Die Band „The Red Flags“ hat durch ihren Auftritt bei Jan Böhmermann viel Aufmerksamkeit bekommen. Jetzt arbeiten die vier an einem ersten Album.
„Rock am Ring“-ÜberraschungKölner Band spricht über Erfolg nach Auftritt bei Jan Böhmermann
Murphy testet ihre Gitarre aus, während Polly ihr Mikro richtig einstellt. Daneben steht Joe und zieht sich den Gurt ihrer Bassgitarre über. Von Mika hört man ein leises Klingeln vom Becken am Schlagzeug. Die Band bereitet bei ihrer Probe ihren Song „Red Gauloises“ vor. Der Rhythmus, der Sound, Pollys Stimme – der Song geht schnell in den Kopf, und nicht mitzuwippen ist keine Option. Der Klang immer ein bisschen kratzig, ein bisschen roh, doch das ist so gewollt und macht Laune. Als Mischung aus Grunge, Punk und Alternative Rock bezeichnen „The Red Flags“ aus Köln ihre Musik.
Die Red Flags, das sind die vier jungen Frauen Mika, Polly, Murphy und Joe. Das sind ihre Spitznamen, die sie auch untereinander immer benutzen. Sie haben sich in der Schulzeit zusammengefunden, gut zweieinhalb Jahre erst ist das her. Jetzt, nach dem Abitur, sind die drei 19-Jährigen und eine 18-Jährige dabei, sich in ihrer Band richtig auszuprobieren. Aufmerksamkeit erlangten die vier vor allem diesen Sommer, als sie in der ZDF-Show „Lass dich überwachen“ bei Moderator Jan Böhmermann auf der Couch saßen.
Jan Böhmermann verschaffte Kölner Jung-Band Auftritt bei Rock am Ring
„Es war einfach krass, als seine Stimme aus dem Off kam“, erinnert sich Mika an das erste Treffen mit dem Moderator bei einem vom ZDF inszenierten Fake-Interview mit der Band. „Du rechnest ja nicht damit, dass plötzlich Jan Böhmermann in einem Pulli mit dem Logo deiner Band darauf vor dir steht!“
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Es war als Überraschung für die Band gedacht, im Zuge der geplanten Sendung von „Lass dich überwachen“. Zentraler Bestandteil der Sendung ist es nämlich, die Gäste – die allesamt denken, sie sind zu Gast in einer anderen ZDF-Show – online zu durchleuchten. So stieß das Team von Jan Böhmermann auf ein TikTok-Video der Kölner Band. Und wollte den vieren zu einem fulminanten Auftritt verhelfen.
Gesagt, getan. Nachdem der erste Schock über das plötzliche Auftauchen von Jan Böhmermann überwunden war, organisierte das ZDF für die „Red Flags“ einen Auftritt beim Musikfestival „Rock am Ring“, wo die Jung-Band von Querbeat auf die Bühne gerufen wurde, und schenkte der Band einen Gutschein für eine Studio-Session mit Moses Schneider, der auch schon Bands wie AnnenMayKantereit produzierte.
Seitdem hat sich für Polly, Mika, Murphy und Joe so einiges getan. „Der Auftritt im Fernsehen und bei Rock am Ring hat schon einiges gebracht“, sagt Mika. „Danach sind unsere Zahlen auf Spotify von 1000 auf 10.000 gestiegen und wir haben mehr Anfragen und Buchungen erhalten.“ Jetzt sei der Hype zwar wieder etwas abgeflacht. „Aber er hat etwas in Gang gebracht“, so Polly.
„Wir arbeiten gerade an unserem ersten Album“, erzählt sie. Das machen die vier zusammen mit Moses Schneider. „Wir haben nach der ZDF-Sendung den Kontakt zu ihm bekommen. Mit dem Gutschein war ursprünglich geplant, dass wir zwei Tage in sein Studio kommen, um eine Single aufzunehmen.“ Doch jetzt nimmt Moses Schneider mit ihnen das ganze Album auf.
Red Flags begannen als Gruppenprojekt in der Schule – jetzt treten sie in Clubs auf
„Er hat das von sich aus angeboten, nachdem wir ein paar Mal gesprochen hatten“, sagt Murphy mit einem breiten Grinsen. „Er sagte, er macht das pro bono.“ Zehn bis zwölf Songs aus dem Repertoire, das die Band sich in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet hat, sollen auf dem ersten Album sein. Den Titel will die Band allerdings noch nicht verraten.
„Moses kommt zu uns nach Köln für einige Proben“, sagt Joe. „Wir gehen dann alle Songs und Arrangements durch. Danach geht es für uns nach Bremen, um die Instrumente aufzunehmen. Und dann nach Berlin für Vocals und Overdubs.“
Ein Jahr Zeit für die Band-Arbeit: „Wir schauen, was draus wird“
Mit ihrem Wunsch, professionell Musik zu machen, meinen die vier es durchaus ernst. Angefangen hätten die Red Flags 2022 als Gruppenprojekt in der Schule für ein Weihnachtskonzert, berichtet Murphy, die für Lead-Gitarre und Background-Vocals zuständig ist. „Ich war zuerst gar nicht in der Band“, lacht Mika, die inzwischen die Schlagzeugerin ist. „Aber bin dann spontan eingestiegen.“ Joe übernimmt die Bassgitarre und Background-Gesang, Polly ist die Lead-Sängerin und spielt Rhythmus-Gitarre.
Nach dem ersten Konzert wollte die Band weiter zusammenbleiben, um mit Auftritten die Abi-Kasse des Jahrgangs aufzustocken. Dann ging es weiter. Es folgten Auftritte in Jugendzentren und auf Sommerfesten. Auch beim internationalen Musikwettbewerb „SPH Music Masters“ machten die vier mit und belegten den ersten Platz.
Jetzt haben sie sich nach dem Abi ein Jahr Zeit für die Band genommen, „um zu schauen, was draus wird“. „So etwas braucht Raum und Zeit, und man muss sich dran setzen“, betont Polly. Dass die vier Freundinnen als reine Frauen-Band im Grunge- und Rockgenre etwas aus der Norm fallen, ist ihnen bewusst.
„Wir hatten früher schon so ein bisschen das Gefühl, wir mussten härter und lauter spielen, um als Frauen gehört zu werden“, sagt Murphy. Immer wieder fühlten sie sich nicht wirklich ernst genommen und gehört, erzählt Mika. „Doch wenn wir auf die Bühne kommen, zeigen wir immer, wer wir sind und dass wir auch anders können.“