Drei Funkenförderinnen sind mit den Roten Funken durch Köln gezogen. Caroline Hamacher-Linnenberg berichtet von diesem einmaligen Erlebnis.
„Eimol em Lävve“Rote „Funkinnen“ ziehen erstmals durch Köln – öffnet sich das Traditionskorps für Frauen?
„Eimol em Lävve för eine Daach Funk sin, diesen Traum habe ich mir am Samstag erfüllt“, sagt Caroline Hamacher-Linnenberg und strahlt. „Ich bin immer noch auf einer Welle des Glücks.“ Hamacher ist eine von neun Frauen, die Mitglied sind im Verein der Funkenförderer der Roten Funken. Rund 100 Förderer gibt es insgesamt. Und eine von drei Frauen, die schnell reagiert haben, als das Angebot vom Funkenvorstand kam, dass Förderer für einen Tag in Uniform mit auf Wache gehen könnten.
Traditionskorps: Öffnen sich die Roten Funken für Frauen?
Der Termin war für vergangenen Samstag angesetzt. Vorab hatte Präsident Heinz-Günther Hunold sein Korps beim Exerzierabend über das Vorhaben informiert. Dass von den sieben Förderern drei Frauen sein würden, wurde ebenfalls kommuniziert. Einige Rote Funken sollen zumindest überrascht gewesen sein.
Intern gibt es schon länger Diskussionen, ob sich das Traditionskorps nicht auch für Frauen öffnen sollte. Die Roten Funken sehen sich als Persiflage auf das Militär allgemein und die im Gründungsjahr 1823 im Rheinland das Sagen habenden Preußen im Besonderen und greifen optisch das Bild der Kölner Stadtsoldaten auf.
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Seit 200 Jahren sind ausschließlich Männer als aktive Mitglieder zugelassen. Noch beim Regimentsexerzieren vor wenigen Wochen hatte der 2. Knubbel im Rahmen einer Aufführung das Thema „5. Knubbel für Frauen“ angesprochen.
Frauen bei den Roten Funken: Eine zwölf Stunden lange Rundfahrt
„Erstmal sehe ich das gleichberechtigt“, sagt Caroline Hamacher-Linnenberg. „Förderer ist Förderer, da sollte das Geschlecht keine Rolle spielen.“ Sie hatte auf Facebook gepostet: „Traumhaft: Für einen Tag durfte ich als aktiver Funk an der Wache der Roten Funken teilnehmen. Em Hätze ’ne Funk bin ich immer. Für diesen Tag konnte ich es auch nach außen zeigen.“
Zwölf Stunden dauerte die Wache genannte Rundfahrt. Los ging es morgens um halb Elf beim Veedelsbiwak in Zollstock. Es folgten Auftritte bei Deiters in Frechen, im Pfarrsaal von St. Severin, in einer Aula in Paffrath, bei der Funkensitzung im Kristallsaal und bei der Bonner Ehrengarde im dortigen Maritim.
„Wir haben komprimiert, alles erlebt, es war wie ein Rausch“, sagt die Frau, deren Großvater einst Funkenpräsident war und deren Vater den Ülepoozverein gründete und bis heute leitet.
„Mit uns hat ja keiner gerechnet. Als wir eingezogen sind, haben vor allem die Frauen im Publikum geguckt, innegehalten, sozusagen den Fehler gesucht. Und uns dann beim Auszug bejubelt: Super, dass ihr das macht.
Der Funkenvorstand hat mit der Aktion auf jeden Fall ein Zeichen gesetzt. Wir sind einfach mitgelaufen und die Jungs haben uns praktische Tipps gegeben, etwa den Zabel auszuziehen, bevor man sich im Bus setzt“, sagt Carolin Hamacher-Linnenberg.
Obwohl sie und die anderen Frauen, Hotelmanagerin Christa Reinartz und Bestatterin Christa Blatzheim, von den Funken sehr kameradschaftlich aufgenommen worden seien, wolle sie dauerhaft kein Funk sein.
„Ich halte nichts davon, dass ein Traditionskorps wie die Roten Funken aktive weibliche Mitglieder aufnimmt“, sagt Hamacher. Die Form des Zusammenseins in einem Männerverein sei einfach anders. „Wenn ich was machen will, kann ich einen eigenen Verein gründen und den so gestalten, wie ich das als Frau will.“ Gesellschaften wie die Damengarde würden zeigen, wie gut das funktioniere. „Und ich bin froh, dass es mittlerweile so viele gibt.“
Ganz anders Hamachers Einstellung zum Dreigestirn. „Ich bin sehr für Frauen im Dreigestirn und hoffe, dass das bald kommt.“ Ihrem Empfinden nach seien die Türen aktuell sehr weit offen. „Die besten sollen ausgewählt werden. Und wenn das eben Frauen sind, dann hat sich wirklich was getan im Kölner Karneval.“ Ähnlich sieht das Präsident Hunold: „Ich bin sicher, dass das weibliche Dreigestirn kommen wird. Das ist eine Frage der Demokratie und der gelebten Toleranz.“
Caroline Hamacher sieht sich nicht als Vorreiterin. „Das sind Sachen, die passieren mir einfach“, sagt sie bescheiden. Dabei war sie vor rund 50 Jahren der erste weibliche Kamellejung der Roten Funken im Rosenmontagszug. Ohne Vater oder Großvater zu informieren, war sie zum damaligen Schirrmeister gegangen und hatte gefragt, ob sie nicht auch mitmachen dürfe.
Der gab nach ersten Bedenken nach: „Mädche, mach d’r de Hoor unger de Mötz, damit m’r et nit dereck süht.“ 1990 wurde sie dann auf Wunsch vom damaligen Präsidenten Gisbert Brovot erstes weibliches Vorstandsmitglied im Festkomitee. Eine weibliche Karriere im Karneval, die jetzt an einem Tag in Uniform ihren vorläufigen Höhepunkt hatte.