Köln – Bis zum letzten Platz besetzt war der Dom beim Gedenkgottesdienst für Peter Griesemann, den Ehrenpräsidenten der Blauen Funken, seine Ehefrau Juliane, ihre Tochter Lisa Griesemann und deren Lebensgefährten Paul Föllmer. Zu den Gästen, die am Samstagmittag in die Kathedrale gekommen waren, zählten Angehörige - darunter die Söhne Björn und Georg Griesemann mit Familien - , Freunde und Freundinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Griesemann-Gruppe, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, weitere Kölner Spitzenpolitiker und zahlreiche Karnevalisten.Am 4. September waren die vier Verstorbenen mit einem Privatflugzeug, das Peter Griesemann steuerte, im südspanischen Jerez aufgebrochen. Ziel war Köln, doch die Cessna 551 flog mit Kursänderungen weiter bis über die Ostsee. Dort stürzte sie am Abend vor der Küste westlich der lettischen Hafenstadt Ventspils aus noch ungeklärter Ursache ins Meer.
Trauer im Kölner Dom um Familie Griesemann spendet „Trost und Kraft“
In den Tagen nach dem schockierenden Unglück habe sich nach und nach zur Gewissheit verdichtet, dass alle Insassen ums Leben gekommen seien, „auch wenn wir es heute immer noch nicht fassen können“, sagte Mike Kolb, Regimentspfarrer der Blauen Funken, der mit Domdechant Robert Kleine den Gottesdienst zelebrierte. „Uns alle verbindet zutiefst unsere Hilflosigkeit und unser gemeinsames Hiersein.“
Auch wenn man den Schmerz „nicht wegdrücken und auflösen“ könne, spende es Trost und gebe Kraft, dass „wir zusammen traurig sein können“. Über Lisa Griesemann (26) und Paul Föllmer (27) sagte Kolb, sie hätten sich in Bornheim-Merten „kennen und lieben gelernt“ und „einander gutgetan“. Gemeinsam hätten sie das Gestüt „Dreilindenhof“, eine Reitsportanlage in Wachtberg, aufgebaut, und mit den Jahren habe sich die Liebe der beiden, „denen die Zukunft zu gehören schien“, vertieft. Zwischen ihnen und Peter und Juliane Griesemann habe gutes Einvernehmen geherrscht. Davon zeugten die gemeinsam verbrachten Urlaube, ob in Spanien oder in Kärnten.
Blaue Funken trauern um Ehrenpräsident Peter Griesemann
Peter Griesemann, der 72 Jahre alt wurde, war Chef der Griesemann-Gruppe, eines erfolgreichen Anlagenbau-Unternehmens mit Hauptsitz in Wesseling, rund 1600 Beschäftigten und mehr als 40 Standorten in Deutschland, Österreich und den Niederlanden. Heute ist Björn Griesemann, Präsident der Blauen Funken, Geschäftsführer des Familienunternehmens. Seit 1990 war sein Vater Mitglied des Senats der Blauen Funken, von 2000 bis 2014 Senatspräsident und danach, bis 2018, Präsident und Kommandant des 1870 gegründeten Traditionskorps.
Überdies war er Präsident des Bauvereins Sachsenturm. Der Turm, Teil der historischen Stadtmauer, ist seit 1970 Hauptquartier der Blauen Funken und soll um einen Anbau erweitert werden. Mit großem Fleiß, Schaffenskraft und Gestaltungswillen habe Peter Griesemann das Unternehmen aufgebaut, sagte Pfarrer Kolb. Juliane Griesemann, die 68 wurde, habe ihn in den 47 Jahren ihrer Ehe den Rücken gestärkt und ihn mit ihrer „warmherzigen und heiteren Art“ auf dem gemeinsamen Weg gestützt.
„Die Liebe hört niemals auf“
Kolb bezog sich auf die Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, als er vor einem Moment des gemeinsamen Schweigens der weit über tausend Besucher und Besucherinnen sagte: „In die Stille hinein tragen wir die Zusage Gottes: Die Liebe hört niemals auf.“
Auf der Altarinsel hatten sich Standartenträger der Blauen Funken, anderer Traditionskorps und des Festkomitees Kölner Karneval postiert. Vor ihnen standen zwei Staffeleien mit großformatigen Fotos der verstorbenen Paare. In Versionen für Orgel und Trompete waren bekannte Melodien zu hören, darunter eine Improvisation über „Angels“ von Robbie Williams und „Ich wünsch dir Liebe ohne Leiden“ von Udo Jürgens. Vor den Tischen mit Kondolenzbüchern bildeten sich Schlangen.
„Wir danken allen Rettungskräften und Helfern“, heißt es in der Trauerbotschaft der Familien Griesemann und Föllmer auf dem Programmheft zum Gottesdienst. „Unser größter Dank gilt unseren Familien, unseren Freunden, Kolleginnen und Kollegen sowie unseren Blauen Funken. Eure große Anteilnahme, tröstenden Worte, Euer stilles Mitgefühl und die vielen Umarmungen tragen uns durch diese dunkle Zeit. Das Gefühl der tiefen Verbundenheit gibt uns Kraft für den großen Verlust, den wir erlitten haben.“