Köln – Die Strukturreform der katholischen Kirche in Köln schreitet schneller voran, als erwartet. Nachdem im vorigen Jahr die City zu einem – inzwischen aus dem Sprachgebrauch getilgten – „Sendungsraum Innenstadt“ unter Leitung des früheren Generalvikars Dominik Meiering zusammengefasst worden war, kommen nun das Rechtsrheinische und Ehrenfeld an der Reihe. An diesem Wochenende wird allen Porzer Gemeinden mitgeteilt, dass sie als „Kirche in Porz“ künftig vom Finkenberger Pfarrer Berthold Wolff (Sankt Maximilian Kolbe) geleitet werden.
In Ehrenfeld bekommt der Bickendorfer Pfarrer Klaus Kugler zusätzlich die Verantwortung für den benachbarten Bereich Ehrenfeld, wo Pater Victor Heger vom Orden der Karmeliter die Altersgrenze von 75 erreicht. Ihm folgt zwar wieder ein Priester, der aber nicht mehr als Pfarrer fungiert. Die Gemeinden sollen die Neuregelung nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ nächstes Wochenende offiziell erfahren.
Schicksal des Karmeliter-Konvents unklar
Nominell betroffen sind etwa 30.000 Katholiken. Das Schicksal des bislang mit der Pfarrseelsorge beauftragten Karmeliter-Konvents sei unklar. Kugler wollte sich auf Anfrage ebenso wenig zu den geplanten Veränderungen äußern wie das Erzbistum. Dem Vernehmen nach wurden die Pfarrgremien aber bereits vor geraumer Zeit über die Beschlüsse der Bistumsleitung informiert.
In Porz entstand Handlungsbedarf durch die Versetzung des bisherigen Leitenden Pfarrers im Seelsorgebereich Christus König, Karl-Heinz Wahlen, als Kreisdechant nach Siegburg. Im benachbarten „Kirchengemeindeverband Rheinkirchen“ wiederum ist Pfarrer Thomas Rhein vor kurzem verstorben. Aus dieser doppelten Vakanz resultierte der Entschluss, die von Kardinal Rainer Woelki und der Bistumsleitung gewünschte Bildung größerer territorialer und organisatorischer Einheiten in Porz zeitnah umzusetzen.
Für mehr als 35.000 Katholiken zuständig
Zusammen mit Wolff werden auch die weiteren 18 Seelsorgerinnen und Seelsorge zum 1. März für sämtliche Porzer Gemeinden ernannt. Sie sind in dem neuen Verbund für mehr als 35.000 Katholiken zuständig. Den Gottesdienstbesuchern soll dazu ein Wort des Erzbischofs vorgelesen werden. Auch Personalchef Mike Kolb wendet sich mit einer schriftlichen Erklärung an die Gemeinden. Wolff sagte auf Anfrage, sein Team und er seien von einer Entwicklung eingeholt worden, „mit der wir erst in fünf oder sechs Jahren gerechnet hätten. Es hilft uns aber, dass wir schon seit zwei Jahren gemeinsam auf dem Weg sind.“
Zusammen mit der Neuorganisation in Ehrenfeld lassen die einzelnen Reformschritte eine Strategie erkennen: In mittlerer Frist soll das katholische Köln offenbar spiegelbildlich zur politischen Kommune – sprich: zu den Stadtbezirken – gegliedert sein. „Man muss kein Visionär sein, um darauf zu kommen, dass die Zusammenführung der Innenstadt-Pfarreien kein Einzelprojekt war“, sagt ein hochrangiger Bistumsvertreter.
Verwaltung des Mangels
„Der entscheidende Unterschied liegt darin, dass die Reform in der City mit dem Versprechen verbunden war, kein Seelsorge-Personal abzubauen, sondern im Gegenteil noch zusätzliche Priester und hauptamtliche Laien zu installieren“, sagt ein mit den Vorgängen vertrauter Geistlicher. „Wir pumpen da richtig Leute rein“, hatte Kardinal Woelki im vorigen Juni bei der Vorstellung des neuen Seelsorge-Teams für die Innenstadt gesagt. Hier sei es vor allem um die Publicity gegangen, so der Insider. In der Peripherie dagegen zeige sich jetzt, dass die Pläne eben doch Verwaltung des Mangels, konkret des Priestermangels seien – „letztlich auch nicht anders als in der Innenstadt, wo dem Erzbischof 2018 gleich mehrere Leitende Pfarrer abhandengekommen waren.“
Berthold Wolff zeigt sich dennoch optimistisch und willens, aus der Not eine Tugend zu machen. „Wir gehen davon aus, dass eine lebendige Kirche nicht daran scheitert, dass es weniger Priester gibt, und freuen uns auf den Dialog und die gemeinsame Begeisterung am Glauben“, schreibt er in den Pfarrnachrichten an diesem Wochenende. „Nur Ausputzen und Überbrücken hilft niemandem“, so Wolff im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Vom Erzbischof sehe er sich ausdrücklich darin unterstützt, „dass wir uns bewusstseinsmäßig neu einstellen“: „Kirche wird nur da sein, wo wir Kirche machen.“ Erste organisatorische Maßnahme ist eine vorläufige Neuordnung der Sonntagsmessen. Deren Zahl wird auf insgesamt sechs reduziert wird. Die Logik: Von den zwölf Kirchen in Porz teilen sich immer zwei eine „Messzeit“. Ein Wegfall von Kirchen sei nicht geplant, betonte Wolff.