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100 Jahre Hans HachenbergDie Doof Noss gehörte zu den beliebtesten Büttenrednern – und blieb immer bescheiden

Lesezeit 3 Minuten
Hachenberg

Dezente Schminke und ein lila Filzhut: So trat Hans Hachenberg mehr als 60 Jahre auf den Karnevalsbühnen auf.

Hans Hachenberg alias die „Doof Noss“ wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.

Bescheiden – dieses Wort fällt in Gesprächen über Hans Hachenberg immer wieder. Als die Ehrengarde ihn einmal nach einem Auftritt im Gürzenich mit einer Stretch-Limousine überraschte, die ihn zum nächsten Termin in der Messe kutschierte, reagiert er mit den Worten: „Unheimlich nett. Ävver normal wör dat nix för mich.“ Höflich und ohne Star-Allüren.

Obwohl er zu den bekanntesten Rednern des Kölner Karnevals gehörte und auch weit über die Stadtgrenzen bekannt und beliebt war, sei er immer ein „Mensch unter Menschen“ geblieben, sagte der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach im Jahr 2000 bei der Verleihung der Bergisch Gladbacher Ehrenbürgerschaft an Hans Hachenberg.

Schon im Krieg erzählte Hachenberg seinen Kameraden Witze

Auf den Kölner Bühnen wurde er als „Doof Noss“ zum populären Büttenredner, sein Zuhause blieb aber Paffrath in Bergisch Gladbach. „Isch bin ne Gläbbicher Jong“, bekannte er auch bei der Verleihung der Ehrenbürgerwürde. 1925 wurde er dort geboren, am 11. Juli dieses Jahres hätte er seinen 100. Geburtstag gefeiert. Schon im Krieg erzählte er seinen Kameraden Witze. Nach der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft startete er im Duo auf den Karnevalsbühnen, zwei Jahre später begann Ende der 40er Jahre seine Solokarriere als Doof Noss.

Sein Geld verdiente Hachenberg als Techniker bzw. technischer Zeichner, denn die Gagen waren damals im Karneval nicht so hoch wie heute und er musste eine Familie, seine Frau „Friedchen“ und die beiden Söhne Günter und Dieter, versorgen. Für seinen ersten Auftritt bekam er fünf Mark, oft wurde er auch nur in Naturalien bezahlt, erzählte er in seinem Abschiedsinterview 2010 dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Im Vorgebirge gab's auch mal einen Sack Gemüse, in Frechen einen Sack Kohle.“

Doof Noss in der Bütt

Foto von einem seiner ersten Auftritte als Doof Noss

Doch das hielt ihn nicht davon ab, sich weiter auf die Bühne zu stellen, noch bis ins hohe Alter sprang er auch oft spontan für ausgefallene Kollegen ein. Erst nach einem leichten Schlaganfall im Jahr 2009 entschied Hachenberg sich auf Anraten seines Arztes für einen Rückzug aus dem Bühnengeschäft, vier Jahre später starb er am 12. Juli 2013 einen Tag nach seinem 88. Geburtstag.

Tommy Engel, ein bekennender Fan der Doof Noss, sagte damals zu seinem Tod: „Der Hans war einer der ganz Großen. Ich habe diesen Mann geliebt – genauso wie die meisten Kölner.“ Und sein Weggefährte Hans Süper sagte: „Der Mann ist unvergesslich, ein Urgestein, das in die Geschichte eingegangen ist. Alle wollten ihn immer wieder hören, weil er ein echter Hammer war. Solche Redner gibt es nicht mehr im Karneval.“

Publikum könne bei alten Tonaufnahmen sogar mitsprechen

„Für mich war und ist er immer noch im Olymp des kölschen Fastelovends“, sagt Wicky Junggeburth. Gelassen und mit langen Pausen habe Hachenberg von Mamm un Papp, Omma un Opa, Schwester Ludmilla und den anderen sieben Geschwistern erzählt. Seine Geschichten hatten einen roten Faden, waren nie zotig, nie unter der Gürtellinie. „Das ist eine Art des Vortrages, die sonst keiner konnte.“ Wenn er im Sion-Brauhaus bei dem Format „Der kölsche Fastelovend der Nachkriegszeit“ alte Tonaufnahmen von der Doof Noss vorspielt, gehe immer ein Raunen durch das Publikum, das teils sogar mitsprechen könne.

Die noch immer anhaltende Beliebtheit der Doof Noss zeigt sich auch, wenn Jörg Runge alias „Dä Tuppes vum Land“ in dieser Session zur Zugabe alte Geschichten von Hachenberg zum Besten gibt. Oder wenn Boris Müller mit seiner Hommage an den Redner auf die Bühne tritt. „Die Geschichten sind zeitlos, das sind Alltagssituationen, in die sich jeder reinversetzen kann“, sagt Müller, der für seine Auftritte stundenlang Videomaterial von Hachenbergs Auftritten analysierte. Wenn er nun mit lila Filzhut auf die Bühne kommt, würden gerade bei den älteren Kölnerinnen und Kölnern die Augen funkeln.