricht befreien. Direkt dahinter eine erste große Kehrmaschine, die Scherben, Plastiktüten und angebissene Hotdogs einsaugt.
Die Formation wird dahinter von sechs weiteren Mitarbeitern wiederholt, die für die Feinarbeit sorgen. Schließlich verlagern die restlichen Entsorger grobe Müllreste vom Gehweg in den Sperrmüllwagen. Zwischen den Fahrzeugen geraten vereinzelt Autofahrer, die den morgendlichen Berufsverkehrs einläuten.
Weniger Müll nach Weiberfastnacht als erwartet
Die Kolonne kommt besser durch, als es Pötzl erwartet hatte. Die Straßen wurden bereits vorgereinigt, was er den Kollegen der Nachtschicht zu verdanken hat: „Zu solchen Uhrzeiten muss man gucken, wie weit man kommt. Entweder waren die Feiernden schon früh weg oder noch in den Läden, während gereinigt wurde.“ Pötzl tippt aufs Erstere.
Er ist Teil einer von zahlreichen Reinigungsgruppen, die heute die Straßen Kölns wieder begeh- und befahrbar machen. Insgesamt sind, vor allem in den frühen und späten Stunden der Karnevalstage, zusätzlich zum üblichen Reinigungsprogramm bis zu 350 Mitarbeitende und 150 Fahrzeuge im Einsatz. Die Gruppen haben ihre grob abgesteckten Bereiche in der Stadt, müssen spontan erkennen, wo Reinigungsbedarf herrscht und flexibel reagieren.
Die „kleinen Ufos“, so nennt Götzl die kleineren Kehrfahrzeuge mit den grellen Lichtern, brummen über die Kölner Ringe an der Zülpicher Straße vorbei, in Richtung Rudolfplatz. Eine ähnliche Geräuschkulisse kennt man vom Flughafen.
Der stechende Geruch und die klebenden Asphaltstellen verschwinden mit dem Lärm der AWB-Kolonne. Anwohner treten vor ihre Haustür, die ersten Sonnenstrahlen fallen auf die Gebäudedächer. Der Tag danach kann beginnen.