Starkregen in Köln900 Feuerwehreinsätze – Campingplatz geräumt – Rheinpegel steigt
Köln – Überschwemmte Kreuzungen, vollgelaufene Keller, umgeknickte Bäume, dazu ein steigender Rheinpegel und ein völlig durchnässter Boden: Am Mittwoch hat es in der Stadt so viel geregnet wie lange nicht mehr. Vom frühen Morgen bis in die Nacht dauerte der zwischenzeitlich heftige Niederschlag an. Wie in den umliegenden Städten fielen auch in Köln bis zum frühen Abend an die 100 Millimeter pro Quadratmeter – mehr als im gesamten Juli vergangenen Jahres. Es war ein Tag, an dem man Briefträger hätte auswringen können und an dem Paketzusteller zu den Haustüren wateten. Ein Tag, an dem Schirme nicht mehr halfen, Keller, Blumenkästen und Schuhe gleichermaßen vollliefen und sich Menschen bis auf die Haut durchnässt ins Trockene flüchteten.
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Viele Bäume wie entlang der Militärringstraße knickten unter der Wasserlast und in aufgeweichten Böden um und begruben teils Autos unter sich. Für die Feuerwehr bedeuteten die Wassermassen bis zum frühen Abend mehr als 900 Einsätze. Verletzt wurde bis zu diesem Zeitpunkt niemand. Die Leitstelle hatte aufgrund der Wetterwarnungen ihren Dienst von Normal- auf Sonderbetrieb umgestellt und damit das Personal für Notrufe aufgestockt.
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Außerdem wurde für die Freiwillige Feuerwehr der sogenannte Gesamtalarm ausgelöst und alle Gerätehäuser besetzt. Die Berufskräfte sollten nach Möglichkeit in den Wachen gehalten werden, um für Notfälle frei zu sein. Einer der größten Einsätze führte die Feuerwehr nach Lövenich, wo ein Indoorspielplatz unter Wasser stand und ausgepumpt wurde. Mehrere Straßenzüge wurden durch Überschwemmungen unpassierbar, etwa Teile des Autobahnkreuzes Köln-Süd. Folge waren ab dem Nachmittag lange Staus auf den Autobahnen 4 und 555. Die Polizei meldete über den ganzen Tagesverlauf in der Stadt und auf den Autobahnen ein „hohes Unfallaufkommen“, wie ein Sprecher sagte.
Campingplatz geräumt
Ärgerlich war der Starkregen auch für die Gastronomie. Es war ein Tag, an dem Biergärten zerflossen und Ladenbesitzer ins Leere schauten. „Der Platz ist total leer“, sagte Bernd Berger. Für den ältesten Campingplatz Deutschlands bedeutet dies „eine wirtschaftliche Totalkatastrophe“. Schon am Vormittag hatte der Betreiber des Rodenkirchener Areals mit dem Räumen begonnen. Vorzelte der Dauercamper mussten leergemacht und Wohnwagen weggezogen werden. Und Berger steht wohl das Schlimmste noch bevor. „Wir sind durch, uns ist nicht mehr zu helfen. Wir können nur noch Daumen drücken, dass es uns nicht in den Hof reinläuft.“
Berger kennt das Juli-Hochwasser aus dem Jahr 1982. Aber nun – im Anschluss an einen siebenmonatigen Lockdown – ist er fassungslos. „In den sechs Wochen seit Wiedereröffnung sei der Tourismus ja noch gar nicht richtig angelaufen. „Und jetzt dauert es mindestens vier Wochen, bis man die Wiese wieder benutzen kann. Bis Mitte August läuft hier gar nichts mehr!“
Ganz so pessimistisch wollen die Betreiber des städtischen Campingplatzes noch nicht sehen. Auch der Platz ist geräumt. „Wir hoffen, dass das Wasser an der Kante bleibt“, betonte Michael Brinkmann, der die letzten trotz Starkregens anreisenden Touristen ins Binnenland schickte.
Rheinpegel steigt
Der Deutsche Wetterdienst warnt indes weiter vor extrem ergiebigen Dauerregen. An manchen Orten könne es bis Freitag ohne Pause durchregnen. Der Pegelstand des Rheins wird Prognosen zufolge weiter steigen. Allein am Mittwoch erhöhte sich der Wert um einen halben Meter auf 5,90 Meter.
Die Stadtentwässerungsbetriebe (StEB) erwarten, dass der Wasserstand am Freitagmorgen die sieben Meter überschreitet. Für das Wochenende seien acht Meter nicht auszuschließen. Am Mittwoch wurden erste Hochwasserschutzmaßnahmen im Kanalnetz durchgeführt und Pumpanlagen in Betrieb genommen. „Alles was nur Wasser fassen kann, ist pickepackevoll“, erklärt Ingo Schwerdorf, Abteilungsleiter der Wasserwirtschaftliche Planungen der Steb. Die Kanäle seien gefüllt, auch die Rückhaltebecken im Bereich Subbelrather Straße oder Maarweg. Das Kanalnetz sei für solche Wassermassen nicht konzipiert.
Die Stadt Erkrath fordert ihre Einwohner unterdessen bereits auf, kein weiteres Abwasser zu produzieren und möglichst nur noch die Toilette zu nutzen. Da kann die Steb für Köln Entwarnung geben. „Es gibt keinen Grund, dass die Kölner das Duschen einstellen müssen“, sagt Schwerdorf. „So schlimm ist es in Köln nicht. Die Kläranlagen sind so ausgelegt, dass sie mit den Mengen, die sie reinigen müssen, auch zurechtkommen. Alles andere speichert das Kanalnetz bis zu einem gewissen Punkt zwischen.“