Bis zu den Sommerferien sollen 350 Klassen von Kölner Schulen aufgeklärt werden. Ziel der Aktion: Schüler für brenzlige Situationen zu sensibilisieren.
Demonstration auf dem Kölner NeumarktADAC, Stadt und Polizei informieren Grundschüler über Gefahr des toten Winkels
Erst vor wenigen Tagen starb in Köln-Mülheim eine Radfahrerin, nachdem sie von einem abbiegenden Lkw erfasst worden war – womöglich spielte der tote Winkel auch bei diesem Unfall eine Rolle. Über diese Bereiche, die am Steuer eines Fahrzeugs trotz Gebrauchs von Außenspiegeln schwer einsehbar sind, klären der ADAC, die Stadt Köln und die Kölner Polizei regelmäßig mit Verkehrssicherheitsaktionen auf. Mehr als 2800 Grundschul-Klassen wurden in Köln seit 2009 bereits informiert – in diesem Jahr sollen bis zu den Sommerferien 350 weitere Klassen hinzukommen. Ziel der Aktion: die Schüler für brenzlige Situationen im Straßenverkehr sensibilisieren.
Wo lauern im Straßenverkehr welche Risiken?
Am Mittwoch fahren die Verkehrsexperten gleich mit drei schweren Lkw auf dem Neumarkt auf. Dreieckige Planen auf dem Boden stellen die toten Winkel dar. Die Kinder der Katholischen Grundschule Trierer Straße, die sich als erste Probanden aufstellen, können vom Fahrersitz aus nicht gesehen werden – sie wären beim Rechtsabbiegen im übelsten Fall mitgeschleift worden. „Das ist eine der wichtigsten Veranstaltungen der Verkehrserziehung“, sagt Lehrerin Susanne Ordon. Denn sie führe den Kindern sehr praxisnah vor Augen, welche Risiken im Straßenverkehr lauerten und wie sie sich richtig verhalten können.
An einem Polizei-Lkw bringt Verkehrssicherheitsberaterin Nicole Weber den Viertklässlern bei, dass es nicht nur rechts und links des Fahrzeugs tote Winkel gibt, sondern auch vorne und hinten. Und: „Je größer das Auto ist, desto größer ist auch der tote Winkel.“ Eine der wichtigsten Regeln ist deshalb, über den Außenspiegel oder unmittelbar den Blickkontakt zum Fahrer zu suchen: „Wenn Ihr den Fahrer seht, kann er euch auch sehen“, so Nicole Weber. Aber verlassen können sich Fußgänger oder Radfahrer natürlich nicht darauf. Daher sind Vorsicht und Abstand geboten.
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Verantwortung soll nicht auf schwächere Verkehrsteilnehmer übertragen werden
Es gehe darum, Kinder für diese gefährlichen Situationen zu sensibilisieren, sagt Thomas Müther, Sprecher des ADAC Nordrhein. Ziel sei natürlich nicht, die Verantwortung auf schwächere Verkehrsteilnehmer zu übertragen. Der ADAC appelliert daher auch an Unternehmen, die Spiegel an ihren Lkw korrekt einzustellen, um so die toten Winkel zu reduzieren. Innerstädtisch müssten sie sich an die Vorgabe halten, nur mit Schrittgeschwindigkeit rechts abzubiegen. Ab Juli 2024 müssen überdies alle neu zugelassenen Lkw und Busse über Abbiegeassistenten verfügen, die zum Beispiel mit akustischen Signalen vor Gefahren warnen.
Nicole Weber von der Polizei Köln hält trotz technischer Vorkehrungen viel von Aufklärung und Prävention: „Der Fehlerfaktor Mensch wird immer vorhanden sein“, so die Hauptkommissarin. Außerdem seien noch immer viele Lkw unterwegs, die unzureichend mit zusätzlichen Außenspiegeln ausgestattet seien.
Die Kinder der KGS Trierer Straße dürfen an diesem Morgen auch die Perspektive eines Lkw-Fahrers einnehmen. Der neunjährige Alexander wird hier Zeuge, wie der tote Winkel – natürlich nur im Rahmen der Übung – zehn Klassenkameraden einfach verschluckt. „Das hätte ich nicht gedacht“, sagt er danach: „Wenn ich einen Lkw sehe, passe ich ab jetzt besser auf.“