Köln – Politische Auseinandersetzungen und tragische Unglücke standen in Köln neben der Corona-Pandemie im Mittelpunkt des Jahres. Wir schauen zurück auf das Jahr 2020.
Mitte März besetzten 30 bis dahin obdachlose Menschen ein leerstehendes Haus an der Marktstraße (hier lesen Sie mehr), das der Stadt gehört. Im Juni sollte das Gebäude zunächst von der Polizei geräumt werden, wozu es nach Protesten von Unterstützern jedoch nicht kam. Der Stadtrat beschloss schließlich, den Bewohnern für ihr Wohnprojekt ein anderes Gebäude anzubieten.
Vertrag für historische Mitte
Der Bau eines neuen Stadtmuseums und eines Kurienhauses auf dem Roncalliplatz ist wieder ein Stück näher gerückt. Die Stadt und die Hohe Domkirche unterzeichneten im April einen Vertrag über die Gründung einer Gesellschaft (hier lesen Sie mehr) bürgerlichen Rechts (GbR) für die Historische Mitte. Die Kosten für den Neubau werden auf insgesamt rund 144 Millionen Euro geschätzt.
Reihenhaus in Köln-Buchheim explodiert
Es war ein sonniger Frühlingsnachmittag Ende April, bis plötzlich ein Reihenhaus in einer ruhigen Wohngegend in Buchheim explodierte (hier lesen Sie mehr) und in sich zusammenbrach. Stundenlang suchen Rettungskräfte nach dem 79-jährigen Bewohner, bevor sie ihn am Abend tot in den Trümmern finden. Wie sich später herausstellen sollte, hatte Egon R., der seit 40 Jahren einsam in dem Haus lebte, eine Gasleitung geöffnet und so die Explosion herbeigeführt. Ob es ein Versehen war oder Absicht, wird wohl nie geklärt werden.
Spaziergänger vom Gereonshof verscheucht
Passanten unerwünscht: Nachdem ein privater Wachdienst mehrfach Spaziergänger vom Gereonshof, einem Stadtplatz im sanierten Gerling-Quartier, vertrieben (hier lesen Sie mehr) hatte, reagierte auch die Kommunalpolitik auf die Berichte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ und forderte die sofortige Freigabe der Nutzung für alle. Nach umfangreicher Prüfung des Grundbuchs und diverser Baulasteinträge fanden Stadt und Eigentümer schließlich eine Lösung und gaben den Platz wieder frei.
Reker bleibt Oberbürgermeisterin
Die Oberbürgermeisterin musste in den zweiten Wahlgang: In der ersten Runde der OB-Wahlen am 13. September erreichte Henriette Reker, die parteilose, von CDU und Grünen unterstützte Amtsinhaberin 45,1 Prozent der Stimmen, während der SPD-Kandidat Andreas Kossiski 26,8 Prozent der Wählerstimmen holte. Knapp zwei Wochen vor der Wahl hatten Umfragen die amtierende OB noch bei 61 Prozent gesehen. Die Stichwahl zwischen Reker und Kossiski am 27. September war indes eine klare Sache. Am Ende waren es 59,3 Prozent der Wähler, die für eine zweite Amtszeit Rekers votierten. Für den Sozialdemokraten sprachen sich 40,7 Prozent aus.
„Ich übernehme das Amt in Zeitenallgemeiner Verunsicherung“, sagte Reker nach ihrer Vereidigung in der ersten Ratssitzung nach der Wahl am 5. November. Für die kommenden fünf Jahre formulierte sie im Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ klare Prioritäten: „Ich will erstens beim Schulbau weiterkommen, zweitens bei der Verkehrswende mit Blick auf den Ausbau durchgängiger Radwege und drittens beim Wohnungsbau.“
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Die Kommunalwahl am 13. September stand deutlich im Zeichen des Wechsels. Statt SPD und CDU wählten die Kölner die Grünen zur stärksten Kraft im neuen Stadtrat. Sie verfügen nun über 26 Ratsmitglieder und ließen SPD und CDU mit jeweils 19 Mandaten weit hinter sich. Die Wähler haben mit ihrer Entscheidung den Anspruch formuliert, dass die Klimawende in Köln gelingen soll. Die Grünen, die seit 20 Jahren jeweils als Juniorpartner von SPD und CDU die Geschicke der Stadt mitlenken, müssen nun Verantwortung übernehmen. Wie die von ihnen dominierte Arbeit im Stadtrat aussehen soll, haben sie bereits angedeutet. Das Auto soll nach und nach zugunsten der Radfahrer und Fußgänger aus der Innenstadt verschwinden. Wie gut die Grünen mit CDU und Volt verhandelt haben, ist indes selbst intern umstritten. Der wichtige Posten des Stadtdirektors soll weiterhin von der CDU vergeben werden. Im Gegenzug sollen die Grünen das Verkehrsdezernat besetzen dürfen. Die SPD hat sich in die Oppositionsrolle gefügt.
Vergleich zum Archiveinsturz
Elf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn hat der Stadtrat einen Schlussstrich gezogen. Die Politiker stimmten Ende Juni einem außergerichtlichen Vergleich mit der Arbeitsgemeinschaft der beteiligten Bauunternehmen zu(hier lesen Sie mehr). Diese muss demnach 600 Millionen Euro an die Stadt bezahlen sowie zusätzlich auf eigene Kosten den eingestürzten U-Bahn-Tunnel zwischen Heumarkt und Severinstraße sanieren. Den Vergleich handelte Stadtdirektor Stephan Keller aus – inzwischen ist er Oberbürgermeister in Düsseldorf.
Betonplatte stürzt auf Auto
Das Unfassbare passierte am Freitag, 13. November, um kurz nach 10 Uhr auf der A3 zwischen Kreuz Köln-Ost und der Ausfahrt Dellbrück. Eine Betonplatte von sechs Tonnen löste sich von der Lärmschutzwand, stürzte herab und zerquetschte eine 66-jährige Kölnerin in ihrem Kleinwagen (hier lesen Sie mehr). Die Frau starb sofort. In den Folgetagen kam heraus, dass Baumängel Schuld an der Tragödie sind – und diese seit Jahren beim Landesbetrieb Straßen NRW bekannt waren. Warum trotzdem niemand etwas sagte, wird juristisch und politisch aufgearbeitet.
Ja und Nein zur FC-Erweiterung
Die geplante Erweiterung des FC-Trainingsgeländes im Grüngürtel (hier lesen Sie mehr) hat in diesem Jahr gleich zweimal hohe Wellen geschlagen. Der Stadtrat stimmte den Plänen für den Bau von drei neuen Trainingsplätzen im Juni mit den Stimmen von SPD, CDU und FDP zu. Im November vollzog die CDU dann die Kehrtwende. In den Sondierungsgesprächen mit den Grünen – die sich dagegen aussprachen, im Grüngürtel zu bauen – und Volt entschieden sich die Christdemokraten dafür, dem FC den Pachtvertrag für das Gelände zunächst zu verwehren.