- Der Stadt zufolge ist ein Haus in der Gummersbacher Straße als Alternative für das besetzte Haus bezugsfertig.
- Der Verein „Obdachlose mit Zukunft" lehnt das neue Haus ab - es habe starke Mängel, unter anderem Schimmel.
- Die Hausbesetzer sind bereit, die Marktstraße aufzugeben, wenn sie eine geeignete Alternative angeboten bekommen.
Köln – Das Gebäude an der Gummersbacher Straße in Deutz, das die Stadt den ehemals obdachlosen Menschen, die seit dem Frühjahr ein Haus an der Marktstraße in der Südstadt besetzt halten, als Alternative angeboten hat, sei „bezugsfertig“. Das hat Josef Ludwig, Leiter des Wohnungsamts, am Mittwoch nach einer Besichtigung bekräftigt, zu der die Verwaltung die sozialpolitischen Sprecher der Ratsfraktionen eingeladen hatte.
Das Haus, das bisher als Unterkunft für obdachlose Menschen genutzt wurde, biete Platz für 30 bis 35 Personen, heißt es in der Einladung. Zum Teil habe man Toiletten und Duschen neu installiert. Die Zimmer seien „zum Bezug hergerichtet und, sofern erforderlich, neu gestrichen worden“.
Es muss weiter renoviert werden
Geplant sei eine „Beheizung mit Elektroradiatoren“. Ludwig sagte in seinem Statement nach dem Termin, es seien noch Renovierungsarbeiten nötig. Veränderungen wie die Herausnahme von Wänden seien möglich und „Vorkehrungen für Gemeinschaftsküchen“ getroffen worden. Alles hänge nun davon ab, ob der Verein „Obdachlose mit Zukunft“ (OMZ), den die Bewohner des Hauses in der Marktstraße und Unterstützer gegründet haben, Bereitschaft zum Einzug zeige. Eben daran fehlt es.
Während sich die Ratspolitiker in dem Gebäude umsahen, standen der OMZ-Vorsitzende Andre Salentin und einige Mitstreiter davor und kritisierten, dass sie an dem Rundgang nicht teilnehmen duften; auch Medienvertreter waren ausgeschlossen. Salentin wiederholte, was er in einem offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben hatte: Er und die anderen Besetzer seien bereit, die Marktstraße zu verlassen, wenn eine geeignete Alternative angeboten werde.
Renovierungsbedürftig oder bezugsfertig?
Die Immobilie in der Gummersbacher Straße komme aber nicht in Frage. Die Räume seien zu klein und zu eng dafür, ein Corona-Schutzkonzept umsetzen zu können. Und zahlreich seien die Mängel, von schadhaften Installationen bis zu Schimmel. Zum Beweis zeigte Salentin Fotos, die er vor einigen Tagen gemacht habe.
Bei einer offiziellen Besichtigung würden die „schlechten Räume“ natürlich nicht gezeigt, kritisierte er. Zwischen dem früheren Bericht eines Architekten zur Frage der Bezugsfertigkeit und der Darstellung der Verwaltung hatten sich Widersprüche aufgetan.
Teure Renovierungen für Haus, das 2022 abgerissen wird
Alles in allem lasse sich das „Wohn- und Arbeitsprojekt“ des Vereins in dem Haus nicht verwirklichen, sagte Salentin. Hinzu kommt das Problem, dass dem OMZ das Gebäude aller Voraussicht nach nur bis Ende 2022 zur Verfügung stehen würde. Die GAG plant, es zusammen mit dem Nachbargebäude abzureißen und dort neuen Wohnraum zu schaffen.
„Wir können nicht nachvollziehen, warum die Stadt einen sechsstelligen Betrag in die Renovierung eines Gebäudes investieren sollte, nur um es 24 Monate später wieder abzureißen“, ist in dem Brief an Reker zu lesen.
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Ludwig sagte, in den zwei Jahren lasse sich beobachten, wie sich das Projekt entwickle, und parallel nach etwas „Adäquatem“ als Ersatz für das Übergangsquartier suchen. Für den Abend hatte der Verein Vertreter der Kölner Politik in die Marktstraße eingeladen.