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Kirche im Kölner Westen„Kirche ist auf dem Weg in eine andere Zeit“

Lesezeit 4 Minuten

Pastor Klaus Kugler wird Leitender Seelsorger.

Köln-Ehrenfeld – Das Erzbistum Köln setzt die Strukturreform seiner Gemeinden fort. Von September an sollen die bisherigen katholischen Seelsorgebereiche Ehrenfeld und Bickendorf-Ossendorf, die wiederum aus fünf beziehungsweise drei ehemals selbstständigen Pfarreien gebildet worden waren, zu einer organisatorischen Einheit mit gemeinsamer Verwaltung zusammengefasst werden. „Leitender Pfarrer“ wird Klaus Kugler (57), der den Seelsorgebereich Bickendorf-Ossendorf leitet. Im Interview erklärt er Hintergründe und künftige Perspektiven.

Herr Pastor Kugler, Sie werden „Leitender Pfarrer“ im neu geschaffenen „Sendungsraum Ehrenfeld“. Seit wann wissen Sie von dieser Entscheidung?

Es gibt jährliche Pfarrergespräche mit der Personalabteilung des Erzbistums. Das war zuletzt vor den Sommerferien 2018. Dabei wurde auch der bevorstehende Abschied von Pater Victor Heger aus dem Seelsorgebereich Ehrenfeld besprochen und mir wurde schnell klar, dass die Frage der Leitung auf mich zukommen würde. Persönlich habe ich mich mit dieser Frage allerdings schon länger beschäftigt und habe es von mir aus offensiv mit der Personalabteilung besprochen.

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Ist es eine alternativlose Lösung?

Ich bin nicht dazu gezwungen worden, sondern es war eine Entscheidung, die miteinander getroffen wurde. Auch der Erzbischof möchte schließlich zufriedene Mitarbeiter. Da sind wir also schon in der Jetztzeit angekommen. Für mich geht damit auch ein alter Traum in Erfüllung. Ich wollte schon in meiner Zeit als Diakon unbedingt nach St. Peter in Ehrenfeld. Diesen Wunsch habe ich damals schon dem Erzbistum gegenüber geäußert. Warum St. Peter? Weil ich den dortigen Pfarrer Franz-Heiner Schwirten kannte.

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Wie gut kennen Sie den Sendungsraum bereits?

Ich kenne ihn so, wie Bickendorfer ihn eben kennen. Also eigentlich kaum. Aber die Kirche St. Mechtern, die Architekt Rudolf Schwarz als „Festsaal Gottes“ bezeichnet hat, ist schon sehr faszinierend.

Wie sind Sie in der Gemeinde Ehrenfeld aufgenommen worden?

Ich war beim Pfarrgemeinderat. Und ich höre bis jetzt viel Wohlwollendes. Ob der Sendungsraum Ehrenfeld auch eine Chance sein kann, vermag ich noch nicht zu sagen. Wie es in fünf Jahren aussieht, weiß ich nicht. Ich habe kein fertiges Bild im Kopf. Das wäre auch nicht gut. Ideen habe ich. Zum Beispiel den Kirchenraum St. Mechtern zu etwas Besonderem zu machen.

Wie sind die Reaktionen auf die Veränderungen in der Gemeinde Bickendorf-Ossendorf?

Für viele kam das nicht überraschend. Aber einer fragte direkt, ob die Chöre jetzt auch fusionieren müssten. Aber dem ist ja nicht so. Aber es wird auch hier Änderungen geben. Wir müssen auch hier die Frage stellen, wie der Glaube verkündet wird.

Gibt es Überlegungen, den Seelsorgebereich Bocklemünd-Mengenich/Vogelsang ebenfalls dem Sendungsraum zuzuordnen?

Ganz klar: Nein.

Sie haben den Bickendorf-Ossendorfer Seelsorgebereich hauptsächlich mit aufgebaut. Inwiefern können Sie nun auf Erfahrungen zurückgreifen?

Ja, vor allem: viel Kommunizieren. Aber es geht auch um die Machtfrage für mich als Seelsorger, wie geht man damit um. Wieviel Eigenbeteiligung lasse ich zu? Da muss man viel loslassen und die Leute machen lassen, aber eben auch immer im Austausch bleiben. Das funktioniert hier schon seit 13 Jahren gut und ich denke, das wird in Ehrenfeld auch funktionieren.

Wird es den Sendungsraum von einem bestimmten Stichtag an geben oder muss man sich die Schaffung eher als Prozess vorstellen?

Zunächst wird Pater Victor feierlich verabschiedet werden. Am 1. September werden alle Seelsorger ernannt. Danach beginnt der Prozess, wer welche Aufgaben übernimmt. Klar ist schon jetzt, dass beide Seelsorgebereiche getrennt bleiben. Es ist also keine komplette Fusion. Es gibt auch keine Vorgabe, darauf hinzuarbeiten. Dass sich aber Synergieeffekte ergeben werden, ist klar und es wäre dumm, diese nicht zu nutzen. Das wurde aus den ersten Gesprächen mit Kirchenvorständen, Pfarrgemeinderäten und den Leiterinnen von Kindertagesstätten, die ich schon geführt habe, deutlich. So ist es zum Beispiel sinnvoll, wenn eine neue IT beschafft wird, diese so zu installieren, dass alle Gemeinden daran angeschlossen werden. Es kommt ein Verwaltungsleiter und es wird eine Dreiviertel-Stelle einer Verwaltungsassistenz geschaffen, die für den gesamten Bereich zuständig sind. Somit bin ich von diesen Aufgaben entlastet. Das ist ein Zeitgewinn.

Wo sehen Sie Ihre Aufgabe?

Für mich geht es vor allem um die Frage, wie können wir heute den Glauben verkünden. Die Frage stellt sich mehr denn je. Wir haben etwa das Neubaugebiet Butzweilerhof. Wie sprechen wir da die Menschen an? Das gleiche gilt natürlich für die Menschen in Ehrenfeld. Da geht es auch darum, künftig neue Wege zu gehen. Es geht um die Frage, wie Übergänge gestaltet werden auf dem Weg von Kirche in eine andere Zeit. Der Erzbischof lädt ja dazu ein mit diesem pastoralen Zukunftsweg. Da steckt viel Freiheit drin, also Freiheit in dem, was man machen kann. Das ist etwas, was mich für den nächsten Abschnitt meines Berufslebens auch sehr reizt. Die inhaltliche Herausforderung von Glaubensverkündigung, Menschen ansprechen. Die Frage „Was soll ich Dir tun?“ - wie sie Jesus im Markus-Evangelium dem Blinden stellt, steht für mich dabei im Vordergrund.