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Kölner KarnevalWie Veranstalter nun die Lücke im Rahmen des Erlaubten nutzen

Lesezeit 3 Minuten
Feiernde Jecken bei Humba Tätärä

Am Wochenende feierten Karnevalsveranstaltungen am Jugendpark und in der Wassermannhalle ihre Premiere.

Köln – Im Dezember empfahlen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Karnevalsoffizielle Vereinen und Veranstaltern, auf Sitzungen freiwillig zu verzichten. Der Karneval steuerte auf eine graue Zeit zu, doch die Pandemie entwickelte sich anders als gedacht. Private Veranstalter nutzen jetzt die frei gewordene Lücke im Rahmen des Erlaubten, nennen das Produkt nicht Sitzung, sondern Konzert oder Dinnershow oder „unplugged“.

Am Wochenende starteten die Corona-konformen Konzerte (2G+-Regeln, maximal 750 Gäste ohne Maske am Platz) in einem Zelt am Kölner Jugendpark, und auch Deiters begann seine Veranstaltungen in der Wassermannhalle am Girlitzweg. Im Kostüm feiern, schunkeln, singen, tanzen – noch vor Wochen für Viele kaum vorstellbar.

Premiere für Karnevalskonzert von „Bonnlive“ im Kölner Jugendpark

Lachen und bunte Farben gibt es am Freitagabend schon in der Schlange zum von „Bonnlive“ veranstalteten Konzert am Jugendpark. Piraten, Elche und Frösche warten am Eingang, eine Frau im Leopardenkostüm und Lockenmähne zieht im Regen ihren Lippenstift nach. Der Wind weht zu stark, die Jecken drängen ins Zelt, wo die Premiere mit Kasalla beginnt.

Karneval Jugendpark Kasalla

Mit Kasalla beginnt die Premiere des von „Bonnlive“ veranstalteten Konzerts am Jugendpark.

Drinnen wartet eine andere Welt, nur die Kälte ist auch hier zu spüren. „Eigentlich wurden Heizstrahler angekündigt“, sagt Andrea Habich, ganz in rot-weiß. „Aber man kann sich ja ein bisschen warmschunkeln. Schön, dass es geht, auch wenn es ein bisschen eingeschränkt ist.“ Domstürmer-Sänger Micky Nauber fasst von der Bühne aus die Corona-Regeln zusammen: „Ihr dürft nicht aufstehen und nicht tanzen – aber singen und klatschen, das geht!“

Karneval im Kölner Jugendpark

Sitzend schunkeln und singen im Zelt am Kölner Jugendpark.

Und so schunkeln die Kostümierten zumindest anfangs im Sitzen auf den Bänken, die im rechten Winkel zur Bühne stehen. Der Boden bebt nach jedem Lied, man trommelt auf den Tischen und stampft mit den Füßen. Die Erleichterung der Anwesenden ist hörbar: Endlich wieder Kostüme, Kölsch und Karneval. Dennoch ist die Veranstaltung nicht ausverkauft, knapp 450 sind da. Doch die Stimmung stimmt. „Man muss ja auch mal wieder leben“, sagt Jürgen Oberhoff in rot-weißen Ringelhemd und Piratenweste. „Heute sind wir nur zu zweit hier, aber bald mieten wir uns bestimmt mal einen ganzen Tisch.“

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In der ersten Reihe sitzt Julia aus München im Kaninchenkostüm. „Ich feiere heute das erste Mal Karneval und es fühlt sich an wie das Oktoberfest. Da sitzt auch jeder an seinen Bänken und mit dem Rest kommt man nicht wirklich zusammen.“ Bis zum wahren Karnevalsgefühl fehlt also noch ein bisschen. Die Jugendpark-Konzerte finden bis Aschermittwoch jedes Wochenende statt.

Kostümgeschäft Deiters feiert „Humba Tätärä“ in Kölner Wassermannhalle

Samstagabend in der Wassermannhalle in Vogelsang. An den Wochenenden feiert das Kostümgeschäft Deiters hier und im Lindner-Hotel „Humba Tätärä“ – Karneval mit Kölsch und Essen, Musik und Büttenreden. Hier tobt der ganz normale Karnevalswahnsinn: Eine Piratin und ein Schokoriegel tanzen auf dem Gang, kurz danach schlägt ein Pilot ein Rad. „Der könnte das jeden Tag ausverkaufen, die Leute wollen das“, sagt Gast Dennis Löhr im rot-weißen Kostüm. Mit „der“ meint er Herbert Geiss, den Inhaber von Deiters.

Deiters Humba Tätärä Wassermann

Moderne Lüftungsanlagen in der gut besuchten Wassermannhalle.

Die Wassermannshalle ist bei der Premiere ausverkauft, 600 Karnevalisten sind da. „Erlaubt sind eigentlich 750. Wir wollen hier zeigen, dass man verantwortungsvoll feiern kann“, sagt Geiss. Die Wassermannshalle setze Standards für Hygiene. Es hängen 12 Aerosol-Filter über den Feiernden, die mehrmals stündlich die Luft reinigen.

Humba Tätärä Lupo

Die Kölner Band Lupo bei ihrem Auftritt in der Wassermannhalle.

Zumindest bei den Feiernden kommt das gut an. Ab dem ersten Song von Lupo steht die ganze Halle. Die Leute tanzen, singen mit, sind ausgelassen. Hier wird im Stehen geschunkelt. Getanzt wird Schritt links, Schritt rechts, denn abseits vom eigenen Platz herrscht noch immer Maskenpflicht. Es fühlt sich eben nur fast normal an.